The Commitments / 20.01.2009, Pumpwerk, Wilhelmshaven
Pumpwerk, Wilhelmshaven
The Commitments
Pumpwerk, Wilhelmshaven
20. Januar 2009
Konzertbericht
Stil: Soul


Artikel vom 26. Juli 2009


Wolfgang Giese
Große Vorschußlorbeeren hatte dieses Konzert durch die Presse erhalten, »The Original from Dublin« war unter anderem zu lesen.
Den Film "The Commitments" zur Entstehung dieser Band finde ich wirklich gut und er hat mir Spaß bereitet, nicht so dieses Konzert.
Gerade zwei Originalmitglieder der Band, die sich in dem Film formierte, waren noch dabei: Kenneth McCluskey (Derek 'Meatman' Scully), der linkshändige Bassist, der nun an der Gitarre zu hören war, und Dick Massey (Billy 'The Animal' Mooney) an den Drums.

Sie hatten folgende Musiker mitgebracht:
Joe 'The Moose' Walsh, Lead & Backing-Vocals
Karen Coleman & Claire Malone, Lead & Backing Vocals
Abraham Hampton, Keyboards
Erich Okafo, Bass
Alex Mathias, Tenor-Saxophone
Stefano Muscovi, Trumpet

Wenn ich mir die Platte "Music From The Original Motion Picture Soundtrack" der Formation anhöre, dann wird mir der Unterschied stark bewusst. Zunächst sang am 20.01.2009 kein Andrew Strong [Frontmann "Deco Cuffe" der Gruppe Commitments - Anm. d. Red.], sondern eher ein Andrew Weak.
Nun gut, im Vergleich gesehen machte Walsh eher den Eindruck eines 'nicht so hochwertigen' Entertainers, der in Las Vegas sicher die Schenkelklatscher auf seiner Seite hätte. Hier aber wirkte der an sich stimmgewaltige Ire eher blut- oder besser soul-leer, und seine Witzchen waren mitunter auch sanft beleidigend, auch wenn es die Anwesenden vermutlich ob ihrer Begeisterung gar nicht so mitbekamen. Beispiel : »This is a song dedicated to the German women: Hard To Handle!«
Zur Sangeskunst von Walsh als auch der beiden Background-Damen, die sogar einige Stücke als Leadsängerinnen zu Gehör bringen durften, ist zunächst einmal zu sagen, dass sie mehr durch viel Geschrei und im Falle der blonden Claire Malone durch mächtiges Gekrähe brillierten. Walsh war insofern noch am überzeugendsten, eigentlich immer dann, wenn es langsamer wurde und so machte er bei "Dark End Of The Street" von Mr. Morrison eine gar nicht mal so schlechte Figur.
Zu hören gab es jede Menge Soulklassiker wie "Mustang Sally, " "Chain Of Fools", "Try A Little Tenderness", "Land Of 1000 Dances", "Do Right Woman, Do Right Man", "Take Me To The River", "Hold On I'm Comin" und alle anderen 'üblichen Verdächtigen'.
Ein Superprogramm insofern und der Start der Show war dann auch recht vielversprechend. Mr. McCluskey intonierte wie Steve Cropper als Rhythmusgitarrist, er machte das sogar recht ordentlich. Doch immer dann, wenn ein kleines Solo angesagt war, kam das große Versagen, und nach jedem Stück kam immer mehr Langeweile dergestalt auf, dass die Band wie statisch am Boden klebte. Es plätscherte wie ein Wunschkonzert dahin, die einzelnen Nummern und deren eigene Seele verkamen zu einer Art Einheitsbrei. Leider erschienen die Songs irgendwie austauschbar, die Musiker vermochten nicht, die jeweilige Einzigartigkeit herauszuarbeiten. Dem Publikum schien das egal.
Mir jedoch fiel auf, dass im Vordergrund knallendes Schlagzeug die Bläsersection (im Einklang beider Instrumente gar nicht mal so schlecht) immer wieder auf die gleiche Weise auszuschmücken schien, Bass und Keyboards eher untergeordnete Funktion hatten und man so nur von Stück zu Stück hetzte. Das Programm schien regelrecht 'heruntergerappelt' zu werden, es machte im Verlauf des Abends einfach keinen Spaß, das war mindestens drittklassig.
Echten Soul, echtes Feeling vermochte ich nicht zu vernehmen, die Frische, Unbekümmertheit und Spontaneität der sich im Film formierenden Band war hier rein schlechtem Entertainment gewichen, das von ständig blöden Witzen um's Saufen geprägt war. Das Witzigste daran war noch, dass ein Stück sinngemäß dem Bier gewidmet war: "I've Been Loving You Too Long".
Wo ich gerade die minimalen Fähigkeiten des Gitarristen als Solist erwähnte, muss das auch auf die beiden Bläser in Maßen gelten. So vermochte der Trompeter in seinen wenigen und viel zu kurzen Soloeinsätzen noch etwas Feuer in das Geschehen zu tragen, doch spätestens, wenn der Saxer zum Solo anhob, erlosch dieses Feuer ob seiner stark limitierten solistischen Einwürfe alsbald.
Der Schlagzeuger vermochte anlässlich seines Solos wenigstens eines, mich stark zum Schmunzeln zu bringen, so einfallslos und langweilig war das einfach, was er da bot.
Schade, denn dem eigentlich doch guten Begehren, als »hardest working band of the world« den Soul unter's Volk zu bringen, wurde dieses Konzert zumindest für mich nicht gerecht. Das bot eher Abschreckung für all jene, die erstmals das hörten, was hier als Soul verkauft wurde.
Vielleicht hätte einiges wesentlich besser ausgesehen, wenn die Abmischung ordentlicher gewesen wäre.
Denn leider war es auch der 'Verdienst' des Mixers, dass die Stücke in einen Einheitsbrei übergingen. Man konnte bisweilen kein Instrument mehr klar orten, die Stimmen, die sich vehement gegen diese Schallwand anquälen mussten, waren zwangsläufig zum Schreien verdammt, akzentuierte und soulvolle Klänge konnten gar nicht aufkommen, und so überschlugen sich die Töne mitunter zu einem einzigen Pfeifen und Gequietsche, dass es schon fast an Körperverletzung grenzte.
Da macht Zuhören dann auch gar keine Freude mehr.
Meistens habe ich bei Konzerten den Wunsch nach immer weiteren Zugaben, hier war ich froh, dass es vorbei war.
Also - die rote Karte zunächst an den Mixer und sein 'Nichtgehör', die Band hat sie vielleicht gar nicht verdient, aber eine gelbe bestimmt.
Die Presse überschlug sich - im Gegensatz zu meinen Ausführungen - allerdings mit Lobhudeleien: »Die Commitments" - bekannt aus dem gleichnamigen Film- spielten ein mitreißendes Konzert im Pumpwerk. Neun Vollblutmusiker lieferten eine schweißtreibende Show ab«. Auch von Leidenschaft und Soul in den Stimmen wurde hier geschwärmt, ich weiß manchmal gar nicht, in welcher Weise man sich hier wirklich mit der Musik und den Gegebenheiten ernsthaft abgibt.
Vollblutmusiker habe ich jedenfalls nicht gehört, Soul in den Stimmen, wie bitte????? Schweißtreibend war es sicherlich, dass lasse ich mal so stehen.
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