Spielzeit: 58:28 Medium: DVD Label: Eigenproduktion, 2008 Stil: Blues Review vom 10.05.2008 Joachim 'Joe' Brookes

Post aus Amerika.
OK, da kommt schon einmal ein Päckchen über den Teich. Allerdings konnte ich meine Überraschung nicht zurückhalten, als ich den Absender las: The Blues Foundation, 49 Union Ave, Memphis TN 38103.
Moment mal! Wie jetzt? Die Blues Foundation schickt mir Post. Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut und irgendwie fühle ich mich geehrt. Wie kommt diese Vereinigung auf mich?
Eine Frage, die wohl unbeantwortet bleiben wird.

Mit einen gewissen Hauch von Exklusivität liegt RockTimes nun eine audio-visuelle Premiere vor: »For the first time ever, Blues fans around the world can enjoy the excitement of the Blues Music Awards even if they were not abel to attend.«
Die Idee, eine DVD der Preisverleihung zu öffentlichen, ist eine Klasse für sich.
Wer hat schon die Gelegenheit, live bei der Veranstaltung im Cook Convention Center in Memphis dabei zu sein? Aus unseren Breitengraden wahrscheinlich nur ganz wenige Anhänger des Genres.

In einer knappen Stunde wurden die siebenstündigen Feierlichkeiten vom 10.05.2007 zusammengefasst und wir bekommen viel Musik zu sehen und natürlich zu hören.
Im Vorspann steht unter anderem: »So sit back and enjoy and try not to think too much about what you missed by not being there in person.« Der Rezensent ist schon überglücklich ob der Tatsache, dass es jetzt überhaupt ein Dokument dieser Mammut-Veranstaltung gibt.

Bereits während des Vorspannes ist Otis Taylor zu hören. Dann die ersten Bilder… . Oh, Mann! Welch eine Bildqualität!
Taylor spielt zusammen mit Guy Davis und Alvin 'Youngblood' Heart.

Alex Coleman begrüßt alle Anwesenden und durch eine sanfte Überblendung kommt es zu den ersten Preisverleihungen: Unter anderem für den 'Acoustic Artist'… David 'Honeyboy' Edwards.

Es geht weiter mit akustischem Blues: Rory Block erhält ihren Blues Award. Hammer, hat die ein Outfit! Ihr Song aus dem letzten Album ist natürlich auch Klasse.
Ohne Pause geht es weiter mit Watermelon Slim And The Workers. Harp-Blues ist angesagt und die Musiker haben sich richtig in Schale geworfen. Der Slim ist auf der Bühne viel unterwegs und bleibt nur still stehen, wenn er mit beeindruckender Stimme singt.

Elvin Bishop erzählt Dusty Baker einiges über seine Gibson-Gitarren. Eine nette Art den Haupt-Sponsor ins Gespräch zu bringen. Es folgen weiter Preis-Verleihungen. Marcia Ball erhält den Pinetop Perkins-Piano-Player-Award. Der frühere Muddy Waters-Tastenmann ist persönlich anwesend, um die Gewinnerin bekannt zu geben.
Dann singt Irma Thomas, ebenfalls mit einem Award ausgezeichnet, begleitet von Ball, eine wunderschöne Ballade.
Es folgt Dion mit einem akustischen Groove-Schleicher. Gottlob gibt es bei der Veranstaltung keine Lightshows. Dann ist Soul-Blues angesagt: Bobby Rush entert die Bühne und geschickt blendet man die Verleihung ein, die mit Musik unterlegt wird. Nach seiner Danksagung geht es zurück zu seiner heißen Live-Performance.

Blues Rock ist als nächstes angesagt: Guitar Shorty fetzt los.
Wieder wird kurz die Übergabe des Preises an ihn gezeigt und dann rockt der Mann inklusive Band das Convention Center… .

Ups, John Mayall steht als Pate für den Harp-Player des Jahres 2007, Charlie Musselwhite am Mikro. Mayall verteilt noch weitere Preise und leider laufen bei der Solo-Einlage von Slick Ballinger Ton- und Bildspur nicht synchron. Schade! Dieses ist allerdings der einzige Wermutstropfen auf der DVD.

Dann kommt es aus meiner Sicht zu einem echten Highlight: Ein Harp Blowout mit fünf Spielern: Mark Hummel, dann Kim Wilson, Willie 'Big Eyes' Smith, Mitch Kashmar, Magic Dick und last but not least Johnny Dyer. Harp überall, wo man hinhört und -sieht.

Der Alligator Records-Chef Bruce Iglauer macht deutlich, wofür der Heart-Found der Blues Foundation gut ist, denn dadurch konnte die Beerdigung des Ausnahme-Bluesers Carey Bell finanziert werden.
Live folgt ein Beitrag von Lil' Ed & The Blues Imperials … klar, mit einem Slide-geprägten Song.
Janiva Magness lässt tief blicken und singt einen Song zusammen mit einem anderen Gewinner, Tab Benoit, der sie mit seiner Band begleitet.

Zum krönenden Abschluss haut die Legendary Rhythm & Blues Revue einen kräftigen Blues-Rock'n'Roll mit dem Titel "Looking For Love" raus und es folgt der Abspann.

Sehr unterhaltsame 60 Minuten vergehen wie im Flug, aber es gibt noch so etwas wie eine Zugabe: Im Hauptmenü sollte man sich den mit 'More' bezeichneten Teil nicht entgehen lassen, denn dann kann man ein weiteres Lied ("We Make A Good Gumbo") mit Tab Benoit, Louisiana LeRoux und Janiva Magness, die ein sehr speziell gearbeitetes Washboard spielt, bewundern. Außerdem enthält dieser Part noch eine beachtenswerte Harp-Soloeinlage von Guy Davis.

Im Info-Blatt steht, dass man sich die DVD auf der Internet-Seite der Blues Foundation bestellen kann. Mit 8 von 10 RockTimes-Uhren lohnt sich die Anschaffung allemal.