Baden Metal Compilation Vol. 2 / Flight Of The Griffin
Baden Metal Compilation Vol. 2 Spielzeit: 77:32
Medium: CD
Label: Infinitive Metal Promotion, 2013
Stil: Heavy Metal

Review vom 04.09.2013


Jan Bundels
Ich bin gegenüber Compilations sehr gespaltener Meinung. Einerseits sind sie gerade für noch nicht etablierte Bands eine perfekte Möglichkeit, ihr Können einem breiterem Publikum zu präsentieren. Andererseits haben die Gruppen meist nur einen Song Zeit sich zu präsentieren. Haben sie, vielleicht aus Betriebsblindheit, den falschen Song gewählt, kann sich das dauerhaft negativ auf die Entwicklung der Bands auswirken.
Aber das alles soll bei der "Baden Metal Compilation Vol. 2 ~ Flight Of The Griffin~" keine Rolle spielen. Wie der Name schon sagt, werden hauptsächlich Bands aus dem Süden Deutschlands präsentiert.
Den Anfang machen Sons Of Sounds mit ihrem Track "Immortal". Dieser ist unspektakulär produziert und hat auch sonst nicht so viel, dass einem im Kopf hängen bleibt. Nur die mit übermäßig Pathos beladene, weinerliche Stimme des Sängers hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Insgesamt aber netter Heavy Metal im 80er-Jahre-Stil.
Dann folgen Storm Warning mit dem Titel "Leaving The Circle", der ebenfalls in den 80ern verwurzelt ist. Auch hier ist die Stimme das größte Manko. Leider ist auch das Songwriting noch nicht ausgereift, so dass Storm Warning noch einige Zeit investieren müssen, um eingängigeres Material zu produzieren.
Auf dem dritten Slot befinden sich die 'Proto Power-Metaller' von Sceptor, die ihren Job mit "Take Command" ziemlich gut machen. Eingängige Songstrukturen sorgen für ein mitwippen des Fußes, die Gitarren sind fett und die Rhythmusfraktion macht ebenfalls ordentlich Lärm. Nur der Gesang ist etwas zu weit in den Hintergrund produziert. Ansonsten eine klasse Leistung!
Es folgen Malice in Wonderland mit "This Time The Galaxy". Präsentiert wird hier Gothic Metal von ausgesprochen guter Qualität. Getragen wird die Nummer definitiv vom großartigen Refrain. Ansonsten wechseln sich männlicher Growlgesang mit weiblich-klaren Passagen ab, eine Menge Pathos und Weltschmerz ist ebenfalls zu entdecken, also alles ganz Genretypisch. Wenn sich Malice in Wonderland noch einige Eigenheiten einfallen ließen, steht hier auf jeden Fall schon ein Kandidat für erfolgreiche Albenveröffentlichungen bereit.
Erstmals gibt es mit "Für die Ewigkeit?" von Maersung einen deutschsprachigen Beitrag. Der Song erinnert mit seinem Vibe ein wenig an ältere Amorphis oder Paradise Lost-Produktionen, nur mit kleinerem Budget, etwas das hier jedoch nicht 'billig' wirkt, sondern dem Ganzen einen sehr besonderen Charme verleiht. Maersung haben auf jeden Fall das Zeug zu vielen guten Veröffentlichungen.
Danach folgt "Distance Calling" von Bloodforge, wieder ein englischsprachiger Beitrag. Aber was für einer! Schon das Intro tritt ordentlich Arsch und auch sonst verliert der Melodic Death Metal-Track nichts von seiner Energie und Wuchtigkeit. Ein sehr gelungener Beitrag, dessen Ende sich jedoch ein wenig zieht.
Mit "Last Journey" von The Privateer geht es eher in folkigere Gefilde, die jedoch noch ordentlich Black Metallisch angehaucht sind. Aber wichtiger als die Genreeinordnung ist: Die Nummer macht unglaubliches Spaß! Die Melodien sind prima zum Mitschunkeln, der sich abwechselnde Gesang zwischen klar und glutural ist prima gelungen und sie haben eine Violine, die nicht penetrant im Vordergrund einem die Gehörgänge wegfidelt, sondern den verspielten Charme von The Privateer voll unterstützt. Mit eines der Highlights auf dem Sampler.
Aber das war es erst mal mit Melodie, denn Painful begeben sich nun vollständig in den Schwarzmetallischen Abgrund der Verdammnis und schmettern dem Hörer ein gitarrenlastiges, ohne erkennbare Mitten auskommendes, Machwerk fiesester Machart um die Ohren. Für einen Sampler ist das ein ausgezeichneter Beitrag, nur für ein Album müssen sich die Mannen noch etwas mehr Abwechslung einfallen lassen. Ansonsten wird das schnell langweilig.
Weiter geht es mit Black Metal mit gehöriger Thrash-Schlagseite. Gefrierband hauen mit "Eva" einem ein Brett um die Ohren, von dem man wünscht, dass das alles nicht schon nach knapp zwei Minuten vorbei wäre. Mehr davon!
Hell yeah! Auf so etwas wie Chaossphere habe ich gewartet! "Shred Faction" ist eine lupenreine Thrash Metal-Walze, die sich mit brutaler Gewalt in das Gehirn fräst. Mehr gibt es eigentlich nicht zu Sagen. Das absolute Highlight des Samplers. Ich hoffe, dass ich Chaossphere irgendwann mal live bewundern kann, denn DIESER Sound muss live selbst Genregrößen wie Kreator oder Slayer in nichts nachstehen.
Den undankbaren Slot nach meinem persönlichen Highlight nehmen Pessimist mit dem Titel "Feindfahrt" ein. Und sie machen ihre Sache ausgesprochen gut. Wieder ein Thrash Metal-Brett. schneller noch als die samplerbedingten Vorgänger lässt dieser Song auf einem Konzert sicher niemand am Leben. Großes Tennis!
Man merkt, dass auch der Nachwuchs immer mehr im Thrash Metal verwurzelt ist. Auch Mission in Black mit "Holy War" sind eine solche Band. Sehr zu meinem Bedauern klingen diese jedoch sehr nach den 90ern, einer Zeit, in der der europäische und US-Amerikanische Thrash Metal in einer Krise steckte. Der Song ist ohne Ecken und Kanten und furztrocken produziert. Ein interessanter Aspekt ist jedoch die leichte Öffnung zum traditionellen Metal hin, dass der Band dann doch eine interessante Facette verleiht (neben dem grandiosen Solo), auf der man aufbauen kann.
Thrashig geht es weiter, auch wenn Paniczone einen gewaltigen Teil Death Metal beimengen. Klingt sehr gefällig, wenn auch etwas zu austauschbar. "Seeking Domination" ist kein schlechter Song, doch gibt es solche Tracks überall zu finden.
Das gleiche gilt auch für Lamera mit "Onus". Nicht schlecht gemacht, alles scheint zu stimmen, geht jedoch zum einem Ohr rein und aus dem anderen wieder raus. Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber für meinen Geschmack ist das einfach zu generisch.
Den ersten Abschluss bilden Solid mit "Murder Diary" mit einem wilden Genremix. Core-Shouts und Klargesang, ein wenig Melo-Death und sonst alles, was den 'Modern Metal' Ende des vergangenen Jahrzehnts so beliebt gemacht hat. Für mich ist das nichts, aber ich habe definitiv schon Schlimmeres gehört. Solid machen ihre Sache, im Rahmen ihres gewählten Genres durchaus gut.
Der wirkliche Abschluss ist, wie könnte es bei einem lokalen Projekt anders sein, sehr lokalpatriotisch angehaucht. Einige Musiker der am Sampler beteiligten Bands haben sich zusammengefunden, um das "Badnerlied" zu zelebrieren. Ein witziger Abschluss, um diesen Sampler ausklingen zu lassen, der viel zu bieten hatte. Auf den weiteren Weg einiger Bands bin ich auf jeden Fall gespannt und werde sie gezielt im Auge behalten.
Tracklist
01:Sons of Sounds - Immortal (6:55)
02:Storm Warning - Leaving The Circle (4:27)
03:Sceptor - Take Command (4:06)
04:Malice In Wonderland - This Time The Galaxy (4:22)
05:Maersung - Für die Ewigkeit? (4:09)
06:Bloodforge - Distance Calling (8:08)
07:The Privateer - Last Journey (6:06)
08:Painful - Black Death (3:37)
09:Gefrierbrand - Eva (2:09)
10:Chaossphere - Shred Faction (4:58)
11:Pessimist - Feindfahrt (6:10)
12:Mission In Black - Holy War (4:09)
13:Paniczone - Seeking Domination (3:48)
14:Lamera - Onus (5:17)
15:Solid - Murder Diary (5:25)
16:Baden Metal Allstars - Badnerlied (3:19)
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