V.A. / Blues Harp Women
Blues Harp Women Spielzeit: 70:17 (CD 1); 65:27 (CD 2)
Medium: CD
Label: Ruf Records, 2015
Stil: Blues

Review vom 09.12.2015


Joachim 'Joe' Brookes
Beim Thema Frauen und Harp fällt einem vielleicht spontan Kellie Rucker ein. So ging es zumindest mir. Dann muss man schon überlegen. Moment, tja, äh, öm ... sorry, da fällt mir grad niemand mehr ein. Aber bestimmt gleich. Man kann den Weg durch die Schubladen der Vergangenheit verkürzen, denn dann ist "Blues Harp Women" genau das Richtige für den Bluesfan und dieses Doppelalbum erhöht die Frauenquote in dieser Sparte beträchtlich.
Einunddreißig Künstlerinnen des Blues und dem kleinen Instrument, auch Mississippi Saxofon genannt, versammeln sich auf dem Sampler. Zu jeder Musikerin gibt es im Booklet einen kurzen, informativen Text und außerdem bekommt man zu jedem Song die entsprechenden Credits-Angaben nebst Album-Abstammung.
An dieser Stelle das erste Lob. Es geht an Norman Davis, der die bei den externen Links angegebene Seite Hermonicas ins Leben gerufen hat. Dort findet man eine große Sammlung von Harp-Frauen mit entsprechendem Hintergrundwissen. Sehr gute Arbeit! Kompliment! Das zweite Lob geht an Thomas Ruf, der zusagte »[...] das Projekt zu unterstützen. [...]«
Bei einunddreißig Songs spielen die Fremdkompositionen in gewisser Weise eine Nebenrolle, auch wenn dort unter anderem berühmte Namen wie Robert Johnson ("32-20 Blues") George Gershwin ("Summertime"), Huddie Ledbetter ("Rikers Island") oder Sam Cooke ("Bring It Home (To Me)") auftauchen.
"Blues Harp Women" ist gleichzeitig auch eine Art Zeitreise, denn zumindest mit
Big Mama Thornton ist eine Legende des Blues mit von der Partie. Sie ist hier mit dem Titel "Down Home Shakedown" vertreten. Alleine schon diese Nummer ist ein Magnet für den Hörer. Harp-Intro und dann der Schellenring begleiten den bekannt-emotionalen Gesang der Lady des Blues. Hammer, dieses Highlight!
Da kommt später eine Trina Hamlin daher und bietet vom Arrangement her eine ganz ähnliche Nummer auf, wie Big Mama Thornton. Die Eigenkomposition "Down To The Hollow" ist anregend und geht mit ihren Gefühlen bis in die Tiefe des Hörer-Herzens. Super!
Passend zum Albumtitel eröffnet Paula Rangell mit "Harmonica Girl" den Reigen der anregenden Songs auf dieser Compilation. Mit sympathischer Stimme und bestem Groove ist die Einstimmung auf insgesamt locker über zwei Stunden 'Ladies playing the harp' gelungen.
Die große Anzahl der Protagonistinnen ist so vielfältig wie der Blues mit seinen zahlreichen Verästelungen. Roxy Perry serviert uns in "Roadmaster" den 12-Takter mit Big Band-Charakter und die Stacy Jones Band rockt das Genre in gemäßigtem Tempo. In dieser Rubrik finden wir auch Tracy Ks "Stop! Wait A Minute" und obendrauf noch eine tolle Gitarre! Lynnann Hyde macht mit der Robert Johnson-Nummer "32-20 Blues" nichts anderes, als das Lied in Country-Gefilden zu belassen. Kommt trotzdem gut rüber!
Teresa 'T-Bird' Lynne gibt ihrem Lied "One More Lie" ein Lounge-Jazz-Ambiente, Octavia rockt die Szenerie und Zola Moon legt noch zwei oder drei Schüppen drauf. Dorothy Jane 'DJ' Gosper beendet die erste CD mit einem fast neunminütigen Werk namens "Sadder Than Sad". Die durch die Kanäle kreisende Orgel vermittelt Psychedelic und spielt auch eine Hauptrolle in dieser klasse Nummer. Mehr von der aus Australien stammenden Dorothy Jane 'DJ' Gosper!
CD 2 kommt mit Jenny Kerr und einem höchst interessanten Blues Rock bestens aus den Startlöchern und Annie Raines präsentiert sich mit einem der wenigen Live-Stücke auf "Blues Harp Women" und dann auch gleich noch mit dem einheizenden Instrumental "Lookin' Good". Jill Fromewick mit ihrer Partnerin Eliza Lynn würzen ihren Live-Blues mit etwas Gypsy und Judy Rudin ist mit ihrer Harp unter anderem im Zusammenhang mit 4 NonBlones, Michelle Shocked,
Delbert McClinton, Jimmy Buffett, Doobie Brothers oder Spirit zu erwähnen. Mit der Lap Steel kommt in "Hit The Road" mächtig viel Country-Feeling auf.
Cecilia Loforti heizt mit dem Funk Blues "Doctor C" ein und schließlich ist es Rhonda Rucker, die mit dem akustisch gehaltenen "Rhonda Alla Blue" für das Drücken der Repeattaste sorgt. Im Informationsblatt zum Album schreibt Norman Davis: »[...] Ich hoffe, dieses Album wird ein wenig Licht in dieses schwarze Loch des Blues-Universums bringen. [...]« Die investierte Arbeit und Zeit hat sich gelohnt.
Auch wenn in dieser Rezension nicht alle einunddreißig Künstlerinnen Erwähnung fanden, ist "Blues Harp Women" nicht nur die erste Zusammenstellung dieser Art, sondern auch noch eine sehr gelungene. Dicke Empfehlung!
Tracklist
CD 1:
01:Paula Rangell - Harmonica Girl (4:25)
02:Roxy Perry - Roadmaster (4:16)
03:Stacy Jones Band - Heavy Water (5:45)
04:Big Mama Thornton - Down Home Shakedown (3:33)
05:Lynnann Hyde - 32-20 Blues (4:45)
06:Trina Hamlin - Down To The Hollow (4:26)
07:Tracy K - Stop! Wait A Minute (3:33)
08:Teresa 'T-Bird' Lynne - One More Lie (5:08)
09:Octavia - Naughty Girl (4:39)
10:Kat Baloun - Why You So Mean To Me (4:50)
11:Beth Kohnen - Ain't Easy (3:20)
12:Jane Gillman - Stuck On You (2:48)
13:Zola Moon - Mechanical Beast (4:07)
14:Mattie Phifer - Please Call Daddy (5:17)
15:Dorothy Jane 'DJ' Gosper - Sadder Than Sad (8:51)
CD 2:
01:Jenny Kerr - Cash Is King (3:35)
02:Cheryl Arena - Blues Got Me (6:25)
03:Annie Raines - Lookin' Good (7:33)
04:Marion Turner - He's Gone (3:18)
05:Terry Leonino - Meet Me Where They Play The Blues (3:58)
06:Dana Dixon - Crazy Maisie (4:28)
07:Beata Kossowska - Everybody's Dancing (3:02)
08:Jill Fromewick - Take The Lead (3:26)
09:Diana Redlin - Never Leave Me Home (3:07)
10:Christelle Berthon - Summertime (4:26)
11:Judy Rudin - Hit The Road (4:22)
12:Cecilia Loforti - Doctor C (4:02)
13:Maria Coyote - Rikers Island (3:35)
14:Jackie Merritt - Fast Food Mama (2:50)
15:Big Nancy - Bring It Home [To Me] (3:29)
16:Rhonda Rucker - Rhonda Alla Blue (3:13)
Externe Links: