El Becko - A Jeff Beck Salute
El Becko - A Jeff Beck Salute Spielzeit: 59:40
Medium: CD
Label: BHP Music/NuGroove, 2008
Stil: Rock

Review vom 12.02.2009


Wolfgang Giese
Vielleicht nicht nur für mich: Einer der wichtigsten Gitarristen der Musikszene war/ist Jeff Beck.
Leider auch jemand, der nicht den Erfolg innehat(te) wie viele seiner Altersgenossen. Vielleicht liegt es daran, dass sich Beck nie so richtig 'einordnen' ließ, vielleicht war er auch von seiner jeweiligen musikalischen Ausrichtung zu 'unbequem' für Mainstream-orientierte Käuferscharen.
Wie auch immer - von seiner Zeit als Sessionmusiker, über die Tridents, die Yardbirds, die er immerhin für etwa 18 Monate in ihrem Sound prägend beeinflussen konnte, und sein anschließendes Solowerk, mit dem er bis heute immer wieder für Überraschungen sorgen konnte, ob er nun Blues Rock-orientiert tätig wurde, sich dem Jazz Rock widmete oder sich in den 90ern neuen Klängen nicht verschloss, galt/gilt er stets als innovativer Musiker, der in der Tat musikalisch schwierig einzuordnen ist.
Aber das ist wohl das 'Schicksal' solcher Gitarristen (bestes Beispiel der von mir immer wieder gern genannte großartige Danny Gatton), dass sie nicht so dem Massengeschmack gerecht werden und in ihrer Popularität eigentlich schlechteren Gitarristen hinterher hinken.
Ein gar schwieriges Unterfangen also, diesem 'guitar hero' mit einer Widmung gerecht zu werden.
Hier wurde es versucht: 15 Gitarristen spielen auf 13 Stücken Jeff Beck; darunter sind bekannte und weniger bekannte. Näheres hierzu im Track-Listing. Gleich vorab: Der Vielse(a)itigkeit Becks wird man m.E. hier nicht vollends gerecht, dazu ist der Gesamteindruck relativ einheitlich rockig - Musik für Rockmusik-Begeisterte in erster Linie.
Vielleicht liegt es auch daran, dass dieses Projekt unter der Federführung des Gitarristen
Brian Tarquin entstand.
Dennoch gibt es neben einigen relativ nah am Original klebenden Stücken auch Ausnahmen, die vereinzelten Tracks eine Art Frischzellenkur verpassen. Das sind mir selbst dann auch die liebsten der Platte.
Nämlich "Scatterbrain", hier interpretiert von Steve Bingham an der Violine und nicht an der Gitarre, mit feinen akustischen Elementen und einem Latino-Touch im später einsetzenden Beat. Oder "You Never Know / Nadia" mit akustischen Gitarren, halbwegs im Flamenco-Stil (POM). "Where Were You" verzaubert mit indischem Flair und viel viel Harmonie, wie man sie auch von Beck selbst kennt, wäre mein Lieblingsstück der Platte mit etwas mehr Länge. So aber ist es das im Original mit dem Gesang von Rod Stewart eingespielte "People Get Ready", wobei Doppler den Gesangsspart sehr stimmig übernimmt und mit viel Seele spielt. Well done!
Ansonsten werden bekannte Themen aber auch nur angerissen, bis die Stücke dann doch nach und nach einen eigenen Stempel des jeweiligen Interpreten verpasst bekommen. Und das ist auch gut, denn so ist unter dem Strich doch noch eine abwechslungsreiche Platte entstanden.
So wird es von den Musikern auch weitestgehend vollbracht, ihren eigenen persönlichen Stil mit einzubringen, wenn auch nicht beim ersten Höreindruck sofort nachvollziehbar (30-Sekunden-Streams sind hier wenig hilfreich!).
Ein Beispiel ist z. B. "Blue Wind", das zwar grundsätzlich nah am Original angesiedelt ist, was in dieser Hinsicht erst einmal recht langweilig wirkt, doch die Gitarristen (Sheehan, Tarquin, Doppler) bringen ihre eigenen Ambitionen in die Soli ein, obwohl mir gerade hier klar wird, warum ich Beck und nicht kühle Technik, wie sie mir hier entgegenweht, bevorzuge. Dennoch ein gut gemachtes Cover, das schön abrockt. Hinzu kommt, dass mir die Begleitmusiker nicht unbedingt zusagen. Mit etwas mehr Engagement hätten sie mehr daraus machen können!
Schwachpunkte aus meiner Sicht: Die Stücke "Big Block", das mir zu sehr 'rumpelt', "The Pump", das hausbacken klingt, "Star Cycle", wo ich mir Beck so richtig herbeisehne - diese Version ist sehr dumpf in ihrer Atmosphäre, "Plynth Water Down The Drain", eines meiner Lieblingsstücke des frühen Beck, hier wird es ganz einfach lieblos 'runtergerappelt'.
Fazit: Keine schlechte Platte, sondern ein handwerklich und weitestgehend originell gestaltetes Tribut an Beck.
Mir persönlich gefällt jedoch im direkten Vergleich folgendes Projekt wesentlich besser, weil es professioneller, innovativer und lebendiger - 'elastischer' wirkt:
Freeway Jam - To Beck And Back. Mit Musikern wie Eric Johnson, John Scofield, Mike Stern, Warren Haynes, Steve Morse, Simon Phillips, Vinnie Colaiuta u.a. eingespielt.
Line-up:

außer den bei den Tracks genannten Solisten wirken mit:

John Macaluso (drums - #1)
Chris Ingram (bass, Rhodes - #1, keys - #5,8)
Robi Parolin (drums - #2)
Peter Mollica (bass - #2)
Doug Doppler (drums, bass - #3)
Howart Hart (drums loops - #4)
Billy Sheehan (bass - #5)
Greg Morro (drums - #5,9
Phil Toms (double-bass - #6)
Stephen Pugh (djembe - #6)
Chris Mahoney (bass, synths, programming - #7)
Chris Cubeta (drums - #7)
George Hook (drums - #8)
Randy Coven (bass - #8)
Martin Winch (keys, drum programming - #9)
Nate Van Fleet (drums - #10)
Andrew Crawford (vocals, percussion - #11)
Chris Saas (bass - #12)
Nick Vara (drums - #12)
Steve Nooke (bass, keys, programming - #13)
Tracklist
01:You Know What I Mean (Hal Lindes, Brian Tarquin)
02:Big Block (James Ryan)
03:People Get Ready (Doug Doppler)
04:Pump (Howard Hart)
05:Blue Wind (Doug Doppler, Billy Sheehan, Brian Tarquin)
06:Scatterbrain (Steve Bingham, violin)
07:Star Cycle (Chris Mahoney)
08:Play With Me (Randy Coven, Brian Tarquin)
09:Two Rivers (Martin Winch)
10:Plynth Water Down The Drain (Larry Van Fleet)
11:You Never Know / Nadia (POM)
12:Led Boots (Greg Rapaport)
13:Where Were You (Steve Booke)
Externe Links: