Endless Highway: The Music Of The Band
Endless Highway: The Music Of The Band Spielzeit: 79:30
Medium: CD
Label: 429 Records, 2007
Stil: Americana

Review vom 21.04.2007


Norbert Neugebauer
1978 saß ich mit einem Freund in einem Münchner Kino und schaute mir einen Film an. Einen Musikfilm in einem Atelierkino, das mit neuester Soundanlage ausgestattet war. Dafür war ich 300 Kilometer aus dem Frankenwald in die ungeliebte City gefahren. Es war der bis dahin ultimative Musikfilm: "The Band: The Last Waltz".
The Band - schon der Name war ultimativ. Aber auch sonst so ziemlich alles, was mit dieser Gruppe von Robbie Robertson, Levon Helm, Rick Danko, Richard Manuel und Garth Hudson zusammenhing. Die heutige Rootsmusic/Americana-Bewegung wäre ohne The Band undenkbar. Selbst mit ihrem Ende hat sie Geschichte geschrieben. Sie inszenierte am 25.11.1976 die Auflösung mit einem bis dahin nicht bekannten Spektakel im Winterland Ballroom in San Francisco und fünfstündigem Abschiedskonzert mit Gaststars höchster Güte: Bob Dylan, Eric Clapton,
Neil Young, Paul Butterfield, Van Morrison, Neil Diamond, Dr. John, Joni Mitchell,
Muddy Waters, Ringo Starr, Ron Wood, The Staple Singers und Ronnie Hawkins.
Das Konzert wurde mitgeschnitten und in dem wohl neben "Woodstock" bekanntesten Musikfilm von Martin Scorcese aufbereitet. Die Musik allein gab's auf einer edel aufgemachten, entsprechend teuren Dreifach-LP (und 2002 in einer erweiterten, remasterten 4 CD-Fassung) als "The Last Waltz".
The Band verströmte schon damals mit ihren Songs einen zeitlosen Charme, was bis heute gilt. Das 30-jährige Jubiläum des Abschiedskonzerts wurde nun zum Anlass genommen, ein Tribut-Album heraus zu bringen, dessen Line-up durchaus auch bemerkenswert ist.
Nun, ein hochkarätiges Ensemble verspricht noch lange kein gutes Werk, gerade diverse Tribut-Zusammenstellungen zeugen vom Gegenteil. Das hier ist jedoch sehr hörenswert, es handelt sich um durchweg gelungene Coverversionen und ansprechende Interpretationen, die oft nicht allzu weit vom Original angesiedelt sind und durchwegs den 'Band-Geist' atmen. Auch die jüngere Generation, die z.T. wohl noch nicht mal geboren war, als The Band ihren damals 'letzten' Walzer drehte (es gab später noch eine wenig spektakuläre Reunion), bleibt erstaunlich bei der Stange. Dass dafür, neben bekannten und naheliegenden Namen (Juliane Werding ist aber nicht dabei ...), auch zumindest hierzulande wenig bekannte Künstler ausgewählt wurden, die damit ihre Visitenkarte abgeben, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Ein weiterer, die ohne Füller satt ausgenutzte Spielzeit.
Wie gesagt, echte Ausfälle gibt es nicht, auch die Zusammenstellung passt für angenehmen Hörgenuss. Nicht gerade vom Hocker hauen mich die Jam-Versionen. Widespread Panic, in den USA dem Vernehmen nach recht angesagt, liefern nicht nur auf diesem Gastspiel mit "Chest Fever" neben großer Besetzung wenig Inspiriertes. Die Allman Brothers interpretieren "The Night They Drove Old Dixie Down" mit dem noch immer zutiefst gepflegten und aufopfernd zelebrierten Schmerz der geschlagenen Südstaaten; aber mehr als eine gelungene Live-Version des Robertson-'Traditionals' ist es auch nicht geworden (trotzdem freut sich der ABB-Fan darüber). Eindeutig für zu leicht befunden wird die Pop-Version von Jack Johnson with ALO von "I Shall Be Released" - Erlösung möcht schon a bisserl inbrünstiger ausfallen!
Deutlich über NN: Der Opener "This Wheel's On Fire", den Guster mit dem authentischen "Basement Tapes"-Feeling präsentieren. Bruce Hornsby samt seinen Krachmachern und Gomez peppen ihre Auftragsarbeiten funkig auf, My Morning Jacket bleiben schön andächtig in der Spur, die Mädels Lee Ann Womack, The Roches und Rosanne Cash sowie Steve Reynolds betonen die Country- und Folk-Roots ohne Schmalz. Der Rest bietet leicht Psychedelisches, Bluesiges und Zartbesaitetes.
Getrübt wird das Ganze nur einmal mehr durch die Verkaufspolitik der Plattenindustrie. Das Album wird in den USA mit unterschiedlichen Bonustracks angeboten, die bei der regulären deutschen Ausgabe völlig fehlen. Es sind nicht irgendwelche 'No Names', die uns vorenthalten werden, sondern u.a. die von uns hochgeschätzten Gov't Mule und John Hiatt samt den
North Mississippi Allstars. Und da hört der Spaß auf! Zumindest sind die Songs auf der Labelseite als Audio-Files vorhanden (dafür lohnt es meines Erachtens aber kaum, die USA-Versionen per Importdienst zu ordern). Und es gibt eine (nur in England erhältliche?) ''Collecters Edition" mit immerhin 4 Bonustracks auf einer Zusatz-CD. Hiatt/NMA fehlen dort allerdings auch. Etwas seltsam stößt auch auf, dass bei einem Tribut-Album mit sehr ausführlichem Booklet kein Foto der Geehrten zu finden ist.
Fazit: Gelungen, das macht der Band Ehre und freut den Fan. Der aber garantiert seine alten Originale rausholt und befindet: There's no Band like The Band!
Tracklist
01:Guster - The Wheel's on Fire (3:24)
02:Bruce Hornsby & The Noisemakers - King Harvest (4:04)
03:My Morning Jacket - It Makes No Difference (6:20)
04:Jack Johnson & ALO - I Shall Be Released (4:12)
05:Lee Ann Womack - The Weight (4:49)
06:Widespread Panic - Chest Fever (6:35)
07:Gomez - Up on Cripple Creek (4:38)
08:The Allman Brothers Band - The Night They Drove Old Dixie Down (5:05)
09:Steve Reynolds - Stage Fright (3:45)
10:Blues Traveler - Rag Mama Rag (3:19)
11:Jakob Dylan & Lizz Wright - Whispering Pines (4:06)
12:The Roches - Acadian Driftwood (6:21)
13:Rosanne Cash - The Unfaithful Servant (4:57)
14:Josh Turner - When I Paint My Masterpiece (5:04)
15:Trevor Hall - Life Is a Carnival (4:10)
16:Jackie Greene - Look Out Cleveland (3:14)
17:Death Cab For Cutie - Rockin' Chair (5:27)
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