Spielzeit: 77:11 Medium: CD Label: Strictly Country Music, 2007 Stil: Bluegrass Review vom 16.01.2008 Norbert Neugebauer

In der mittlerweile 10. Auflage trafen sich Bluegrass-Musiker vom weiten Kontinent vom 17. - 19. Mai 2007 zum European World of Bluegrass Festival (EWOB) im holländischen Voorthuizen. Eingebunden waren noch weitere Festivals und Auftritte, die im Wochenabstand in Lievielde und Hoofddorp (ebenfalls NL) stattfanden. Die jährlich stattfindenden Veranstaltungen sind auch als Wettbewerb konzipiert. Ein Komitee wählt eine Gruppe zur 'Nr. 1 European Bluegrass Band', die dann Europa beim nächsten 'Welt'-Festival der Internationalen Bluegrass Vereinigung in Nashville vertreten darf. Der amtierende Titelträger ist die schwedische Combo G2 Bluegrass Band. Den letztjährigen Publikumspreis gewannen die einheimischen 4 Wheel Drive.

Von der Veranstaltungsreihe werden jeweils CDs veröffentlicht, für die die in Hoofddorp wohnende Amerikanerin Liz Meyer verantwortlich zeichnet. Für die 2007er Ausgabe hat sie 26 Titel der unterschiedlichsten Bands von den drei Auftrittsorten ausgewählt, wobei sie sich bei der Zusammenstellung von einer harmonischen Reihenfolge hat leiten lassen, wie sie im Booklet schreibt. Neben Gruppen aus zahlreichen europäischen Ländern sind mit Dan Paisley & The Southern Grass, Andy Owens, Si Kahn, Kristen Grainger & Dan Wetzel sowie der Claire Lynch Band auch Vertreter aus dem Mutterland des Genres vertreten. Die Looping Brothers waren als deutsche Combo am Start. Auf der Zusammenstellung verblüfft die zahlenmäßige Majorität aus osteuropäischen Staaten. Auch verschiedene Sprachen sind zu hören, die jedoch nicht allein für die regionalen Aspekte sorgen.

Sonst bleibt es beim bekannten Rahmen, wobei es sowohl Unterschiede in der Machart, als auch in der Qualität gibt. Neben glattgebügeltem Mainstream finden sich auch etwas rustikalere Stücke, die mit ihrem handwerklichen Charme die Compilation gut ergänzen. Von Varieté über reinem Folk bis zu Blues wird neben den traditionellen Stücken einiges geboten. Naturgemäß gibt es beim Gesang die größten Unterschiede (da sind auch die meisten Abstriche zu verzeichnen), instrumental wird hier durchwegs gehobene Kost geboten. Es sind auch eine ganze Reihe von echten Instrumentals zu hören.

Man kann Liz Meyer bescheinigen, dass sie ein gutes Gespür hat, das flutscht wirklich gut, was bei einem solchen Festival-Sampler nicht immer der Fall ist. Es ist freilich nicht alles allererste Sahne, qualitätsmäßig wäre sicher eine Straffung möglich gewesen. Aber das ist ja bei einer solchen Produktion nicht der eigentliche Auftrag. Zumal Songs mit offensichtlichen Fehlern gleich außen vor geblieben sind, wie die Produzentin weiter schreibt. Trotzdem dürfte ihr die Auswahl von Songs der 45 aufgetretenen Bands aus dem Aufnahmematerial von 40 Stunden nicht leicht gefallen sein. Die Tracks sind von bester Tonqualität, auch die Publikumsreaktionen sind jeweils am Ende der Songs gut zu hören, dazwischen blieben die Fans offensichtlich recht ruhig.

Freunde der Bluegrass Musik finden auf dieser CD einen breiten Querschnitt der hauptsächlich europäischen Szene, die durchaus auch mit eigenständigem Material, teilweise versetzt mit folkloristischen Anklängen, aufwarten kann.