V.A. / Indian Rezervation Blues And More
Indian Rezervation Blues And More Spielzeit: 63:30/10:00 Video (CD 1), 66:51/8:00 Video (CD 2), 62:15/10:00 Video (CD 3)
Medium: 3 CD-Box
Label: Dixie Frog/Fenn, 2009
Stil: Blues & More

Review vom 29.04.2009


Joachim 'Joe' Brookes
3 CDs, 3 Stunden Musik, 30 Minuten Video, 33 Künstler/Bands und ein wunderbares, 48-seitiges Booklet (Englisch/Französisch) mit einer Einführung von Pura Fé, die auch mit einem Song vertreten ist.
Es gibt also reichlich Hörenswertes und meine Rezension soll vom Bekannten, weil sehr kurz, zum Unbekannten führen, weil länger.
Der The Doors-Drummer John Densmore ist Mitglied in Aaron Whites Roots-Ensemble Blue Stone Project und liefert die »spoken words« im letzten Track der ersten CD. Eine instrumentale Exzerpt, gespielt mit Kontrabass und Panflöte, des Titels "Heart Beat" leitet das Gesamtwerk "Indian Rezervation Blues And More" sehr stimmungsvoll ein.
Zum zweiten und schon letzten Punkt des Bekannten wäre da die Band Indigenous, weil RockTimes sie im Künstler-Index hat und ich sie nicht kenne. Deren "Leaving" ist ein ganz heißer, mit Currypulver bestreuter Slow-Blueser ganz in der Tradition eines Jimi Hendrix oder
Stevie Ray Vaughan.
So weit der Offenbarungseid des Rezensenten beziehungsweise RockTimes.
Die Spannweite der drei CDs ist riesig: viel Blues und Blues Rock, Folk, Country, Singer/Songwriter, Reggae… und auch Hip Hop ist vertreten. Blues And More eben. Auch die musikalischen Hochzeiten von genannten Stilen sowie nativen Instrumenten beziehungsweise Gesängen ist gelungen.
Wayne Lavallee serviert einen Blues-Song mit nativer Rhythmik sowie Banjo und feiner Dobro-Slide. Sehr atmosphärischer, dieser Track. Nach dem kurzen Opener ein genugener Einstieg.
Mit Keith Secola kommt schwer schleppender 12-Takter ins Programm. Neben einer übermächtigen Gitarre setzt auch er beim Gesang auf indianisch bekannte Traditionen. Derek Miller hat es mit dem Uptempo Rock'n'Roll, der ein wenig punkig daher kommt. Eine weitere klasse Groove-Nummer in der Sammlung.
Auch George Leach haut in die Blues Rock-Kerbe. Etwas dezenter, aber nicht minder gut. Viele elektrische Gitarren sind aktiv. Eine wird fein geslidet und gesanglich macht der Protagonist eine tolle Figur.
Art Napoleons Musik in "Cree Sunrise" ist ein Indianer-Traditional und so klingt es auch. Von Trommeln begleiteter Gesang und sonst nichts.
A. Paul Ortega bringt ein Eigengewächs zu Gehör. Er begleitet sich ausschließlich auf der akustischen Gitarre und zwischendrin erzählt er eine Geschichte.
Jacques & The Shakey Boys sind die ersten Country-Vertreter. In "God And The Devil" gibt es ein feines Stelldichein von Fiddle und akustischer Gitarre.
Der zweite Napoleon-Song ist ebenfalls in diesem Genre verankert und wir hören nochmals eine Fiddle.
Wayne Lavallees nächste Nummer, "Shed Allot Of Light" ist leider nicht so prickelnd wie sein erster Beitrag. Zu poppig ist das Stück und der erste Durchhänger, trotz guter Lap Steel.
Folkig mag es die Elizabeth Hill. "The Grass Looks Greener In A White Man's Yard" wird mit einer recht twangigen E-Gitarre gespielt. Harp sowie akustische Gitarre sorgen für gute Stimmung und Murray Porter singt sich mit seiner rauen Stimme durch ein Singer/Songwriter-Stück mit mystischer Harp und Adler-Geschrei. Toll der weibliche Chor als Kontrast zu seiner Stimme.
Kontrast ist auch angesagt, wenn Julian B. mit Cary Morin einen Reggae-infizierte Nummer abliefern. Sie ist Bass-lastig und mit einer Harp sehr sparsam instrumentiert.
Mehr Instrumente, gleiches Genre… Leilani mit "Go Back" und vielen Keyboard- sowie Synthesizer-Klängen. Im Hintergrund indianischer Gesang, der hier leider nur Alibi-Funktion hat.
Mit Slidin' Clyde Roulette und seinem "Redman" gibt es einen John Lee Hooker-Soundalike. Eher unspektakulär, es sein denn man steht auf den Rhythmus. Das Slide-Solo, in aller Kürze, ist wirklich gut.
CD 2 beginnt mit einem weiteren Keith Secola-Track und in der ersten Version seines "4R Ancestors" steht eindeutig und zum wiederholten Male der indianische Gesang im Vordergrund. Musikalisch gibt es von Ambiente-Gitarre bis hin zu kräftigen Trommeln alles auf die Ohren. Das diesen Silberling abschließende "4R Ancestors" in der zweiten, kürzeren Auflage kommt einfach nur schneller zur Sache. Nicht mehr und nicht weniger.
Alex Jacobs "Indian List" kann man getrost skippen. Eine hyper-nevige Aufzählung von Synonymen für 'indian'.
Dann die bereits erwähnten Indigeous… Klasse, die Band!
Ebenfalls Aaron Whites "John Doe". Um eine Vorstellung zu geben, wo dieses Stück anzusiedeln ist, schreibe ich nur: Richard Thompson.
Corn-Breds "General Sullivan" hat einen Marsch-Rhythmus, durchgehend, fast ohne Variation und dazu setzt dann eine gedämpfte Harp ein. Hat was, der Track.
Art Napoleon steht wohl auf den traditionellen Gesang, denn auch "Hunting Chant", ein Country-Blueser, ist so angelegt, wie der Song auf der ersten CD… und gut.
Wow, hat Star Nayea eine tolle Stimme. Die thront über sehr rhythmisch gespielter Akustikgitarre. Im Hintergrund wimmert eine höllisch verzerrte E-Gitarre, die man für ein kurzes Solo aus ihrem Käfig lässt. Überraschend gut, die Nayea!
Derek Miller hatten wir auch schon. Sein Blues Rock haut rein und den Mann sollte man sich merken. Laut, druckvoll und Eins-a-Slide. Rhett Tyler lässt grüßen.
Mit Julian B. hatten wir Cary Morin schon und unter eigenem Namen macht er auch nichts anderes als sonnigen Reggae, der in "Lacrosse" gewollt durch 'native rhythms and chants' unterbrochen wird. Muss mehrmals laufen, um zu gefallen.
Hatten wir auf der ersten Platte bereits einen 'kannst-du-vergessen'-Song, so ist es jetzt Quese IMC mit "Good Ol' Amerikka". Rap, Hip Hop mit "Shaft"-ähnlicher Musik. Sorry, no my cup of tea!
Die beiden aufeinander folgenden Lieder von Butch Mudbone ("It Was In The Old Times") sowie Faron 'Pappy' Johns' "Thru The Door" sind vom Piano geprägte Nummern, wobei letztere besser abschneidet, weil sich plötzlich eine fast schon psychedelische Gitarre laut und kräftig einmischt.
Wer ein indianisches Schlaflied benötigt, kann auf "Layla's Lullaby" zurückgreifen. Eine Singer/Songwriter-Nummer, sehr getragen vorgetragen und wenn da nicht die Violine wäre...
Jawoll... Tonemah... Acoustic Blues... mit allem was ihn gut macht.
CD 3: M'Girl spielen viele verschiedene indianische Trommel und so sind ihre beiden Songs am Anfang und Ende der dritten Platte sehr traditionell ausgelegt. Man braucht ein Ohr dafür.
Cochise Anderson stellt nach einer gesprochenen Einleitung "Kokopelli's Groove" auf der Panflöte vor und sehr gemacht ist dann die Keith Secola (ebenfalls merken!) Version des Songs direkt im Anschluss. Ein echt hörenswerter Gypsy Blues-Krimi ist das, was er daraus macht.
Jim Boyd kann durch einen groovenden Blues mit akustischer Gitarre punkten. Er kann nichts dafür, aber auch hier sind die 'heyla-chants' vorhanden. Ui, der kann ja auch ganz anders, liebe Leser. Treibender Boogie, ein wenig wie ZZ Top, ist "Rebel Moon".
George Leachs "Indian Blues" ist in bester, stampfender Chicago-Tradition gehalten und versüßt nur das Warten auf... Derek Miller. Der macht nichts, aber auch gar nichts falsch. Blues Rock, wie ich ihn mag... nicht zu heftig und mit Gefühl.
Cary Morin kann doch noch etwas anderes, als pflegeleichten Reggae spielen. "Live A Little" ist ein starker Acoustic Blues mit nur zwei Gitarren und eine davon auch noch geslidet. Wie Morins Musik insgesamt ist, kann man aus den beiden Track auf dieser Compilation leider nicht beurteilen, allerdings ist dieses Stück toll.
Man spürt es bis in die heimischen vier Wände: Pura Fé lebt Musik und ihr Statement "Stand Up For Human Pride" ist ein echtes Highlight auf dem Sampler. Eingeflochten hat man einen Temptations-"War"-Part, der gerappt sehr gut passt und zum Schluss auch noch ein etwas anders klingender "Give Peace A Chance"-Chorus.
Joy Harjos "Witchi Tai To" fällt aus dem Rahmen, denn dieser Song ist der einzige, welcher jazzig angehaucht ist. Das Saxofon und Piano sind die tonangebenden Instrumente, neben einem zutiefst gezupften Bass.
Bei der Jason Burnstick Band ist geslideter Dobro-Blues angesagt. Ein Instrumentalsong, der abermals Gefallen findet.
Nicht ganz so gut, wenn The Plateros "Lord Of All" intonieren. Indianischer Indie Rock, das geht irgendwie nicht...
Dafür macht Gary Farmer mit seinen Troublemakers eine gute Figur bei ihrer Interpretation von John Lee Hookers "Stripped Me Naked".
Die jeweiligen Videos, in denen man viele der Musiker/Bands sowohl in Interviews, wie auch live sieht, sind allesamt empfehlenswert und runden den Gesamteindruck ab.
Dieser ist äußerst positiv. Die Rezension hat sich zu einer 'track-by-track'-Kritik entwickelt und jeder Leser hat festgestellt, dass es nur wenige Ausfälle gibt.
Folglich kann diese Compilation vielen Interessierten ans Herz legen.
Tracklist
CD 1:
01:Aaron White (Blue Stone Project) - Heart Beat (1:15)
02:Wayne Lavallee - Trails Of Tears (4:40)
03:Keith Secola - Wailing Blues (3:36)
04:Derek Miller - Shot O' Cocaine (3:45)
05:Art Napoleon - Cree Sunrise (1:55)
06:A. Paul Ortega - Chicago (6:41)
07:George Leach - Dizzy Dog (4:38)
08:Jacques & The Shakey Boys - God And The Devil (2:49)
09:Art Napoleon - Bushman Blues (2:30)
10:Aaron White (Skychasers) - Two Warriors Crossing (1:01)
11:Wayne Lavallee - Shed Allot Of Light (5:21)
12:Elizabeth Hill - The Grass Looks Greener In A White Man's Yard (3:49)
13:Murray Porter - Heart Of The Eagle (4:12)
14:Julian B (feat. Cary Morin) - In D' City (4:20)
15:Leilani - Go Back (3:52)
16:Asani - Rez Sister (1:00)
17:Slidin' Clyde Roulette - Reidman (3:52)
18:Aaron White & John Densmore (Blue Stone Project) - Heart Beat (4:07)

Video Program: North By Northwest (10:00)
CD 2:
01:Keith Secola - 4R Ancestors (4:24)
02:Alex Jacobs - Indian List (5:20)
03:Indigenous - Leaving (6:07)
04:Aaron White (Blue Stone Project) - John Doe (4:44)
05:Corn-Bred - General Sullivan (5:02)
06:Art Napoleon - Hunting Chant (2:41)
07:Star Nayea - Silenced My Tongue (3:16)
08:Derek Miller - Mystery Train (The Lonely Hearts Club) (4:20)
09:Cary Morin - Lacrosse (4:02)
10:Quese IMC - Good Ol' Amerikka (3:48)
11:Butch Mudbone - It Was In The Old Times (7:11)
12:Faron Johns - Thru The Door (5:01)
13:Sandy Scofield - Layla's Lullaby (3:23)
14:Tonemah - There's A Train (4:40)
15:Keith Secola - 4R Ancestors (4:40)

Video Program: Women On The Tribes (8:00)
CD 3:
01:M'Girl - Kitaskinanaw (3:49)
02:Chochise Anderson - Kokopelli's Groove (2:15)
03:Keith Secola - Kokopelli Blues (3:11)
04:Jim Boyd - Inchelium (4:15)
05:George Leach - Indian Blues (4:10)
06:Derek Miller - Devil Come Down Sunday (3:53)
07:Cary Morin - Live A Little (5:08)
08:Pura Fe' (feat. Leilani And 'Prophesy') - Stand Up For Human Pride (6:58)
09:Charly Lowry - Brownskin (4:10)
10:Joy Harjo - Witchi Tai To (5:01)
11:Jason Burnstick Band - Ain't Goin' Down (4:00)
12:Jim Boyd - Rebel Moon (2:53)
13:The Plateros - Lord Of All (4:47)
14:Gary Farmer & The Troublemakers - Stripped Me Naked (5:03)
15:M'Girl - Healing Song (2:34)

Video Program: South By Southwest (10:00)
 
Externe Links: