Krautschock - Krautrock-World Sampler
Krautschock - Krautrock-World Sampler Spielzeit: 79:11
Medium: CD
Label: Krautrock Worlds, 2009
Stil: Krautrock


Review vom 13.07.2009


Michael Knoppik
Eigentlich bin ich ja kein Freund von Samplern. Nur wenn sonst unbekannte Bands durch Promotion mit Hilfe von Compilations berühmter werden und sich somit einem Kreis erschließen, um durch ihre Musik überleben zu können, dann finde ich Sampler durchaus brauchbar. So auch hier.
Sicherlich sind einige dieser Stücke, die übrigens extra für diesen Sampler eingespielt wurden, mit Krautrock-Klassikern vergleichbar. Da es jedoch noch eine recht hohe Anzahl an alten Kraut-Bands gibt, die ich nicht kenne (z.B. Popol Vuh, Ash Ra Tempel, Guru Guru), stelle ich hier keine großen Vergleiche an. An den Stellen, wo mir dann doch andere Bands einfallen, erwähne ich diese.
Bei einem Sampler macht es für mich viel Sinn, zu der altbewährten Methode zu greifen, um alle Tracks im Einzelnen vorzustellen:

"Fly With Broken Wings" ist durch afrikanische Percussion geprägt. Der Rhythmus entfaltet sich allerdings erst nach einer Weile. Über den ethnischen Rhythmen entwickelt sich eine prägende Gitarrenmelodie. Ein sehr guter, instrumentaler Auftakt.

"Flying" hat eine sehr intime Atmosphäre. Es ist ein düster-schleppender Titel, der zwei Gesangsstimmen enthält. Zudem fällt ein schleichender Bass auf. Man denkt, es kommt irgendwann zum Ausbruch, doch der schleppende Rhythmus bleibt. Nach sieben Minuten kommt auch das Fade-Out. Irgendwie sehr spannend und gar nicht mal enttäuschend.

"Lutscher" besticht durch eine E-Gitarre, die weit im Hintergrund angesiedelt ist. Furiose Flötenklänge treten hinzu, ehe sich Eloy-ähnlicher Gesang dazugesellt. Dann gibt es noch einen Wechsel zu einem Uptempo-Part, ehe rhythmische Gitarren und erneute Flötensoli dominieren. Zum Abschluss gibt es noch ein Gitarrensolo.

Wieder einmal düster und schleppend kommt das instrumentale "Strange Oasis" daher. Ein orgeldominierter Titel, bei dem sich später jedoch die Gitarre nach und nach in den Vordergrund drängt. Drums und Percussion sind dabei stets einfallsreich. Dies gilt jedoch für jeden Titel dieser CD. Überhaupt könnte ich mir vorstellen, dass hier eine einzige Band am Werk ist, wenn ich nicht wüsste, dass es sich um einen Sampler handelt.

Der fünfte Track enthält wieder Gesang. Sitarklänge tun sich hervor. Eigentlich ein eher langweiliger Titel. Bisher der schwächste der Platte.

Das folgende Instrumental "Marching To Obskuria" enthält einen durch Klaus Dinger berühmten, simplen und einprägsamen Drum-Rhythmus. Obskuria haben wohl zu viel Neu! gehört, denn auch die Gitarre klingt nach Michael Rother. Wem Neu! zusagen, dem gefällt auch dieser Titel, solange er nicht als bloßer Abklatsch betrachtet wird.

Lied Nummer sieben wartet mit schrammeligen Rock-Riffs auf. Eine Flöte soliert dazu über dem Schrammelrhythmus, ehe sich eine dominante, jaulend-kratzend-sägende E-Gitarre auftut. Hinzu tritt dreckiger Gesang. Die Orgel wird nur für einige Akkorde verwendet.

"Transmigration" ist von indischer Musik beeinflusst. Hier denkt man wirklich, dass gleich die Schlange aus dem Korb kommt. Einer dezenten Orgelmelodie folgt ein langes E-Gitarrensolo. Dann reist der Hörer mit der dahin schreitenden Musik mit. Ein perlendes E-Piano erklingt, ehe es zu einem Rhythmenwechsel kommt. Schnelle Soli auf E-Piano und eine flinke E-Gitarre treten in den Vordergrund. Das Stück erinnert an dieser Stelle stark an Eloy zu "Inside"/"Floating"-Zeiten. Dann wird es richtig episch, ehe ein typischer Gepolter-Rockschluss kommt und die Fans im Hintergrund klatschen. War das etwa ein Live-Titel?

"Feel Alright" beginnt mit einer Semi-Akustikgitarre und ziemlich unmotiviertem Gesang. Eine Violine macht das ganz Stück interessanter, enthält sie doch einen Hauch Irish Folk.

Track 10 ist wieder ein Instrumental. Es enthält fast nur Rhythmen und kaum Melodien. Das Schlagzeug ist quasi das dominierende Instrument.

Das abschließende "Hey Joe" ist ein Cover des Hendrix-Klassikers. Ein gewisser Chris Hyde hat das Stück mit der aus dem dritten Track bereits bekannten Band Fantasyy Factoryy eingespielt.
Also, bis auf ein bis drei Lieder ist das ein rundum gelungener Sampler! Jetzt rechnen wir mal:
8 * 10 + 2 * 6 + 1 * 3 = 80 + 12 + 3 = 95
95 / 11 = 8,63 ⇒ 9 von 10 RockTimes-Uhren


Dickes Lob, dicke Empfehlung!
Tracklist
01:Wide Scope - Fly With Broken Wings 6:45
02:Let Shiva Dance - Flying 7:41
03:Fantasyy Factoryy - Lutscher 8:03
04.The Flood - Get Away 6:05
05:Riff & The Mad Hatter's Garden Band Machine - Swami Song 8:03
06:Obskuria - Marching To Obskuria 7:09
07:Strange Oasis - Lenne Hymne 6:28
08:Space Debris - Transmigration 7:26
09:Vanille & The Woodpeckers - Feel Alright 6:20
10:Electric Orange - Bone And Rock 7:27
11:Chris Hyde & Fantasyy Factoryy - Hey Joe 7:50
Externe Links: