Spielzeit: 43:29 Medium: CD Label: ZYX Music, 2006 Stil: Indie Review vom 20.11.2006 Joachim 'Joe' Brookes

Vierzehn zum größten Teil im Indie-/Alternative-Rock verwurzelte Bands und Musiker nehmen sich zu seinem 40. Jubiläum "Rubber Soul" von den Beatles vor.

Die Yonder Mountain String Band nähern sich "Think For Yourself" ohne Schlagzeug, dafür aber mit jeder Menge Saiten-Instrumenten. Neben den Gitarren hören wir auch feine Mandolinen-Sounds. YMSB sind ein Anspieltipp.

Ben Harper & The Innocent Criminals verleihen "Michelle" einen Reggae-Touch. So richtig reißt einen das nicht aus dem Sessel.
Wenn wir schon bei derlei Stilrichtungen wie dem Reggae sind, dann erfreut einen Ted Leo mit einer Ska-Version von "I'm Looking Through You".
Richtig gut, wie der Song hier in einer 'neuen' Fassung zu hören ist. Ohne Zweifel, diese 2 ½ Minuten machen Spaß.

The Donnas können "Drive My Car" leider nichts wesentlich Neues abgewinnen. Gut der Gesang, da hier vier rockende Frauen am Werke sind.
"Norwegian Wood (This Bird Has Flown)" gespielt von The Fiery Furnaces ist da schon aus ganz anderem Holz geschnitzt.
Im Mittelpunkt der Band steht Olga Sarantos (vocals/keyboards), denn sie drückt der eigenwilligen Version ihren ganz persönlichen Stempel auf. Keyboardlastig, mit einigen Sound-Gimmicks, singt sie sich geradezu relaxt durch den norwegischen Wald. Aufgelockert mit einigen Breaks erhält der Track ein infernalisches Ende, indem die Tonaufnahmen rückwärts abgespielt werden. So kann man sich den Klassiker in anderem Gewand gefallen lassen.

Dar Williams packt sich "You Won't See Me" eher vom Singer/Songwriter-Ende der Musikrichtungen. Die akustische Gitarre schrammelt, sanfte Backing Vocals ergänzen Williams' recht angenehme Stimme. Ansonsten bleibt sie bei dieser Nummer eher ihrem eigenen Stil treu.
Sehr ruhig, fast schon intim, wird es bei der Band Low mit der Sängerin Mimi Parker. Über einem spärlich, dünnen Soundteppich singt sie mit nasaler Stimme, die einen selbst über die knapp drei Minuten nerven kann. Die Drums klingen wie eine Mischung aus echtem Schlagzeug und synthetisch erzeugten Boom-Booms. Ok, haben wir zur Kenntnis genommen, zumal die akustische Gitarre ziemlich lustlost runtergespielt wird. Da hätte man mehr aus "Nowhere Man" machen können.

Bis auf wenige E-Gitarren Fills ist dann Mandy Smith mit einer sauberen Akustik-Ausgabe von "The Word" dran. Davon dürfte es ruhig mehr sein. Da würde ich mir auch gerne mal Eigenes von der Lady anhören.
Nach Ben Harper dann ein weiterer Mann am Mikrofon: Sufjan Stevens' Stimme in "What Goes On" erinnert an Steve Harley (Cockney Rebel).
Mit seinem Mix aus heftigsten Gitarren-Riffs auf der einen und fast schon Elementen aus der klassischen Musik auf der anderen Seite, hinterlässt er wohl gemischte Gefühle beim Hörer. Diese Nummer wird für einige genial sein, für andere eventuell überflüssig.

Ben Lee mag es eher unschuldig: Recht nah am Original, besonders mit dem Gesang, bietet "In My Life" schöne Piano-/Keyboard-Klänge. Wie aus einem zarten Nebel spielt sich das Piano im Mittelteil in den Vordergrund.

Nellie McKay sorgt dann für einen weiteren echten Höhepunkt auf diesem Sampler: "If I Needed Someone", neben "Think For Yourself" von George Harrison geschrieben, gibt sie eine feine, jazzige Hülle, die mit Fingerschnippen, Cymbals und einer akzentuierten Begleitung durch ein echtes Piano glänzt. Ein Schlagzeug wird man vergebens versuchen herauszuhören… Gibt es nicht! Dafür aber, schön im Hintergrund, feine Percussion.

Der letzte Track gehört The Cowboy Junkies: "Run For Your Life" mit verzerrter Wah Wah-Gitarre, fast geflüstertem Gesang von Margo Timmins und weniger gesungenen als gerufenen männlichen Backing Vocals, wobei das Ganze dann oberdrauf zu einem vokalen Frage-Antwort-Teil ausufert. Düster, aber gut!

Insgesamt eine interessante, oft richtig spannende Hommage an "Rubber Soul".