Trip In Time Vol. 3
Psychedelic Adventures On Planet Earth
Trip In Time / Psychedelic Adventures On Planet Earth Spielzeit: 78:23
Medium: CD
Label: Trip In Time, 2008
Stil: Psychedelic

Review vom 16.12.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Bei all den psychedelischen Orbitalen im Kopf ist uns doch glatt der Sampler "Trip In Time Vol. 2" durch die Lappen gegangen.
Nichtsdestotrotz scheint das Label mit der aktuellen Zusammenstellung innerhalb des Gravitationsfeldes von Mutter Erde bleiben zu wollen...
"Psychedelic Adventures On Planet Earth" lautet das Motto unter dem achtzehn Bands/Künstler mit unterschiedlichster Auslegung des Genres über die Gangway in die Rakete gelangt sind.
Wie bereits bei der ersten Ausgabe gibt es einige Vertreter, die in RockTimes schon genauer unter die Lupe genommen wurden.
Nicht nur der geschätzte Psychedelic-Spezialist Ulli ist von der schweizer Gruppe Ginger angetan. Alleine durch ihr "Now I See" von den Misty Glapf Sessions hat die Band aus Zürich einen neuen Fan bekommen. Bester Blues Rock dreht hier seine Runden und für den Rezensenten hat 'Ginger' ab jetzt auch eine musikalische Bedeutung. Das Warten auf ein neues Album sollte nicht zu lange hinaus gezögert werden.
Die Herkunftsländer der Bands kommen ebenfalls einer Erdumrundung gleich: Amerika, Spanien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Dänemark, Schweden, Australien und mit Peru schließt sich die Flugbahn.
Waren es auf der ersten Folge La Ira De Dios, so bildet nun Serpantina Satélite die peruanische Fraktion. Von ihrem Nothing To Say-Debüt setzt die Band aus dem Windschatten von Hawkwind heraus zum Überholen an.
Mit Electric Mystical Soul Vibration (EMSV), einem Projekt hinter dem Tony Tooke steckt, startet die Raumfähre zunächst mit Stilelementen des Pop der Sechzigerjahre und "Bohemian Dropout" ist aufgeladen mit vielen Gitarren-Sounds, die sich einem fast permanent präsenten Ticken einer Uhr entgegensetzen. Das Piano hält einen feinen Melodiebogen parat und solche Tracks müssen kurz sein.
Eine gelungene Einladung zu weiteren Abenteuern bei der Zeitreise.
So wie die schwedische Band The People die wahre Liebe predigen, hört man sehr gerne zu. Schwere Riffs, die auch von einer Blues Rock-Combo kommen könnten, eröffnen die zweite Etappe der Reise. Dann wird abgehoben und die Gitarren schrauben sich in die Psychedelic-Seele, nur um wenig später abermals in den 12-Takter zu tauchen. Das Stück hat ein interessant arrangiertes Ende. Nach dem Fade-Out kommt der Song mit langsam steigender Lautstärke zurück und der 6-Saiter erhält eine ordentliche Wah Wah-Bearbeitung… alles scheint in sich zusammenzufallen… dann ist Schluss mit "Real Love".
Die amerikanische Singer/Songwriterin Jenda Wight hängt sich großzügig an die EMSV-Variante des Psychedelischen und auch hier ist die verhallt im Hintergrund agierende Gitarre sehr bluesig. Im Großen und Ganzen ist die Nummer kompakt gehalten und glänzt durch fein gesetzte Rhythmus-Wechsel. Eine gute Stimme hat die Wight auch noch, sodass ihr "Unstable Mind" für weiteren Vorschub sorgt.
Mit der Gruppe Jarvis Jay machen wir im australischen Melbourne Station. "You're Gone" ist großartig inszeniertes Psychedelic-Chaos der melodischen Art mit viele Retro-Gitarren und tollem Chorus.
Von Australien aus geht es rüber nach Dänemark: Fuzz Manta, mit der klasse Frontfrau Lene legen ein schwer rockendes, nach vorne treibendes "Mysterious Thoughts" vor und deren Grund-Riffing kommt abermals aus der Kategorie Blues Rock. Ein Lob auf den oder die Songschreiber. Die Steuerung des Raumschiffes wird auch mit dieser Komposition auf Kurs gehalten.
"Lasting The Circle" von Schwedens Mother And Sun (schönes Wortspiel, übrigens) ist der psychedelischste Song, den Bono nie gesungen hat. Trotz des strahlenden Band-Namens ist der Track eine verdammt verzerrte Gitarren-Angelegenheit, die die Boxen vor eine Bewährungprobe stellt. Mother And Sun bieten fünfeinhalb Minuten Musik, die man wohl als klassischen Psychedelic Rock bezeichnen kann, weil auch äußerst gelungen mit einigen Effekten gespielt wird. Die Lautsprecher haben der Attacke Stand gehalten…
Vom kühlen Schweden ins heiße Spanien. Wo wird dieses Genre nicht gespielt?
Psychoine singen spanisch und ihr "Serpanteando" ist nicht gerade mein Ding, gemessen an dem, was bisher getrieben wurde. Man denkt aber nicht unbedingt daran den Raum-Transporter an der Psychoine-Haltestelle zu verlassen.
Die leichten Turbulenzen hat man ohne Umkehrung der Peristaltik überstanden und die Berliner The Magnificent Brotherhood, gegründet im Jahr 2006m machen einen Kurz-Flashback in die sechziger Jahre. Psychedelic Garage-Rock'n'Roll mit einem höllisch verzerrten Tieftöner. Klasse!
Unmittelbar danach haut die schwedische Gruppe Crystal Caravan in eine ähnliche Kerbe wie die Berliner und mit diesem Doppelpack bringt man sich in höchste Gefahr, denn solche tollen Vibrationen können schon den Verlust einer Schutzkachel im Hitzeschild zur Folge haben.
Wer nach Orgel-typischen Klängen aus diesem Genre sucht, höre sich bitte Living Room aus Deutschland an. Vorzüglich bearbeitet hat man das Thema "Times Like Lakes" und das effektvoll gespielte messerscharfe Gitarrensolo ist nicht ohne Wirkung auf die Seele.
Mit dem neuen Sänger und Gitarristen Will Kelly bringen The Flying Eyes eine akustische Gitarre ins Spiel und diese Kelly-Stimme hat was von Jim Morrison.
Waren wir mit den 'fliegenden Augen' noch im amerikanischen Baltimore, geht es zurück nach Deutschland. Oho! Black Box Massacre: Klingt nicht gerade nach Freundschaft für die Hörorgane. Heftig Gestonertes prasselt gegen die Kabinentür und steht im Kontrast mit schwebenden Cello-Partikeln der verträumten Art.
Mit mystischen Improvisationen geht es weiter nach Frankreich. In Paris macht Aqua Nebula Oscillator die Gegend mit zirpenden Synthesizern, die mit den Gitarren nie Frieden schließen wollen unsicher. Die 'Sängerin' wechselt zwischen ihrer Muttersprache und Englisch. Einerseits werden Hawkwind reanimiert, andererseits herrscht MC5-Stimmung. Richtig: "Celestial Dream" ist überirdisch.
Da kommen die Space Debris mit ihrem "Medicine Man" gerade richtig. Das Stück stammt von ihrer Elephant Moon-CD und da ist es an der Zeit, den Spezialisten zu zitieren: »Hochmelodisch, monumental und mit wildem Getrommel nimmt uns der "Medicine Man" mit auf die Reise,…« Dieser Track sorgt dafür, dass die Band aus dem Odenwald in der ersten Klasse unserer Raum-Kapsel Platz nimmt.
Die Fantasyy Factoryy sitzen in der Reihe daneben. Ein Keyboard-groovender Track namens "Summer Days" sorgt für abermalige Stimmung kurz vor der Landung. Welch eine Hammond! Mehr von solch begeisternder Musik!
Den Abschluss bildet eine ebenfalls in Deutschland beheimatete Band. Zaphire Oktalogue nennen sie sich und "Green Grass And The Black Clouds" bringt ein wenig Jimi Hendrix der beruhigenden Art auf den Spielplan. Das macht die Gruppe ganz toll. Ein herrliches Stück zum Zurücklehnen. So sorgt die Darmstädter Combo für eine sanfte Landung nach ausgiebigen 'psychedelischen Abenteuern vom Planeten Erde'.
Jede Band/Jeder Künstler sollte erwähnt werden, denn alle haben es verdient.
"Trip In Time Vol. 3", mit sehr schön gestaltetem Booklet, ist Fundgruben-technisch eine Offenbarung und macht Lust auf viele einzelne Gäste dieser vortrefflich funktionierenden Zeitmaschine…
Tracklist
01:Electric Mystical Soul Vibration - Bohemian Dropout (2:45)
02:The People - Real Love (5:30)
03:Ginger - Now I See (3:13)
04:Jenda Wight - Unstable Mind (Trip In Time Edit) (3:05)
05:Jarvis Jay - You're Gone (4:17)
06:Fuzz Manta - Mysterious Thoughts (5:04)
07:Mother And Sun - Lasting The Circle (5:30)
08:Psychoine - Serpenteando (2:42)
09:The Magnificent Brotherhood - My Flash On You (1:55)
10:Crystal Caravan - A New Time Is Coming (3:17)
11:Living Room - Times Like Lakes (2:40)
12:The Flying Eyes - Lay With Me (5:44)
13:Black Box Massacre - Djingis Kong (5:16)
14:Serpentina Satélite - Madripoor (3:37)
15:Aqua Nebula Oscillator - Celestial Dream (4:00)
16:Space Debris - Medicine Man (7:58)
17:Fantasyy Factoryy - Summer Days (6:04)
18:Zaphire Oktalogue - Green Grass And The Black Clouds (4:36)
Externe Links: