Es ist jedes Mal interessant festzustellen, dass man trotz intensiver Beschäftigung mit manchen Genres immer wieder selbst steinalte Bands entdecken kann, die einem zuvor nicht einmal namentlich geläufig waren. Conquest sind ein sehr gutes Beispiel hierfür: Bereits 1988 gegründet, veröffentlichten die Power-Thrasher aus St. Louis/Missouri schon in den späten 80ern und frühen 90ern ein paar Demos. Seitdem folgten ab 1993 - der neue Output mit einbezogen - sechs Studioalben, eines davon ("End Of Days") wurde gleich zwei Mal aufgenommen und veröffentlicht (2006 und 2008).
Wenden wir uns nun jedoch dem Objekt der Begierde zu: "The War We Rage" bietet über eine Spielzeit von einer knappen Stunde auf 13 Songs soliden Power Metal mit amtlicher Thrash-Schlagseite, der stellenweise leichte Assoziationen mit
Iced Earth hervorruft, in manchen Gitarrenriffs jedoch auch an
Zakk Wyldes Vibrato-Vergewaltigungen erinnert. Die Vocals des Ur-Sängers/Gitarristen
Derrick Brumley wechseln ständig zwischen mittelhohem, leicht heraus gegröltem Gesang und sehr amtlichen, spitzen High-Pitched-Screams, wie sie ein Herr
Barlow oder Meister
Halford in seinen besten Tagen kaum besser hinbekommen hätte.
Leider fehlt gewissermaßen ein roter Faden bzw. das letzte, besondere Etwas, um "The War We Rage" in sehr guten Regionen zu verorten. Der Schlusstrack beispielsweise kommt mit modern angehauchten Breakdowns und verzerrtem Gesang daher, "Fall From Grace" besticht durch galoppierendes Drumming, in "Live Free Or Die" wird über mehrere Minuten der lupenreine True Metal-Hammer geschwungen und
Manowar stimmlich aufs Heftigste zitiert, beim
Charlie Daniels-Cover "Long Haired Country Boy" macht man einen auf headbangenden Südstaaten-Rock'n'Roller, "Turn Me Away" rutscht geradezu in balladeske Regionen ab und mit der Demo-Neuaufnahme "Tyrant Of The New World" packt das Quintett eine reine Thrash-Keule aus. Das mag einerseits alles unterhaltsam, spaßig und kurzweilig sein, lässt jedoch eigenes Engagement und einen gewissen Wiedererkennungswert etwas vermissen. Es wird einfach auf zu vielen, wenn auch meist schönen Hochzeiten gleichzeitig getanzt. Zudem werden sich einige US Metal-Freunde sicherlich an den streckenweise leicht getriggert klingenden Drums und dem manchmal aufs Heftigste bratenden Gitarrensound stören.
Somit ist "The War We Rage" für traditionelle Metal-Fans durchaus eine kleine Empfehlung wert, kann jedoch in der nicht abebbenden Release-Flut keine besonders herausragenden Akzente setzen. Trotzdem halte ich
7 von 10 RockTimes-Uhren für angemessen.