Craving Hands / Working Overtime
Vor gut zwei Wochen landete das Zweitwerk, der mir bis dato völlig unbekannten, aus dem Duisburger Großraum stammenden Band Craving Hands in meinem CD-Player. Die geographische Nähe (mein Wohnort Rheinberg liegt ca. 15 km entfernt), und ein wenige Tage später anstehendes Konzert, gaben den Ausschlag dafür, mich näher mit der Gruppe zu beschäftigen.
Schon beim Anblick des Covers bin ich recht beeindruckt. Auf dem Titelbild sieht man die Band vor den großen Turbinen einer Fabrikhalle, farblich wunderschön in Szene gesetzt. Ein Steck-Booklett im Innenteil, mit Texten und atmosphärisch gut harmonierenden Schwarz-Weiß Aufnahmen (Band im Zusammenspiel mit Industriekulisse), das ein wenig vom für Duisburg typischen Malocher-Schimanski-Flair herüberbringt. Note 1 schon mal auf jeden Fall für die geschmackvolle Gestaltung.
Passend dazu auch der Name der Band, der laut Aussage von Sänger Frank Ipach, zum einen gut klingen sollte, zum anderen auf handgemachte Musik hinweisen soll. Craving ist als eine Art Verlangen zu deuten, was soviel heißen soll, dass die Leute heiß aufs Musikmachen sind. Und diese Grundhaltung ist auch auf ihrer CD "Working Overtime", die in finanzieller Eigenregie entstanden ist, eindeutig spürbar.
Die Songs sind sehr ansprechend arrangiert, die Truppe hat ein Gespür dafür, angenehme Melodien mit tief im Gehör sitzen bleibenden Refrains zu erzeugen. Instrumente und die relativ helle Stimme Frank Ipachs sind glasklar abgemischt, den letzten Schliff versetzte Mastering-Profi EROC.
Man merkt, dass die Band, begünstigt durch ein kleines Heimstudio von Lutz Weigang, viel Zeit investiert und ausgiebig experimentiert haben muss, bis letztendlich der richtige Dreh gefunden wurde.
Die Songs stammen allesamt aus der Feder von Frank Ipach, oder dem Gespann Lutz Weigang (Musik) und seinem Cousin W. Zaksek (Texte), der jahrelang in England gelebt hat.
Als grobe musikalische Vergleiche habe ich in meiner Sammlung Gruppen wie z. B. R.E.M., The Rembrandts, Soulsister, Lloyd Cole, Crowded House oder die dänische Band Michael Learns To Rock gefunden. Dazu kommen leichte Americana-Ansätze.
Craving Hands haben aber, ohne jeden Zweifel, eine ganz persönliche Note, die schwerpunktmäßig durch ihre Gabe, Stimmungen und Atmosphäre mit klarer und angenehm zurückhaltender Instrumentierung auszudrücken, charakterisiert werden kann.
Höhepunkte der CD sind für mich die ersten drei Stücke, mit wunderbarer Gitarrenarbeit von Olaf Behrends, sowie die druckvolle Uptemponummer "Lost Years". Alles in allem eine wirklich gelungene, bis ins letzte Detail durchdachte und ausgereifte Produktion, die mir persönlich viel Spaß bereitet hat.
Warum also immer in die Ferne schweifen, wenn das Gute manchmal doch so nah ist?
Spielzeit: 61:03, Medium: CD, Eigenproduktion, 2000
1: Dark Rivers Of The Heart 2: Light Ahead 3: Lose My Faith 4: The Big Getaway 5: Julia 6: Paint The Town 7: Where Would I Be 8: Look At Yourself 9: Lost Years 10: Don't Take It For Granted 11: Nobody's Fool 12: Things We Said 13: Take Me Away
Daniel Daus, 3.12.2001