Cryptex / Live At The Bosuil
Over The Hills And Stones Tour 2012
Live At The Bosuil Spielzeit: 88:48
Medium: DVD
Technik: k. A.
Untertitel: Englisch (Rockumentary)
Label: SAOL Music, 2012
Stil: Progressive Folk


Review vom 21.12.2012


Steve Braun
Kaum eine deutsche Band sitzt derart konsequent zwischen allen Stühlen wie Cryptex, das etwas andere Trio aus Salzgitter. Schmissiger Rock, mit etwas Pop garniert, ein bisschen mehr Folk, ein Spritzerchen Metal und das Ganze progressiv ausgekleidet - so könnte man es am ehesten beschreiben. Oder in Bandnamen ausgedrückt: Jethro Tull, CSN&Y, Beatles und Queen gepaart mit gaaaanz viel… Cryptex. Nee, was diese Jungs leisten, ist schon gewaltig eigenständig! Sie selbst bezeichnen ihren Stil übrigens als »Progressive Folk«.
Ende Januar 2012 bekamen die Jungs einen Anruf, der wohl das vegetative Nervensystem erstmal zusammenbrechen ließ: Sie sollten die großen Pain Of Salvation auf Europaschleife begleiten. 28 Shows in 14 Ländern - von Skandinavien bis Südeuropa. Eine wahnsinnige Herausforderung, aber auch Chance, die Cryptex beherzt beim Schopf ergriffen, obwohl ihnen lediglich zwei Wochen zur Vorbereitung blieb.
Wie die Bandmitglieder in der dem Bonusmaterial beigefügten 'Rockumentary' preisgeben, waren sie schlichtweg überwältigt, wie sie als Support von den Pain Of Salvation-Fans aufgenommen wurden. Schon beim ersten Konzert, im schottischen Glasgow, gingen die anwesenden Metalheads begeistert mit. Sie fühlten sich von Anfang an vom Tour-Management wie dem Headliner gleichermaßen 'auf Augenhöhe' behandelt.
Die Songs, die Cryptex am 10. März im niederländischen Weert - etwa auf dem Zenit der Tour angelangt - präsentierten, entstammen allesamt dem Debütalbum Good Morning How Did You Live.
Ein Grund für das Scheitern hoffnungsvoller Bands ist, dass sie das im Studio Geschaffene nicht live umsetzen können - ein ganz wichtiger Baustein für den Erfolg einer Band. Cryptex dagegen überrascht mit einer wahnsinnig intensiven Bühnenpräsenz, was nicht nur für die 'Rampensau' - in diesem Fall Simon Moskon - gilt, sondern in gleichem Maß auf seine Mitstreiter Ramón Fleig (Percussion) und Martin Linke (Gitarren) zutrifft. Ganz sicher einer der Gründe, warum die Jungs als Support der POS-Tour derart gut ankamen. Die Leute im Saal spüren eben ganz genau, wenn auf der Bühne was Authentisches 'gerissen' wird!
Bei den ersten beiden Stücken glaubt man, noch etwas Nervosität zu spüren, was nach zwei ekstatischen Nummern, "Dance Of The Strange Folk" und "Camden Town", dem stillen, an beste Jethro Tull-Tage (ich denke speziell an die LP "Songs From The Wood") erinnernden "Alois" und vor allem dem tief unter die Haut 'zwirbelnden' "It's Mine" wie weggeblasen scheint. Der Bann auf der Bühne ist gebrochen - dagegen jeder der Zuhörer im De Bosuil gebannt, wenn nun die Highlights des Debütalbums "Good Morning How Did You Live" abgefeuert werden. "Most Lovable Monster" - hier wechselt Moskon von den Keyboards an den Bass - stimmt bestens auf den progressiven Metal des Headliners ein. Der Gipfel wird mit dem stimmungsvollen "Grief And Despair" erreicht, bei dem der ganze Saal in Bewegung gerät. Das schwermetallische "Leviathan" beschließt das Set und das begeisterte Publikum ist bestens für Pain Of Salvation eingeheizt!
Im Bonusmaterial findet sich die bereits angesprochene, etwa 45-minütige Rockumentary, in der die Drei nicht nur die Tour noch einmal Revue passieren lassen, sondern auch bereits einige Einblicke in ihre laufenden Arbeiten an ihrem Zweitling gewähren. Dabei kann man nachspüren, wie die Jungs beim Komponieren und im Proberaum vorgehen, welche Schwerpunkte sie setzen und wie gruppendynamische Prozesse bei ihnen ablaufen. Überaus offenherzig gehen sie damit um - kein Blatt wird vor den Mund genommen. Hinterher hat man durchaus das Gefühl, das Phänomen Cryptex besser zu verstehen. Abgerundet wird diese ordentlich ausgestattete Debüt-DVD durch die obligatorische Fotostrecke.
Für eine Eigenproduktion kann man "Live At The Bosuil" eine sehr anständige Qualität bescheinigen. Leichte Abstriche bei der (etwas 'grisseligen') Bildqualität und dem Fehlen von alternativen Sound-Möglichkeiten nimmt man da gerne in Kauf. Die Energie, die sich bei einem Cryptex-Konzert entwickeln kann, wird 1:1 eingefangen und übertragen - mehr kann man nun wirklich nicht erwarten!
Als kleines Dankeschön an die Fans, die ihre DVDs (natürlich) rechtmäßig erwerben, ist dem Scheibchen noch ein Gutschein-Code für den Cryptex-Shop beigefügt.
Fazit: Ich persönlich hatte noch nicht das Live-Vergnügen und bin durch "Live At The Bosuil" absolut 'angefixt'. Ich kann das Teil nur wärmstens empfehlen!!
Diese DVD ist im Cryptex-Shop und bei ausgewählten, bestens beleumundeten Mailordern zu beziehen.
Line-up:
Simon Moskon (vocals, bass, keyboards, bluesharp, didgeridoo)
Ramón Fleig (drums, percussions, cajón, samples background vocals)
Martin Linke (lead and rhythm guitars, sansula, glockenspiel, background vocals)
Tracklist
01:Hicksville, Habitus And Itchy Feet
02:Freeride
03:Dance Of The Strange Folk
04:Camden Town
05:Alois
06:It's Mine
07:Gypsy's Lullaby
08:Most Lovable Monster
09:Grief And Despair
10:Leviathan

Bonus features:
Rockumentary/Interviews
Photo Gallery
Externe Links: