Crystallion / Hattin
Hattin Spielzeit: 54:46
Medium: CD
Label: Dokyard1, 2008
Stil: Power Metal

Review vom 14.05.2008


Ilka Heiser
»Dass Metaller gut in geschichtlichen Themen bewandert sind ist ein alter Hut […]«, so das Label.
Vielleicht ist das mit ein Grund, warum gerade im Metalbereich oftmals Konzeptalben an der Tagesordnung sind, die sich mit Rittern, Drachen, entführten Prinzessinnen usw. befassen.
Im vorliegenden Fall geht es aber um ein anderes Thema, nämlich um den Templer-Mythos.
Ich zitiere ein weiteres Mal aus dem Waschzettel: »[…]"Hattin" ist nun ein Konzept-Album über die letzte Phase der Kreuzfahrer-Staaten im Nahen Osten vor 800 Jahren, erzählt aus der Perspektive der (siegreichen) Muslime unter Saladin. Bei Hattin in der Nähe des See Genezareth wurde das Heer der Kreuzfahrer unter König Guido von Jerusalem vernichtend geschlagen und der König gefangen genommen. […]«
Die Story klingt interessant und das Album beginnt auch gleich mit einem pure Gänsehaut erzeugenden Intro, sowie einer gesprochenen Einführung in die Geschichte um Hattin. Diese kurze Beschaulichkeit hält aber nicht lange an, denn sofort werden die Knüppel ausgepackt und die ersten Double Bass-Salven hämmern sich gnadenlos in die Gehörgänge. Dazu flirren spritzige Gitarrensoli pfeilgleich durch die derzeit hier vorherrschende, fast hochsommerliche Luft. Nun, Crystallions (Riff)Köcher sind ja auch prall genug gefüllt.
Die Band gönnt uns wirklich keine Verschnaufpause. Kaum hat Thomas Strübler mit eindringlichen Vocals den nächsten Song eingeleitet, galoppieren auch schon wieder die sich daran anschließenden Hochgeschwindigkeits-Riffs dermaßen fett aus den Speakern, dass unsere beiden Samtpfoten mit angelegten Ohren das Weite suchen. Sie stehen offenbar nicht auf Speed Metal-Klänge.
Apropos Vocals: Sehr angenehm fällt mir auf, das Strüblers Gesang nicht, wie oftmals im Speed/Power Metal üblich, zur Kategorie 'Kastratenvocals' gehört. Die Stimmlage ist sehr variabel, ausdrucksstark und stellenweise sogar richtig pathetisch ("Vanishing Glory"), driftet nur ab und zu mal ganz leicht ins Falsett ab ("Under Siege").
Selbst wenn bei einem Stück, wie im Falle des bereits erwähnten, leicht epischen "Under Siege", der Gashebel etwas weniger durchgedrückt wird, hält das doch nicht all zu lange vor - die Speed-Keule läuft sofort wieder auf Volldampf, dass die Funken nur so fliegen.
Ich hab den Eindruck, die Band hat sich das Motto 'Moshen bis der Arzt kommt' auf die Fahnen geschrieben und feuert eine Power Metal-Granate nach der anderen ab.
Die gnadenlose Härte in Form von fetten Gitarren, treibenden Drums sowie leicht symphonischen Keyboards harmoniert hier wirklich perfekt. Das Schwergewicht liegt dabei aber stets auf eingängigen Hooklines.
Ob nun das knüppelharte "The Battle - Higher Than The Sky" oder das folgende "The Battle - Saracen Ascension", es reiht sich eine Hymne an die andere, was die Mitgrölfraktion live sicherlich freuen wird.
Crystallion haben offensichtlich Spaß daran, uns eine ordentliche, metallische Power-Breitseite zu verpassen. Nun, dann folgen wir doch ihrem Höllenritt, satteln die Pferde, legen die Rüstung an und schärfen die Schwerter, um mit König Guido gemeinsam in die Schlacht gegen Saladin nach Tiberias zu ziehen.
Fazit: Die Band hat das Power Metal-Rad natürlich nicht neu erfunden, was aber nicht unbedingt ein Manko ist. Auffallend auch, man hält über das gesamte Album hinweg ein gleich hohes Niveau, Ausfälle gibt es also keine.
Wer Rhapsody, Blind Guardian, Stratovarius, Helloween oder Sonata Arctica mag, ist mit dieser Scheibe bestens bedient.
Ich denke, dass mit den Oberbayern auch weiterhin zu rechnen ist.
Line-up:
Florian Ramsauer (guitar)
Patrick Juhász (guitar)
Thomas Strübler (vocals)
Manuel Schallinger (keys)
Martin Herzinger (drums)
Stefan Gimpl (bass)
Tracklist
01:The Ambush
02:Wings Of Thunder
03:Vanishing Glory
04:Under Siege
05:The Battle - Onward
06:The Battle - Higher Than The Sky
07:The Battle - Saracen Ascension
08:Preach With An Iron Tongue
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