Cubric / Halo
Halo Spielzeit: 58:36
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2009
Stil: Progressive Rock

Review vom 21.01.2009


Christoph Segebard
Ich dachte mal wieder, ich wüsste Bescheid. Da kommt mir eine CD einer deutschen Progressive Rock-Band auf den Schreibtisch geflogen, und sie hat auch noch eine weibliche Gesangsstimme. Sofort wurden böse Erinnerungen wach. Erinnerungen an Fahrstuhlmusik, die fälschlicherweise als 'Prog' deklariert wird, die allzu schmalzige Frauenstimmen missbraucht und bei der gute Ideen oder gar echtes Songwriting eher die Ausnahme sind. Factory Of Dreams oder Project Creation fielen mir sofort ein. Auch Arjen Lucassen, sonst über jeden Zweifel erhaben, hat sich in dieser Hinsicht schon den einen oder anderen Klops geleistet.
Der erste Eindruck aber war durchaus vielversprechend. Cubric erzeugen mit modernen Mitteln eine dichte, schöne Atmosphäre, arbeiten aber - wo's passt - durchaus mit der Gitarre im Vordergrund. Dazu ist der Gesang recht variabel - und seriös: Es wird sich nicht auf die Wirkung einer weiblichen Stimme verlassen; sie ist nicht der Mittelpunkt, der alle in seinen Bann ziehen soll, sondern ein integres, kreatives Mitglied des künstlerischen Prozesses. Cubric und insbesondere ihre Frontfrau Anja Bräutigam schaffen etwas, was nicht viele können: Sie etablieren eine weibliche Stimme in ihrer Musik, als ob nichts wär. …Dabei ist doch was: Hier arbeitet und werkelt die Stimme genau so, wie man es auch von den so viel zahlreicheren männlichen Sängern gewohnt ist. Ich weiß; die völlige Gleichstellung von Mann und Frau - das sollte auch beim Gesang in Rockbands eine Selbstverständlichkeit sein. …Ist es aber leider nicht, so leid's mir tut.
Sie können's ruhig, sie können's schnell, und sie können's auch heavy, wie "No Tomorrow" beweist. …Und dabei weiß man nie, was kommt. Bei Cubric wartet jeder einzelne Musiker mit einem eigenen Profil und eigenem Sound, eigenen Ideen auf. Nichts wirkt gekünstelt, alles hört sich ehrlich an.
Aber der Hammer kommt erst danach: "Vicious" heißt er, und ganz viciously hat er mich gepackt. Wie das ganze Album wandelt er auf progressiven Pfaden, ohne auch nur annähernd zu verkopfen oder mit Gewalt die Komplexität hochzuschrauben. Man hat hier einfach die richtige Balance. Zudem findet man hier die tollste Stelle auf ganz "Halo": Immer nach dem Refrain gibt's eine langgezogene, sehr emotionale Harmonie von Stimme und Instrumenten - grandios. Diese Band punktet immer weiter!
Für den Fall, dass der Leser aus meinem bisherigen Geschwafel nicht meine Begeisterung rausgehört hat: Ich bin begeistert. Mit "Halo" ist Cubric ein super Debüt gelungen. …Meldet euch beim nächsten Mal ruhig wieder bei mir, Freunde, denn das nächste Album will ich nicht verpassen! Wenn ihr so weiterarbeitet und künftig noch ein wenig mehr ins Detail geht, dann werdet ihr euch bald in der deutschen Prog-Spitze wiederfinden. Sie zittert bereits. Viel Erfolg!
Line-up:
Anja Bräutigam (vocals)
Janz (lead guitar)
Bernhard Hanke (rhythm guitar)
Axel Wagner (bass)
Gonzo (drums)
Tracklist
01:Beautiful Disaster
02:Train Section Misery
03:Ease Of Being
04:No Tomorrow
05:Vicious
06:Impulsive Creep
07:Sin
08:Life Is Your Comeback
09:I'm Sorry
10:Runaway Fool
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