Cut / Annihilation Road
Annihilation Road Spielzeit: 31:51
Medium: CD
Label: Go Down Records, 2010
Stil: Rock, Punk

Review vom 14.01.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Seit Mitte der Neunzigerjahre, genauer 1996, sorgt die italienische Band Cut mittlerweile im Punk Rock-Underground für ziemliche Eruptionen. Mit vier Alben, einer EP und einer Split-Single war man im CD-Sektor ebenfalls gut aktiv. Cut machte bisher nicht nur die Bühnen in Italien unsicher, sondern waren auch schon im United Kingdom, anderen Teilen von Europa und den USA unterwegs. Die Liste der Gruppen, mit denen der Dreier schon gespielt hat, ist lang. Stellvertretend seien die Violent Femmes, The Hives, International Noise Conspiracy oder Eels genannt.
CD in den Schacht, die Playtaste gedrückt und schon ist der Opener die Initialzündung für feisten Punk Rock, der mit anderen Elementen ganz geschickt gespickt wurde. Da ist man von den ersten Sekunden an dabei und Cut schafft es, das Feuer nie erlöschen zu lassen. Die haben eine sagenhafte Power, die gut kanalisiert wird. Das Seil wird immer sehr gut auf Spannung gehalten, es reißt aber nie.
Ganz abgesehen von dem Band-Feuerwerk muss der Hörer auch flott dabei sein, denn nach einunddreißig Minuten ist das tolle Spektakel bereits vorbei. Die vierzehn Cut-Shorttracks gehen in die Vollen und richtig schön hart zur Sache. Das klingt allemal nach mehr. Nur wenige Nummern kratzen an der drei Minutenmarke.
Gerockter Punk, wie er sein muss und Spaß macht. Das Trio hat ein ungemein gutes Händchen dafür, die kurzen Flammenwerfer-Songs bestens zu gestalten. Da taucht dann im dritten Track plötzlich noch eine psychedelische Orgel auf. Die Gitarren riffen extrem gut und definitiv ist jede Komposition eine Perle. Da schnappt man sich für ein Intro auch schon einmal die Akustische, die zu einem herrlichen Drum-Groove aufspielt ("Awesome").
Gradlinig ist der Punk und dann doch wieder nicht. Wow, für "All Our Dues" hat schon man wieder diese Orgel eingebaut. Immer wieder findet sich Zeit für E-Gitarren-Soli und im gerade genannten Track ist es auch noch schön schräg. In "Smash The Playground" klingt es so, als hätte man das Bottleneck in Betrieb. Vor Verfremdungen des Gesangs macht die Gruppe auch nicht Halt und mit einigen anderen Keyboard-artigen Soundeskapaden geben sie ihrem quirligen Treiben einen psychedelischen Touch, der mir sehr gut gefällt.
Da hat Cut gleich noch eine Überraschung auf "Annihilation Road". "Someone Else's Life" hat einen trockenen Riff-Groove wie Hound Dog Taylor, der nie Punk gespielt hat. Die Lieder sind vollgestopft mit musikalischem Adrenalin. Drummer Francesco Bolognini macht eine ganz vorzügliche Figur. Der trommelt echt abwechslungsreich und baut phasenweise herrlich vertrackte Beats ein.
Bei allem Geschwindigkeitsrausch darf "Soul Fire" als eine Ballade betrachtet werden. Man schaltet einige Gänge runter und befindet sich dabei in einer verkehrsberuhigten Zone. Die Gitarre klingt schön melodisch und schwups, schon sind gut zweieinhalb Minuten Besinnliches wieder vorbei.
Als Leckerbissen hat Cut am Schluss "Trouble (Clockwork Blues)" hörbereit. So, wie die Italiener hier den Blues punken erinnert das an Wilko Johnson und die frühen Dr. Feelgood. Oh Mann, Cut verfügen über eine ganz schön große Tischdecke, auf der sie sich austoben können. Dazu passt "She Gave Me Water" hervorragend und "The Light" ist bester Stakkato-Punk.
Wild und ungezähmt beeindruckt Cut mit ihrer ersten Begegnung mit RockTimes. Fulminant inszenierte Granaten machen Laune. Der einzige Nachteil ist die in Dauerbetrieb befindliche Playtaste. Aber das soll nun das geringste Übel sein. Wenn es nur darum geht, dann kann man solche Sachen als Marginalien durchwinken. Cut spielt frische Musik, die beeindruckt. Punk on!
Line-up:
Carlo Masu (guitar, vocals)
Ferruccio Quercetti (guitar, vocals)
Francesco Bolognini (drums)
Tracklist
01:Annihilation Road (1:50)
02:Strange Kind Of Feeling (2:26)
03:Awesome (2:28)
04:She Gave Me Water (2:25)
05:All Our Dues (2:20)
06:The Light (1:38)
07:Summertime (2:41)
08:I Don't Mind (1:59)
09:Misfits (1:37)
10:Someone Else's Life (2:56)
11:Smash The Playground (2:22)
12:Feels Alright (2:05)
13:Soul Fire (2:40)
14:Trouble (Clockwork Blues) (2:24)
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