George Clinton & Parliament -
Funkadelic / Live At Montreux 2004
Live At Montreux 2004
Funk!
Die harte Variante des Soul. Ach was, eigentlich ist es ganz was anderes als Soul. Gitarreneinsatz analog des Rocks. Keine 'gebügelten' Musiker, sondern teils recht wilde und freaky Truppen katapultierten diese Stilrichtung Anfang der Siebziger auch hierzulande in die Rockdiscos.
Ende der Fünfziger gründete Clinton seine erste Band, die Parliaments. Das 's' am Schluß ist wichtig, denn unter diesem Namen war die Marschrichtung: 'Motown'.
Nach Parliaments hieß die Band Funkadelic, wobei der Einfluss aber eher 'weiße Rockmusik' denn 'schwarzer Soul' war. Ausgiebige Gitarrensoli und: on stage wurden Windeln getragen. Also nix mit 'Motown' a'la Temptations oder O'Jays usw.
1971 dann die Wiederbelebung von Parliament, nun ohne das 's'.
Konzerte der Band sind eher Ereignisse denn reine Konzerte. Das betrifft zum einen die Dauer einer Show als auch die Anzahl der Musiker (oft über 40 Personen) auf der Bühne.
Zeitsprung:
George produzierte ein Album für die Red Hot Chili Peppers und man sagt dass Prince, wenn er irgend jemanden etwas für seinen Erfolg schuldet, dies unzweifelhaft George Clinton sei. Clinton, neben James Brown, wohl der 'schwarze Musiker' schlechthin.
Auch die Jambase listet die Band - Clinton ist einer derjenigen, der Tape Trading erlaubt.
P-Funk!
George Clinton macht ja nun eigentlich keinen Funk in der Art der üblichen Verdächtigen, sondern nach eigenem Bekunden P-Funk. Eine schöne Erklärung liefert Wikipedia .
Das 2004er 'Montreux' Konzert darf zweifelsohne zu den besten Clinton Shows gezählt werden und man glaubt es gerne, so heiß und brodelnd startet wohl selten 'ne Band.
Das liegt nicht nur an den äußerst ansehnlichen Sängerinnen und Tänzerinnen, nicht nur an den wie Paradiesvögel anmutenden Musikern, auch nicht an Georges imposanter Erscheinung, sondern an dem gewaltigen Rhythmus, der einen sofort gefangen nimmt; man wird sich ganz schnell bewußt, dass Beine nicht nur zum laufen, Arme nicht nur zum schlenkern sind und dass der Kopf mehr kann, als das Denkzentrum zu beherbergen.
"Flashlight" zum Beispiel - diese alte Nummer, die jeder sicher schon mal gehört hat, Bassläufe bis runter in den Keller und dann wieder hoch.....
Clintons Funk, pardon P-Funk ist eine mehr als gut geölte Rhythmusmaschine. Alle - und es sind jede Menge Leute auf der Bühne - sind permanent in Bewegung, tanzen, laufen kreuz und quer und haben tierischen Spaß, was auch auf das Publikum ansteckend wirkt. Bläsersection und die Percussionleute lassen es rollen: Funk'n'Roll eben. Einen Gastauftritt ("Something Stank", Hard As Steel") hat auch Georges Enkelin Shonda Clinton, genannt Sativa (weil ich eine weibliche Marihuana Pflanze bin). Interessante Familie! *g*
Ganz lecker die Soloeinlagen von Belita Woods ("Undisco Kidd", "Sentimental Journey"). Und wenn ich gerade am schwärmen bin: auch Kim Manning und Kendra Foster geben eine sehr gute Figur ab, ähm, passen perfekt an das Leadmicro.
Apropos "Sentimental Journey": irre, wie Lili Haydn mit ihrer Violine dem Song ihren Stempel aufrückt. Glockenklarer Gesang von Kim Manning, Lili steigt ein (auch gesanglich) und wenn schließlich auch Belita das Micro schnappt 'wächst' eine Gänsehaut nach der anderen. Eines der vielen Highlights dieser DVD.
"Bounce 2 This": traumhaft wie Kendra Foster pure Erotik ins Micro haucht. Mann George, du hast perfekt gewählt.
Den Gitarrenfans sei gesagt, dass hier eine stellenweise brettharte Rockklampfe Riffs in die Rhythmusorgie abfeuert während der Bass unaufhörlich vor sich hin brabbelt.
Mit echtem Rock'n'Roll endet das Konzert. "Whole Lotta Shakin'/At The Hop" von dieser Truppe dargeboten hat schon was. Daniel Bedrosian am Keyboard explodiert förmlich.
Stichwort Keyboard: Bernie Worrell (ja, ja, der stand auch schon bei Gov't Mule als Gastmusiker im Line-up) eröffnet den Reigen der Bonustracks mit einem fantastischen Keyboardsolo.
Bonustrack zwei ist Lil Haydn gewidmet. Violinensex, sag ich mal. Das nächste Goodie ist "Maggot Brain", diese affenstarke Gitarrennummer, dargeboten vom Gitarristen Michael Hampton. Davon gib es noch ein 'Reprise' mit Lil and der Geige - mindestens so spannend wie die 'Les Paul' Version.
Vom Feinsten, aber man muss zuhören: die Geschichte vom "US Custom Coast Guard Dope Dog". Letzter Bonustitel ist eine Hammerversion des Klassikers (mit dem weltbekannten Riff) "Them Changes" (Buddy Miles).
Diese Montreux Show geht ab wie 'ne Rakete, knisternd, zündend, brodelnd und ich werde wohl an mein LP Regal gehen und die alten Clinton LPs wieder mal entstauben. Obwohl...die DVD bietet mehr, nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen.
Technik:
Bildformat: 16:9
Sound-Formate: DTS, Dolby 5.1, PCM Stereo


Spielzeit: 137:00, Medium: DVD, Eagle Rock, 2005
1:Bop Gun feat. Steve Boyd 2:Undisco Kidd (The Girl Is Bad) feat. Belita Woods 3:Flashlight / Get Low 4:Something Stank feat. Sativa 5:Hard As Steel feat. Sativa 6:Yank My Doodle 7:Flashlight (reprise) 8:Not Just Knee Deep 9:Sentimental Journey feat. Belita Woods 10:Not Just Knee Deep (reprise) 11:Up For The Downstroke 12:Bounce 2 This feat. Kendra Foster 13:Never Gonna Tell It feat. Kim Manning 14:Atomic Dog 15:Whole Lotta Shakin’
Bonus Tracks:
1:Bernie Worrell Keyboard-Solo 2:Lili Haydn Violinen-Solo 3:Maggot Brain feat. Michael Hampton & Lili Haydn 4:US Custom Coast Guard Dope Dog 5:Maggot Brain (reprise) 6:Them Changes
Ulli Heiser, 29.07.2005