J.J. Cale
In Session At The Paradise Studios, Los Angeles
In Session At The Paradise Studios, Los Angeles, 1979 Spielzeit: ca. 80:00
Medium: DVD
Label: Warner Music Vision, 2002 (1979)
Sprache: Englisch
Untertitel: Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch
Ton: DTS, DD 5.1, DD 2.0
Bild: 4:3 NTSC
Disc Typ: DVD 5
Länder Code: 2/3/4/5
Stil: Classic Rock

Review vom 08.11.2006


Daniel Daus
J.J. Cale gehört nach wie vor zu meinen Top Five-Interpreten aller Zeiten. Ich habe von ihm auch so gut wie alle Scheiben die bisher auf den Markt gekommen sind, zum Teil sogar doppelt auf Vinyl und CD. Nicht von ungefähr hat er Stars wie Eric Clapton, Mark Knopfler und auch Ronnie Van Zant von Lynyrd Skynyrd beeinflusst, seine Songs werden bis zum heutigen Tag immer noch gerne gecovert.
Bekam man noch neulich feuchte Augen, als auf Bayern 3 im Fernsehen über den kauzigen Musiker aus Tulsa, Oklahoma ein herrliches Portrait ausgestrahlt wurde, so geht es einem genauso, wenn man sich jetzt die historischen Aufnahmen aus den Paradise Studios in Los Angeles von 1979 ansieht. Ich bin eigentlich nie ein Fan von alten Kamellen gewesen, aber in diesem Fall wird selbst mir klar, dass manche Musiker, wie halt J.J. Cale, in der Lage sind, zeitlose Kompositionen zu kreieren.
Der Gig wirkt zwar etwas eigenartig, es sieht bald so aus, als wenn sich ein paar Musik-Studenten mit ihren Profs zu einer WG-Einweihungspartie getroffen hätten, sich die zur Verfügung stehenden Instrumente geschnappt haben, und dann mal einfach loslegten. Cale sieht aus wie aus dem Mittagsschlaf gerissen, vom Sofa gezerrt, seine dichten, grauen Haare (man könnte meinen, Ako-Pads wüchsen aus seiner Kopfhaut) stehen zu Berge. Ihm gegenüber Leon Russell, eine Mischung aus Methusalem und einem Alm-Ödi, der John in Sachen Coolness, Introvertiertheit und natürlich musikalischer Brillanz Paroli bietet. Der Rest der ebenfalls exzellenten Mitmusiker (Christine Lakeland, Larry Bell, Marty Grebb, Nick Rather, Bill Boatman oder Jimmy Karstein) bewegte sich schon länger im Dauer-Dunstkreis der beiden Hauptprotagonisten, somit ist auch das äußerst homogene Wirken bei den Songs keine Überraschung.
Zu meiner Freude steht meine absolutes Lieblingswerk von J.J. Cale, "5" (neben der "Shades", die aber erst vier Jahre später auf den Markt kam), im Fokus des Geschehens. Kein anderer schaffte es je besser, den von ihm quasi erfundenen Laidback-Stil (manchmal fast am Rande zur Lethargie wie bei "Sensitive Kind" oder "Crazy Mama") mit einer ungemeinen Spielfreude so perfekt zu vereinen. Cale brummelt seine Texte fast gelangweilt ins Mikro, präsentiert seine Gitarren-Fingerfertigkeit fernab jeder Theatralik, verfolgt aber äußerst aufmerksam die spieltechnischen Leistungen seiner Mitmusiker, ganz selten huscht mal ein verschmitztes Lächeln über seine herben Gesichtzüge in Richtung seines charismatischen Konter-Parts, Leon Russell.
Vorzüglich immer wieder der satte Rhythmus-Teppich, der die Grundlage für seine filigranen Soli bildet, wie auch für die ständig eingeflochtenen Organ- und Piano-Duelle der Herren Russell und Bell. Selbst bei recht flott instrumentierten Boogie-Stücken (da gibt es sogar recht viele wie "T-Bone Shuffle", "Hands Off Her", "Goin' Down" oder "Roll On"), lässt Cale sich nicht aus der Ruhe bringen. Sahnehäubchen des Gigs ist aber die furiose Fassung seines Paradesongs "After Midnight", dass nach recht verschleiertem Gitarren-Intro in einer grandiosen Form dahingroovt. Klasse hier die eingeworfenen Harmonika-Fills von Christine Lakeland und ein starkes Piano-Solo. Absolut genial auch die Fassung von "Boilin' Pot", das in der Studioversion kaum länger als zwei Minuten ist, hier aber mit ausgedehnten Soli (stark die dezenten Harmoniegesänge von Lakeland) in der XXL-Version performt wird.
Richtig Spaß macht auch "Same Old Blues", wo John und Leon im Duett singen. Aufgepeppt wird die ganze Geschichte auch durch Stücke, wo sich der zwischen Wahnsinn und Genialität zu bewegen scheinende Russell den Leadvocals-Part vollständig übernimmt ("Corina Corina" oder beim abschließenden "24 Hours A Day"), oder, wo Keyboarder Larry Bell, beim souligen, in Richtung Doobie Brothers driftenden "Set Your Soul Free (Tell Me Who You Are)" sein vokales Talent in den Vordergrund stellt.
Insgesamt ein tolles Konzert, dass wie geschaffen fürs Wohnzimmer ist, und bei dem Anschauungsunterricht in Sachen instrumentalem Können par excellence dargeboten wird. Selbst mein alter Herr, der eigentlich die Jazz-Ecke bevorzugt, ist immer wieder von Cale hingerissen.
J.J., du bist und bleibst einer der Größten!
Die US-Ausgabe der DVD hatte unser Wahlamerikaner Markus bereits im Februar
hier besprochen.
Tracklist
01:T-Bone Shuffle
02:Nowhere To Go
03:Cocaine
04:Ten Easy Lessons
05:Sensitive Kind
06:Hands Off Her
07:Lou-Easy-Ann
08:Going Down
09:Corina, Corina
10:Roll On
11:No Sweat
12:Crazy Mama
13:Fate Of A Fool
14:Boilin' Pot
15:After Midnight
16:T-Bone Shuffle
17:T-Bone Shuffle Backwards
18:Same Ole Blues
19:Don't Cry Sister
20:Set Your Soul Free (Tell Me Who You Are)
21:24 Hours A Day

Bonus Tracks:
22:Call Me The Breeze
23:Ever Lovin' Woman
24:Katy Cool Lady
25:Lies
26:Don't Wait
Externe Links: