James Cotton / Cotton Mouth Man
Cotton Mouth Man Spielzeit: 48:54
Medium: CD
Label: Alligator Records, 2013
Stil: Blues

Review vom 20.06.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Leiden Blues-Fans unter einem trockenen Mund, gibt es dagegen eine Medizin mit dem Namen "Cotton Mouth Man" von James Cotton.
Der Harpspieler, geboren 1935, gehört zu den Größen des Blues, lernte das kleine Instrument bei seinem Mentor Sonny Boy Williamson II spielen und machte schon in seiner Jugend die ersten Plattenaufnahmen bei Sam Phillips (Sun Records). Er war Bandmitglied bei Howlin' Wolf sowie Muddy Waters, hatte seine eigene Formation mit dem Namen Jimmy Cotton Blues Quartet und tourte Mitte der Sechzigerjahre auch mit Janis Joplin.
Mitte der Neunzigerjahre zwang ihn eine Kehlkopfoperation gesanglich kürzer zu treten. Seine Harp-Virtuosität beeinflusste der Eingriff nicht. James Cotton veröffentlichte viele Alben unter eigenem Namen und immer schon war er ein willkommener Gast bei anderen Künstlern wie zum Beispiel Elvin Bishop, Mike Bloomfield, Big Mama Thornton, B.B. King, Santana, Jimmie Vaughan, Joe Louis Walker oder Johnny Winter. Auf der anderen Seite kann sich jeder Musiker glücklich schätzen, mit James Cotton zusammen gespielt zu haben.
So wird es wohl auch für die Leute eine Ehre gewesen sein, ein Teil von "Cotton Mouth Man" gewesen zu sein. Neben seiner eigenen Band mit Sänger Darrell Nulisch, Tom Holland (Gitarre), Bassist Noel Neal und Schlagzeuger Jerry Porter, der hier etwas zu kurz kommt, hat sich der Altmeister mit einer illustren Schar von tollen Musikern getroffen. Sänger sind, neben Darrell Nulisch, Gregg Allman, Ruthie Foster, Warren Haynes, Keb' Mo' sowie Delbert McClinton. Gitarrenparts übernahmen Joe Bonamassa, Rob McNelley und Colin Linden. Die schwarzen und weißen Tasten unterschiedlicher Instrumente bediente kein Geringerer als Chuck Leavell.
Zum Hintergrund, zur Idee und der Entwicklung des Albums soll aus den von James Cotton persönlich geschriebenen Liner notes im Booklet zitiert werden: »Making this album was a new experience for me. Tom Hambridge and Richard Fleming wrote a song named Cotton Mouth Man. I really liked it. Tom said that he wanted to be my producer and make an album about my life. I thought this was a good idea and he invited me to Nashville where Gary Nicholson and Richard Fleming joined us in Tom's office. We talked about my funky life. Gary and Richard played some guitars, Tom beat some sticks on the coffee table, I blew some harp and we all shared some laughs. Most of the songs on this album came from those writing sessions.«
Der "Cotton Mouth Man"-Blues ist ein Highlight nach dem anderen in fast neunundvierzig umwerfenden Minuten Gesamtspielzeit. Hier findet man keine Durchhänger. James Cotton ist Spitzenklasse, hat tolle Sänger am Start und man kann sich über die exzellente Gitarren-, Rhythmus- sowie Keyboardarbeit nur freuen. Mit dem letzten Track der Platte "Bonnie Blues" fällt der Protagonist dann doch etwas aus dem großzügig gesteckten Rahmen, denn er übernimmt den Gesangspart. Das Lied ist klasse, allerdings wird hier offensichtlich, wie sehr seine Stimme gelitten hat. James Cotton bleibt aber auch hier so authentisch wie sein Harpspiel.
Es groovt auf allen Plätzen, durch die Sänger bekommen die Nummern ganz unterschiedliche Färbungen, Gregg Allman ist in Höchstform. Über allem klingt der Hauptakteur äußerst frisch, zeigt sich aber auch als Teamplayer und treibt damit definitiv so einigen anderen Vertretern der Harper-Zunft die Neidesröte auf die Wangen. James Cotton ist teuflisch gut und voller Energie. Tom Hambridge und Richard Fleming sind für mich die Lennon/McCartney des Blues. Was die beiden Akteure an Songs für dieses Album geschrieben haben, ist bombastisch.
Boogie, natürlich Chicago Blues, Balladen (mit einer Ruthie Foster, die mehr als nur die Alibi-Frau der Platte ist), Rocker, tolle Tastenpassagen und Slidegitarre prägen eine CD, von der man definitiv noch viel hören wird. Spätestens bei irgendwelchen großen Preisverleihungen, bei denen James Cotton auch schon oft mit einer Trophäe von der Bühne ging. Bei "Cotton Mouth Man" stimmt alles auf den Punkt und hier spielt der unverfälschte Blues mit allem, was dazu gehört. Wegen der Musik auf dieser CD muss der Hörer keine Vermisstenanzeige aufgeben. Respekt und Anerkennung sind angesagt. So ein Album hätte man James Cotton nicht unbedingt zugetraut. Genug der Worte und "Cotton Mouth Man" hören. Hier gibt es keine Risiken, nur Nebenwirkungen. Wer diese Scheibe nicht besitzt, hat meiner Meinung nach etwas Besonderes verpasst.
Line-up:
James Cotton (harmonica, vocals - #13)
Darrell Nulisch (vocals - #1,4,7,9,10,12)
Gregg Allman (vocals - #2)
Keb' Mo' (vocals - #3,11)
Ruthie Foster (vocals - #6)
Delbert McClinton (vocals - #8)
Warren Haynes (vocals - #5, guitar - #5)
Joe Bonamassa (lead guitar - #1)
Colin Linden (Resonator guitar - #13)
Rob McNelley (rhythm guitar - #1, guitar - #3,6,7,8,9,11,12)
Tom Holland (guitar - #2,4,5,10)
Chuck Leavell (Wurlitzer piano - #2,7,11, piano - #3,4,5,8,10, Hammond B3 - #6,9, keyboards - #12)
Tommy MacDonald (bass - #1)
Noel Neal (bass - #2,4,5,10)
Glen Worf (upright bass - #3,8,9,11, bass - #6,7,12)
Tom Hambridge (drums – #1,2,3,5,6,7,8,9,10,11,12, percussion - #3,5,9,10,12, backing vocals)
Jerry Porter (drums - #4)
Tracklist
01:Cotton Mouth Blues [Hambridge/Fleming] (3:47)
02:Midnight Train [Hambridge/Fleming] (3:27)
03:Mississippi Mud [Cotton/Hambridge/Nicholson] (4:00)
04:He Was There [Cotton/Hambridge/Fleming] (3:44)
05:Something For Me [Hambridge/Fleming] (3:41)
06:Wrapped Around My Heart [Hambridge/Fleming] (3:22)
07:Saint On Sunday [Cotton/Hambridge/Fleming] (3:31)
08:Hard Sometimes [Hambridge/McClinton/Nicholson] (3:16)
09:Young Bold Women [Cotton/Hambridge] (3:25)
10:Bird Nest In The Ground [Dollison/Higgins] (4:18)
11:Wasn't My Time To Go [Cotton/Hambridge/Nicholson] (4:17)
12:Blues Is Good For You [Cotton/Hambridge/Nicholson] (4:24)
13:Bonnie Blue [Cotton/Hambridge] (3:33)
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