Joe Cocker / Fire It Up Live
Fire It Up Live Spielzeit: 120:09
Medium: DVD
Label: Sony Music, 2013
Technik:
Regionalcode: Free
Tonformat: DTS Surround Sound, Dolby Digital 5.1, Dolby Digital Stereo
DVD Format: DVD Video
FSK: ab 0
Bildformat: 16:9
Sprache: Englisch
Stil: Rock

Review vom 30.11.2013


Daniel Daus
Joe Cocker ist auch einer dieser Künstler, die mich eigentlich durch mein gesamtes, im Dunstkreis der Musik befindliches Leben bis zum heutigen Tage begleiten. Alles fing 1973 mit der Zulage einer "Greatest Hits"-LP an, ging mit seiner Comeback-Scheibe "Sheffield Steel" weiter und endete in immer wieder unregelmäßigen Abständen beim von der sehr geschätzten Kollegin Feickert beleuchteten Fire It Up, das aus meiner Sicht wieder eine deutliche Steigerung zum Vorgängerwerk Hard Knocks darstellte.
Ich habe Joe Cocker in all den Jahren dreimal live erleben können (Kölner Sporthalle, Westfalenhalle 3, Grugahalle Essen - jedes Mal überzeugend), was aber doch schon auch eine etliche Zeit her ist. So war ich hocherfreut, dass sich jetzt die Gelegenheit ergab, ein Leistungs-Update des 69-jährigen bezüglich seines Könnens auf der Bühne nochmal in Form einer DVD begutachten zu können.
Obwohl der Brite ja bekanntlich immer wieder gerne in Deutschland wirkt, hat mich die Auswahl der bis auf den letzten Platz gefüllten Kölner Lanxess Arena, die ja nicht gerade für beste Klangverhältnisse berühmt ist (wie ich auch schon mal leidvoll bei einem Shania Twain-Gig erfahren durfte), als Drehort doch zunächst ein wenig überrascht. Aber um es vorwegzunehmen, das Hör- wie auch visuelle Erlebnis (alles mit modernster Technik von absoluten Profis festgehalten - einige Infos dazu erhält man im beigefügten 'Behind The Scenes'-Material) werden außergewöhnlich gut vermittelt.
Wie der Titel "Fire It Up Live" es bereits andeutet, liegt der Fokus des im März dieses Jahres erfolgten Events mit gleich acht Stücken auf seinem aktuellen Studiowerk (u. a. "I'll Be Your Doctor", "Fire It Up", "Eye On The Prize"), dazu bis auf wenige Ausnahmen ("Hard Knocks") natürlich garniert mit den, aus einem typischen Cocker-Programm nicht wegzudenkenden Cover-Liedern ("The Letter, "You Are So Beautiful", "With A Little Help From My Friends") , die auch schon vor zig Jahren fester Bestandteil seiner Auftritte waren.
Als Opener dient direkt das flotte "I Come In Peace" (mit schönem HT-Pianoklimper-Solo), das Joe mit seinen typischen Arm- und Fingerbewegungen direkt auf Betriebstemperatur bringt und ihn zum unverzüglichen Ablegen seines Sakkos zwingt. Die herrlich groovenden "Feelin' Alright" und "The Letter" bezeugen dann, dass der Woodstock-Veteran sich auf eine exzellente Begleitband verlassen kann, von denen überraschenderweise übrigens niemand auf der Studioscheibe vertreten war.
So zeigt der grauhaarige Drummer Jack Bruno fast schon in Gentleman-Manier, dass man auch ohne Muskel-T-Shirt und Schweißbänder um Kopf und Hände eine kraftvolle Drum-Performance hinlegen kann. Die Tasten belegen in sich schön ergänzenden Frequenzen Nick Milo (Piano) und Herman Jackson (Orgel, Synthie), der Sechssaiter (diverse E-Gitarren/Akustikgitarre) wird vom sehr filigran spielenden Gene Black bedient.
Heimlicher Star des Abends ist Norberto Fimpel, der sich mit Saxofon, Percussion, Akkordeon (herrlich melancholisch zu "N'Oubliez Jamais") und Harp (toll seine Einlagen bei "Younger") als vielseitigster Künstler präsentiert. Kein Cocker-Konzert ohne weiblichen Background-Gesang. Hier sorgen die dunkelhäutigen Damen Oneida James (auch richtig gute Vorstellung am Bass) und Nichelle Tillman sowie die wildgelockte Laura Jane Jones neben der gesanglichen Zusatzkomponente auch für die optischen Highlights im Bandgefüge.
Das knuddelige Stimmkraftpaket Nichelle Tillman bestreitet dann auch in äußerst eindrucksvoller Weise den Jennifer Warnes-Part in "Up Where We Belong". Lasziv und sexy (besonders Orneida James-Rebeccu mit ihrer Afro-Mähne in kniehohen Stiefeln, Hotpans und ihren blau lackierten Fingernägeln ist ein echter Eyecatcher) erweist sich das Wirken der Damen natürlich auch beim berühmten "You Can Leave Your Hat On", bei dem sich Jackson und Fimpel ein bisschen als 'Hähne im Korb' umschmeicheln lassen dürfen.
Klasse finde ich, dass Cocker auch aufstrebenden Nachwuchsmusikern in seinem Fahrwasser zu etwas Beachtung verhilft. So stammen Tracks wie "I'll Be Your Doctor" und "Hard Knocks" aus der Feder von Marc Broussard und der Titelsong "Fire It Up", der gerade gegen Ende unheimlich Fahrt aufnimmt, vom hier weitestgehend unbekannten, dafür in Kanada umso mehr populären Johnny Reid (ebenfalls mit einer markanten Reibeisenstimme ausgestattet), für dessen Werke ich hier auch mal eine Empfehlung aussprechen möchte.
Den krönenden Abschluss des Hauptteils bildet wie sooft der Beatles-Klassiker, der aber eigentlich fast nur mit Joe Cocker assoziiert wird, "With A Little Help From My Friends". Inbegriffen natürlich sein Dialoggesang mit den 'Hintergrund-Damen', die sich hier auch nochmal etwas markanter in Szene setzen dürfen und der von allen Cocker-Konzertbesuchern erwartete, inbrünstige berühmte Schrei des Meisters.
Der Zugabenpart mit den souligen "Summer In The City", "Hard Knocks", dem großartigen "Cry Me A River" (mit wildem Solieren aller instrumentell Beteiligten) und der im Lichtermeer (es wurden unzählige 'Knicklichter' verteilt) versinkenden Ballade "You Don't Know What You're Doing To Me" (klasse hier nochmals die furios singende Tillman mit kurzer Einlage) zum Finale, lässt zurecht nur begeisterte Leute zurück.
Und so verabschiedet sich nach einer wirklich nahezu perfekten Vorstellung der immer sympathisch gebliebene und wohl zu einer der markantesten Sänger und Persönlichkeiten unserer Zeit zählende Protagonist mit einem »God bless you Cologne, keep rocking!« von seinem Auditorium. Auch ich ziehe meinen imaginären Hut vor dieser Leistung dieses doch schon betagten Urgesteins der Musikgeschichte und erwidere spontan und sichtlich ergriffen 'God bless you, Joe Cocker!'
P.S. "Fire It Up Live" eignet sich gerade im Rahmen der kommenden Wochen auch hervorragend als Weihnachtsgeschenk für noch Unentschlossene!
Tracklist
01:I Come In Peace
02:Feelin' Alright
03:The Letter
04:When The Night Comes
05:You Love Me Back
06:I'll Be Your Doctor
07:Up Where We Belong
08:Come Together
09:Eye On The Prize
10:You Don't Need A Million Dollars
11:You Are So Beautiful
12:Younger
13:Fire It Up
14:N'Oubliez Jamais
15:You Can Leave Your Hat On
16:Unchain My Heart
17:With A Little Help From My Friends
18:Summer In The City
19:Hard Knocks
20:Cry Me A River
21:You Don't Know What You're Doing To Me
22:Behind The Scenes
Externe Links: