John Campbelljohn / Chin Up
Chin Up Spielzeit: 42:58
Medium: CD
Label: Nood Records, 2015
Stil: Blues, Roots Music

Review vom 28.03.2015


Joachim 'Joe' Brookes
Insgesamt zwölf Gitarren, sechs davon alleine auf dem Coverbild, sind im Innenteil beziehungsweise auf der Digipak-Rückseite abgebildet. Auf dem vorliegenden Album befinden sich zwölf Eigenkompositionen von John Campbelljohn, einem der Meister der Slide-Gitarre. Beim Durchzählen der Veröffentlichungen kommt man irgendwie auch bei der Zahl Zwölf aus.
In Anlehnung an den Albumtitel "Chin Up" gibt sich der Kanadier sportlich und schafft mit seinen Liedern symbolisch zwölf erfolgreiche Klimmzüge.
Ein Großteil der Song-Gerüste wurde im CampbelljohnSOUND Studio eingespielt. Dem gegenüber wurden zum Beispiel die Background Vocals zu "Fantastico Supremo" in einem Hotelzimmer im italienischen Brescia aufgenommen. Wenn man behauptet, dass der Protagonist einen Blues spielt, wie man ihn von ihm kennt, dann muss eine solche Aussage höchst positiv bewertet werden. John Campbelljohn ist als Künstler nicht erst seit gestern aktiv. Rund vierzig Jahre zählt sein Werdegang, in dem er sich viel Reputation erspielt hat und letztendlich auch namhafte Preise erhielt.
"Chin Up" ist John Campbelljohns Standortbestimmung für das Jahr 2015. In den zwölf Songs waltet die Vielfalt, nicht nur, was den Einsatz des Bottlenecks angeht. Der Musiker und seine Begleiter können rocken, werfen einen Blick hinüber nach New Orleans, machen einen Streifzug durch die Swamps, haben den Folk im 12-Takter und das bereits erwähnte "Fantastico Supremo" bringt auf ganz originelle Art und Weise Zydeco auf den Spielplan. Mit dieser musikalischen Untermalung wirkt der Gesang (plus Chor) fast schon so, als sei man auch im Pub Rock beheimatet. Klasse!
Melodie und Groove-Rhythmus sind die fundamentalen Zutaten des zupackenden Openers "Mumble Boogie". Neben dem Gleiten des Metallröhrchens über die Saiten verfügt das Stück über feine Gitarrenriffs, die durchaus hängenbleiben. Überhaupt erfüllt diese Nummer alle Qualitäten eines Türöffners. Der Hörer empfindet deutliche Hungergefühle und kann sie bei den nächsten Tracks nach und nach sättigen.
In "I Got It All" rocken John Campbelljohn & Co. schon etwas verschärfter. Beim Refrain ist man mittendrin in der Mitsing-Action und hörbar slidet der Künstler nun auf einer Dobro. Bei der hohen Qualität des Songwritings stellt sich gar nicht die Frage nach Bottleneck-Verwandten wie zum Beispiel Sonny Landreth, Ry Cooder oder Derek Trucks. In diesem Zusammenhang kann man "Meet My Maker" nicht hoch genug würdigen. Highlight!
Kurz und knackig ist "Castaway". Die alte Dame Blues wird fast schon progressiv. Hypnotisch zirkulieren die Riffs und die eingestreuten Slide-Phasen steigern nur noch den Genuss. Sehr gelungen, dieser Track.
Selbstredend beinhaltet das Album Balladen. "How Stupid Is That" bringt Ruhe in den kräftig gestarteten "Chin Up"-Wind. Richtig besinnlich wird es dann im Rausschmeißer namens "She's Gone (My Little Love Song)". Die dezente wimmernde Slide-Gitarre wird von einer akustischen Gitarre begleitet und auch sonst halten sich die anderen Musiker eher im Hintergrund auf. John Campbelljohns Gesang wird von herrlichen Backing Vocals angereichert und eine solch sehnsüchtige Stimmung kann ebenfalls zu einem tollen Album-Abschluss führen.
Bei "Good Morning Mr. Blue Sky" ist der Trompeter David Myles, der unter anderem Matt Andersen auf seiner Künstlerliste stehen hat, mit von der Partie. Da muss man schon genau hinhören, denn der Sound des Blechblasinstruments wird mit Effekten ganz schön verfremdet. Ein klasse Schmankerl, wenn David Myles mitwirkt. "Fantastico Supremo" ist der Exot in der Tracklist.
Mit "Chin Up" setzt sich John Campbelljohn kein Denkmal, aber er ist ein verlässlicher Garant für tollen Blues, den man hier in seiner vollen Blütenpracht genießen kann.
Line-up:
John Campbelljohn (lead vocals, guitars, bass - #2, organ - #11)
Neil Robertson (drums)
Ronald Hynes (electric bass, upright bass)
Pat Riley (electric bass - #4,11)
Martha Mae Campbell (background vocals)
Megan Baxendale (background vocals)
Stan Carew (background vocals)
Robert Campbell (organ, piano)
David Myles (trumpet - #11)
John Sayre (keyboard - #4)
Tracklist
01:The Mumble Boogie (3:04)
02:I Got It All (3:18)
03:Meet My Maker (3:51)
04:The Poor Man Pays (4:15)
05:Castaway (2:26)
06:Attitude (2:32)
07:How Stupid Is That (3:34)
08:Stop Making Excuses (4:40)
09:Sally In The Alley (3:50)
10:Fantastico Supremo (3:57)
11:Good Morning Mr. Blue Sky (3:19)
12:She's Gone [My Little Love Song] (4:49)
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