The Neil Campbell Collective / Particle Theory
Particle Theory Spielzeit: 42:04
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2007
Stil: Prog Rock

Review vom 06.02.2008


Joachim 'Joe' Brookes
"Particle Theory" ist Prog Rock, allerdings der etwas anderen Art.
Das Liverpooler Kollektiv hat hier ein wahres Opus abgeliefert. Nach den 42 Minuten sitzt man vor den Speakern und denkt sich im Stillen: Wie, schon vorbei? Aber da gibt es ja die Repeattaste, die der Rezensent bei dieser Platte verdammt häufig benutzt hat.
Der Namensgeber ist ein instrumentaler Tausendsassa, so nach dem Motto, was der zwischen die Finger bekommt, bringt er zum Klingen. Obendrein ist er auch noch ein versierter Songwriter und Arrangeur, der es versteht, sein persönliches Kopfkino in herrliche Hörerlebnisse umzusetzen.
Mit Nicole Collarbone befindet sich eine Cellistin in der Band, die zusammen mit Neil Campbell für die "Particle Theory" -Trademarks sorgt. Geschickt eingeflochten finden sich immer wieder klassische Soundelemente in den Tracks, die, angereichert mit starken Melodien und akustischer Gitarre, für eine gelungene Highlight-Jagd sorgen.
Klanglich reichert man das Werk mit Piano und diversen anderen instrumentalen Hilfsmittel an. Die Keyboards, Synthesizer oder Sequenzer werden zu keinem Zeitpunkt als lästig oder überfrachtend angesehen.
Als Beleg dafür kann man direkt den achtminütigen Titeltrack des Machwerks hernehmen.
Mit ihrem differenzierten Spiel sind Drummer Mark Brocklesby und Bassist Dan Owens in den Uptempo-Parts die Teilchenbeschleuniger. Campbell wechselt von der elektrischen Vehement-Gitarre zur klassischen Akustischen und zurück. Wenn in dem Song ohne Worte dann auch noch Gebläsemeister Alex Welford durch den Orbit fetzt, ist das Hörerlebnis bereits nach acht Minuten perfekt.
Der Opener findet durch "More Particles" (Track 2) und "Particle Theory 2" (Track 8) eine Fortsetzung der brillanten Ideenschmiede des Liverpooler Musikers.
Ausnahmen bestätigen die Regel: Durch "More Particles" entführt uns die Gruppe mit frühen floyd'schen Klängen in eine von üppigen Keyboard und Synthesizern geprägte Umlaufbahn. Auch das kommt sehr gut und erhöht nur den Hörgenuss. Die einleitende Kombination aus akustischer Gitarre, gepaart mit der Celtic Harp von Stan Ambrose ist ein weiterer Hinhörer und Victoria Melia singt dazu wie eine Lichtgestalt. Aber Achtung! Nach gut drei Minuten gibt es kein Halten mehr, denn "Particle Theory 2" explodiert plötzlich wie ein Feuer speiender Berg.
Es geht allerdings auch anders. "Aria" zieht die Überzeugungskraft aus der Ruhe und Gelassenheit. Piano und Cello haben nun eine Verabredung und dieser Song gibt Anlass für eine kurze Träumerei.
In "517" steckt Einiges. So kommt durch die Handclaps Flamenco-Feeeling auf. Das Cello vermittelt Dramatik und die elektrische Gitarre sorgt später für orientalische Momente. Die wechselnde Dynamik macht den Song zu einem weiteren Highlight.
Unzählige Kubikmeter frischer Luft atmet "The Line", in dem erstmals Jeff Jepson singt. Einfach herrlich, dieser Track! Für "The List" bringt Neil Campbell das Theremin, ein Musikinstrument, welches ohne Körperberührung 'gespielt' wird, auf den Plan. Dieses Gerät hat zwei Antennen und die Töne werden durch Nähern bzw. Entfernen der Hände erzeugt. Es klingt zeitweise wie eine singende Säge.
Wunderschöne Pianoläufe begleiten ein weiteres Mal Jeff Jepson, der dieser Ballade mit seiner tollen ausdruckstarken Stimme einen Stempel verpasst. Victoria Melia steht dem in Nichts nach.
Ohne Aufwärmphase spielt sich das Neil Campbell Collective in die Herzen der Hörer und der Rezensent stellt sich bereits jetzt in die lange Warteschlange für das nächste Album, denn es werden 8 von 10 RockTimes-Uhren für "Particle Theory" vergeben.
Line-up:
Neil Campbell (guitars, piano, synthesizer, sequencer programming, theremin, Wurlitzer, glockenspiel, handclaps, backing vocals, bass)
Nicole Collarbone (cello)
Mark Brocklesby (drums, percussion)
Victoria Melia (vocals)
Jeff Jepson (vocals)
Dan Owens (bass - #1, 5, 7)
Liam Carey (bass - #3)
Alex Welford (horns - #1)
Anne Taft (saxophone - 8)
Stan Ambrose (celtic harp - #5, 8)
Tracklist
01:Particle Theory (7:41)
02:More Particles (4:58)
03:Aria (3:42)
04:517 (3:13)
05:The Line (7:58)
06:The List (3:21)
07:Angels And Aeroplanes (4:14)
08:Particle Theory 2 (6:52)
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