Susan Cowsill / Just Believe It
Just Believe It
Kennen wir Susan Cowsill? Wir kennen vielleicht noch die Cowsill Family (und ihr nerviges Pop-Liedchen "Indian Lake" von 1968) oder die Continental Drifters aus New Orleans. In ersterer durfte sie schon mitträllern und in der anderen entfaltete sie sich zu einer ernstzunehmenden Musikerin. Nach ihrem Split von der Band und der Heirat mit deren Drummer Russ Broussard legte sie 2004 ihr erstes und bislang einziges Solowerk "Just Believe It" vor.
Susan Cowsill hat eine angenehme Stimme und die weiß sie variabel einzusetzen. Sie bewegt sich nicht weit vom Continental Drifters-Sound weg, erfreut die Roots Rock-Fans und überzeugt sowohl spieltechnisch an diversen Gitarren, Piano und Perkussion, als auch als Mitproduzentin. Dazu kann sie sich auf eine Reihe befreundeter Cracks verlassen, die von Counting Crows-Frontmann Adam Duritz über Schwägerin Vicki Peterson bis zu Lucinda Williams (fällt nicht weiter auf) reicht und von einer Riege New Orleans-Musiker ergänzt wird.
Ihr Spektrum reicht von ziemlich krachend a la Sheryl Crow ("Palm Of My Hand", "I Know You Know"- Anspieltipp) bis tief melancholisch (die "Wawona"-Titel), wobei sie in letzterem doch eher zuhause ist. Mit den individuellen, guten Kompositionen, den ungewöhnlichen (allerdings oft etwas langatmigen) Arrangements und ihrem kräftigem Gesang hebt sie sich klar über den üblichen Satz der Singer/Songwriter/innen heraus. Allerdings sollte der geneigte Hörer besser darauf verzichten, sich die Texte näher anzusehen. Frau Cowsill verzapft einen solchen Herz-Schmerz-Heimat-Betroffenheits-Mist, dass sie damit beim Ignoranten-Stadl alles schlagen würde: "I was born with a broken heart - it´s not a pretty way to start..." ("Nanny´s Song").
Ein kleines Schmuckstück ist das puristische "Wawona Afternoon". Es gehört Mut dazu, einen 'unantastbaren' Klassiker wie Sandy Dennys 'Who Knows Where The Time Goes" neu zu interpretieren. Hier: eindeutig Geschmackssache. Schöne wehmütige Harp zu Beginn, aber irgendwie dann doch zu angestrengt. Nein, ich hab immer Sandy im Ohr und das für alle Ewigkeit! Es gibt Songs, die gibt´s einfach nur in der Original-Version, alles andere ist vergebliche Liebesmüh.
Ansonsten nicht übel.


Spielzeit: 50:06, Medium: CD, Blue Rose Records, 2004
01:Wawona Morning 02:Palm Of My Hand 03:Christmas Time 04:Just Believe It 05:I Know You Know 06:Wawona Afternoon 07:Nanny's Song 08:Who Knows Where The Time Goes 09:Gazebo 10:Wawona Twilight 11:Talkin' 12:Crazy 13:White Light 14:Wawona Night
Norbert Neugebauer, 19.05.2006