Tas Cru / Tired Of Bluesmen Cryin'
Tired Of Bluesmen Crying Spielzeit: 52:42
Medium: CD
Label: Crustee Tees Records, 2012
Stil: Blues

Review vom 30.11.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Mit seinen Vorgänger-Alben deckte Tas Cru sozusagen den Tisch. Titel wie "Biscuit" (2006) oder "Jus' Dessert" (2010) deuten darauf hin. Zwischendrin brachte der New Yorker noch "gravi-Tas" (2008) und "Grizzle n' Bone" (2009) auf den Markt.
Seine Geschwister hatten Musikunterricht, aber Tas Cru ist der Prototyp eines Autodidakten. Ihm gefielen die Veröffentlichungen von Sun Records. So richtig ging es für den Künstler los, nachdem er die US-Navy verließ und in Delray Streeters Band spielte. Dort war rauer Country Blues angesagt und er spielte in vielen weiteren Gruppen, die in seiner Biografie gar nicht näher benannt werden. Jedenfalls trat er auf zig amerikanischen Festivals auf und »he has performed numerous Blues Education programs and workshops in schools and communities around the country.« Aus diesem Engagement entstand eine ganz besondere Platte mit dem Titel "Even Bugs Sing The Blues". Das Album kann man nicht kaufen. Stattdessen »Cru donates copies to schools, community groups and blues societies to use for their fundraising efforts in hopes that it will help inspire a new generation of blues fans and musicians.« Dieser Ansatz und Einsatz ist doch schon einmal ein Lob wert.
Die Idee zum Titel des vorliegenden Albums entsprang dann auch aus einer Äußerung eines angehenden Bluesfans. Das Mädel meinte, dass es den Blues durchaus mag, aber es dieses ständige Lamentieren der Musiker irgendwie nerve. Kein Wunder also ... "Tired Of Bluesmen Cryin'" setzt somit einen Kontrapunkt zum Missgeschicks-Blues. Okay, wie der Protagonist selbst zugibt, bestätigt auch hier die Ausnahme die Regel: "Heal My Misery" ist dann doch ein etwas trauriges Thema.
Tas Crus Blues ist einer von der entspannten, relaxten Art, ohne allerdings glatt poliert zu sein. Er hat alle Songs selbst geschrieben und setzt auch eine immer wieder sehr interessant klingende Cigar Box-Gitarre ein. Es gibt nicht wenige Songs, in denen der geslidete Sechssaiter regiert und, wie im Opener "Tired Of Bluesmen Cryin'", wird auch die rockige Variante des Genres ordentlich ausgelotet. Mit den beiden Tastenmännern Chip Lamson sowie Tony Perrion, die auch am Klavier zu hören sind, kommen die Nummern nicht nur durch den Einsatz des Leslie-Lautsprechers ins Rotieren.
Tas Cru persönlich ist für den Bottleneck-Einsatz zuständig, aber ganz Teamplayer gibt er in "Story Time" und "Heal My Misery" Jeremy Walz den Vortritt. Erstgenannter Track ist ein herrlicher Slow Blues und Tas Cru singt nicht erst hier mit einer fein angerauten Stimme, die natürlich sehr gut zum Stil seiner Musik passt. Joe 'The Claw' Goehle (Bass) und Schlagzeuger Andy Hearn legen einen schönen Groove als Basis für die flächigen Keyboards und Slidegitarre vor. Klasse Song! Beim Blues mit Trauerflor "Heal My Misery" verhält es sich etwas anders. Hier biegen Tas Cru & Co. ins Country ab und gaben, wieder groovend, ordentlich Gas. Neben den tollen Sechssaiterklängen haben Chip Lamson sowie Tony Perrino echt großartige Momente in allen Nummern.
Was die 12-Takter-Balladen angeht, krönt der New Yorker das Album mit "Dark Side Of The Mountain". Hier ist definitiv nicht mehr die Rede von Slide-Gitarre oder Groove, denn die Thematik des Tracks beschreibt keiner besser, als der Protagonist persönlich, der meint, dass der Song »is dedicated to the soldiers and families of the US Army's 10th Mountain Divison – heroes everyone – and we really need to take better care of them!«
Zum Honky Tonk Piano setzt Tas Cru nach dem Opener in "That Lovin' Thang" abermals diese Zigarrenkisten-Gitarre ein. Ohne Zweifel ein Instrument, das nicht ganz so viele Blueser benutzen, nachdem es Bo Diddley sozusagen salonfähig gemacht hat. Nicht ständig eingesetzt, setzt es hier schon Ausrufezeichen. Rundum ist "Tired Of Bluesmen Cryin'" ein Album, das einem nach einem verkorksten Tag mit mehr oder weniger viel Stress wieder in die gewünschte Stimmung versetzen kann. Der Blues, wie ihn uns Tas Cru mit tollen Begleitmusikern serviert, ist auch als Seelenmassage zu verstehen.
Line-up:
Tas Cru (vocals, acoustic guitars, electric guitars, Resonator guitars, cigar box guitar, harmonica)
Chip Lamson (piano - #1,4,6,7, organ - #3,5,9-11)
Tony Perrion (organ - #1,4,6,7, piano - #6)
Jeremy Walz (slide guitar - #9,10)
Larry DeVito (bass - #4,6,7, percussion - #10)
Joe 'The Claw' Goehle (bass - #1-3,5,8-11)
Andy Hearn (drums, percussion - #1,4)
Tracklist
01:Tired Of Bluesmen Cryin' (4:31)
02:Changin' My Ways (3:41)
03:One More Time (5:59)
04:Road To My Obsession (5:38)
05:Try, Oh I Try! (5:21)
06:That Lovin' Thang (4:07)
07:Every Word You Say (4:07)
08:Sure Do (Want To Fool Around) (4:14)
09:Story Time (4:59)
10:Heal My Misery (5:33)
11:Dark Side Of The Mountain (4:32)
(all songs written by Tas Cru)
Externe Links: