Bob Dylan - The Original Mono Recordings
The Original Mono Recordings Spielzeit:
Bob Dylan (37:09)
The Freewheelin' Bob Dylan (50:20)
The Times They Are A-Changin' (46:01)
Another Side Of Bob Dylan (51:22)
Bringing It All Back Home (47:27)
Highway 61 Revisited (46:21)
Blonde on Blonde (40:09/33:11)
John Wesley Harding (38:26)
Medium: 8-CD-Box
Label: Sony Music, 2010 (Columbia/Sony Music 1962 - 1967)
Stil: Singer/Songwriter


Review vom 04.11.2010


Norbert Neugebauer
Was das bringen soll? Uralte Aufnahmen, ursprünglich auf Vinyl erschienen, die, längst als CD herausgebracht, mittlerweile remastered und in x Variationen den Fans untergejubelt wurden, nun auch noch als Mono-Versionen en bloc auf den Markt zu bringen? Dazu in Doppelausgabe als CDs und Vinyl-LPs und diese in unterschiedlichen 'Releases'? Die reine Geldschneiderei der gebeutelten Plattenindustrie?
Sony Music veröffentlicht die ersten acht Studioalben von Bob Dylan aus den Jahren 1962 - 1967 nun als gesammelte Werke unter dem Titel "The Original Mono Recordings", die bisher auf CD nur als Stereo-Mixe erhältlich waren. Auf LP gab es diese Einkanal-Produktionen wohl schon als heutige Fan-Raritäten aus den Ursprungszeiten (und nur in den USA?) oder von einem Spezial-Label als Nachpressung, allerdings, wie man lesen kann, in sehr dürftiger Qualität. Nun haben sich die Soundtechniker von Sony die alten Analog-Masterbänder ihrer inzwischen aufgekauften Marke Columbia noch einmal vorgenommen, die tatsächlich in jenen Tagen mono und die Referenz im Studio waren. Die Mehrzahl der Fans lauschte nämlich zuhause und aus ihren Autoradios einspurig. Die Aufnahme-Vierspur-Tracks wurden separat zweikanalig abgemischt für ein damals noch kleines Klientel mit Stereo-Geräten. Das ergab auch eine ganz andere Hörweise, da die Spuren 'hart' getrennt und auf die Stereokanäle fest aufgeteilt wurden, also z.B. Gitarre rechts, Bass und Schlagzeug links und der Gesang genau mittig. Bei den ersten Dylan-Scheiben gab's die Gitarre auf dem einen und die Mundharmonika auf dem anderen Kanal, dazwischen die Stimme. Der originale Monosound klang dagegen wesentlich kompakter und homogener. Es gibt auch Verfechter, die das für das einzig Wahre halten, ähnlich wie es über die einkanalig ausgesteuerten PAs im Konzertsaal tönt. Aber um solche 'Glaubensfragen' geht es hier gar nicht und Technikfreaks sind wir eh keine. Wie Dylan-Fan-Kreise berichten, wurden mit den Masterbändern auch die alten Abspielmaschinen hervorgeholt, um ein möglichst dem damaligem Sound angepasstes, authentisches Ergebnis zu erzielen. Verantwortlich dafür zeichnete Produzent Steve Berkowitz.
Dylan und seine Zeitgenossen wurden bis in die späten 60er Jahre primär auf ein Mono-Ergebnis produziert, so haben sie die Takes auch im Studio gehört und mit ihren Soundingenieuren abgestimmt. Die Mehrkanaltrennung erfolgte dann nach anderen Kriterien, was jedoch zu verschiedenen Effekten und teilweise Qualitätsveränderungen führte. Die jetzt hier zusammengefassten ersten acht Alben entstanden nach diesem Verfahren, was danach aufgenommen wurde, geschah nach der Stereo-Maxime. Unter diesem Aspekt ergibt sich schon ein anderer Blickwinkel, ob's auch einen markanten hörbaren Unterschied ausmacht, wollen wir dann feststellen.
"Bob Dylan" - 1962
"The Freewheelin' Bob Dylan" - 1963
"The Times They Are A-Changin'" - 1964
"Another Side Of Bob Dylan" - 1964
"Bringing It All Back Home" - 1965
"Highway 61 Revisited" - 1965
"Blonde on Blonde" - 1966
"John Wesley Harding" - 1967
Aber diese Frühwerke können wir natürlich nicht einfach auf unterschiedliche Höreindrücke der verschiedenen Ausgaben reduzieren und die künstlerische Seite vergessen. In diesen Jahren von '62 bis '67 wurde aus dem talentierten, schnell anerkannten und charismatischen Singer/Songwriter, dem Kronprinz der Folkies und Protestsänger, der selbstbewusste, aggressive Rockstar, der die Welt (zumindest die westlich-orientierte) aufmischte. Die ersten vier Alben waren noch 'traditionell', mit "Bringing It All Back Home" läutete er die Wende zur Rockmusik ein. Die noch jugendliche Karriere krönte er mit seinen Meisterwerken "Highway 61 Revisited" und "Blonde On Blonde". Das letzte Album der Reihe "John Wesley Harding" ist schon wieder eine Rückbesinnung auf die folkigen Roots und zeigt einen gereiften, gelasseneren und Balladen singenden Dylan.
Das Remastering hat allen Scheiben gut getan, es sind nun wesentlich mehr Details zu hören und Dylans Lyrics besser zu verstehen. Der Monosound kommt erstaunlich räumlich im Hirn an und lässt, zumindest beim Rezensenten, die Zweikanaltrennung nicht vermissen. Allerdings wird nun endgültig klar, wie lausig vor allem die ersten Alben von Haus aus geklungen haben (und das beweist auch die im Buch Bob Dylan Highway 61 Revisited - Ein Album schreibt Geschichte geschilderte ad hoc-Produktionsweise), wobei man natürlich die damaligen technischen Möglichkeiten nicht vergessen darf. Dylans quietschende Harp ist auf Dauer jedenfalls schwer auszuhalten. Aber die über vier Jahrzehnte Lagerzeit haben den Bändern wohl nicht sehr geschadet und nun, im Nachhinein, ein insgesamt besseres Klangergebnis zugelassen, als bei den Originalen. Was noch auffällt, ist ein merklicher Klangunterschied innerhalb einzelner Alben.
Die Plattenfirma lässt sich ihre Wühlarbeit gut bezahlen, anders als bei der erfolgreichen Nachpress-Serie "Original Album Classics" auf Niedrig-Level, wird hier mit rund 60 Euro als Einstandspreis über den bekanntesten Online-Dealer standesgemäß zugelangt. Immerhin gibt's dazu ein üppiges Booklet mit Betrachtungen des Ober-Dylanologen Greil Marcus, der auch die eingangs geschilderte, ursprüngliche Mono-Hörweise anschaulich erklärt, sowie Fotos des jugendlichen Meisters. Die acht CDs stecken in gut replizierten Miniaturausgaben der Originalcover und deren Innenhüllen, teilweise mit Textblättern und einer Portraitzeichnung. Das Ganze ist in einen doppelten, stabilen Papp-Schuber verpackt. Sehr wertig, sehr stilvoll, sehr schön soweit. Als Bonus ist dem Paket noch ein Gutschein mit Code beigefügt, mit dem der Käufer das komplette Box-Set samt Zusatz-Song "Positively 4th Street" noch mal im MP3-Format aus dem Internet herunterladen kann.
Es scheint, die Musikindustrie lotet die verschiedensten Möglichkeiten aus, wie sie angesichts wegbrechender Jugendmärkte von den alten Freaks aus den vorhandenen Beständen noch was holen kann, und hier bietet sie dem Käufer auch einen ansprechenden Anreiz.
Dagegen ist nichts zu sagen, solange nicht andererseits parallel der Niedergang der festen Datenträger propagiert und deren Neuproduktion mit etablierten oder jungen Künstlern weiter herabgefahren wird.
Letztendlich muss jeder Liebhaber selbst entscheiden, ob ihm der 'Original-Sound' die mögliche weitere Investition in bereits vorhandene Musik wert ist. Wer jedoch den alten Grantler und sein mittlerweile historisches Frühwerk erst entdeckt, hat hier die beste Alternative zum Einzelkauf der herkömmlichen Scheiben. Zum Reinschmecken gibt's auch noch einen 'Best of'-Sampler der Mono-CDs. Dass Partner von Dylan-Die Hard-Fans damit bereits das passende Geschenk (dann aber bitte in einer Edelversion) für das Bimmelfest haben, muss wohl kaum betont werden.
Tracklist
Bob Dylan:
01:You're No Good
02:Talkin' New York
03:My Time Of Dyin'
04:Man Of Constant Sorrow
05:Fixin' To Die
06:Pretty Peggy-O
07:Highway 51
08:Gospel Plow
09:Baby, Let Me Follow You Down
10:House Of The Risin' Sun
11:Freight Train Blues
12.Song To Woody
13:See That My Grave Is Kept Clean
The Freewheelin' Bob Dylan:
01:Blowin' In The Wind
02:Girl From The North Country
03:Masters Of War
04:Down The Highway
05:Bob Dylan's Blues
06:A Hard Rain's A-Gonna Fall
07:Don't Think Twice, It's All Right
08:Bob Dylan's Dream
09:Oxford Town
10:Talkin' World War III Blues
11:Corrina, Corrina
12:Honey, Just Allow Me One More Chance
13:I Shall Be Free
The Times They Are A-Changin':
01:The Times They Are A-Changin'
02:Ballad Of Hollis Brown
03:With God On Our Side
04:One Too Many Mornings
05:North Country Blues
06:Only A Pawn In Their Game
07:Boots Of Spanish Leather
08:When The Ship Comes In
09:The Lonesome Death Of Hattie Carroll
10:Restless Farewell
Another Side Of Bob Dylan:
01:All I Really Want To Do
02:Black Crow Blues
03:Spanish Harlem Incident
04:Chimes Of Freedom
05:I Shall Be Free No. 10
06:To Ramona
07:Motorpsycho Nitemare
08:My Back Pages
09:I Don't Believe You
10:Ballad In Plain D
11:It Ain't Me Babe
Bringing It All Back Home:
01:Subterranean Homesick Blues
02:She Belongs To Me
03:Maggie's Farm
04:Love Minus Zero/No Limit
05:Outlaw Blues
06:On The Road Again
07:Bob Dylan's 115th Dream
08:Mr. Tambourine Man
09:Gates Of Eden
10:It's Alright Ma (I'm Only Bleeding)
11:It's All Over Now, Baby Blue
Highway 61 Revisited:
01:Like A Rolling Stone
02:Tombstone Blues
03:It Takes A Lot To Laugh, It Takes A Train To Cry
04:From A Buick 6
05:Ballad Of A Thin Man
06:Queen Jane Approximately
07:Highway '61 Revisited
08:Just Like Tom Thumb's Blues
09:Desolation Row
Blonde on Blonde:
01:Rainy Day Women #12
02:Pledging My Time
03:Visions Of Johanna
04:One Of Us Must Know
05:I Want You
06:Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again
07:Leopard-Skin Pill-Box Hat
08:Just Like A Woman

01:Most Likely You Go Your Way And I'll Go Mine
02:Temporary Like Achilles
03:Absolutely Sweet Marie
04:4th Time Around
05:Obviously 5 Believers
06:Sad Eyed Lady Of The Lowlands
John Wesley Harding:
01:John Wesley Harding
02:As I Went Out One Morning
03:I Dreamed I Saw St. Augustine
04:All Along The Watchtower
05:The Ballad Of Frankie Lee And Judas Priest
06:Drifter's Escape
07:Dear Landlord
08:I Am A Lonesome Hobo
09:I Pity The Poor Immigrant
10:The Wicked Messenger
11:Down Along The Cove
12:I'll Be Your Baby Tonight
 
Externe Links: