Dante's Dream / Episodes
Episodes Spielzeit: 47:45
Medium: CD
Label: Kick The Flame, 2010
Stil: Eclectic Pop

Review vom 17.02.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Zu Beginn des Jahres 2007 wurde Dante's Dream von Lucas Hull gegründet.
Steil ging es nach oben. Vom MDR Sputnik zur Band des Monats gekürt, stand man bereits als Support für Madsen, Revolverheld, Portugal.The Man, The Tolouse und Philip Boa auf der Bühne. Ganz zu schweigen davon, dass man bereits als Headliner unterwegs war.
Der Tourkalender für 2010 sieht bereits sehr gut gefüllt aus und wenn man sich "Episodes" zu Gemüte führt, dann kann man das auch nachvollziehen.
Für ihre Musik die passende Schublade zu finden, ist eine der schwierigeren Aufgaben.
Da gibt die deutsche Band schon eine passende Vorlage, wenn sie ihren Stil mit 'Eclectic Pop' bezeichnen.
Dante's Dream nimmt mit dem vorgelegten Album eine ganz eigene Entwicklung und offenbart in dieser Hinsicht einen sehr persönlichen Silberling in einem eigenen musikalischen System.
Als geschlossen kann man dieses nun weiß Gott nicht bezeichnen, denn die zwölf Songs haben Tiefen- und Langzeitwirkung. Auf welche Ideen man so beim Hören der Musik kommt. Dante's Dream-Episoden regen in der Tat die Phantasie an und insofern existieren Momente, in denen man die Musik förmlich riechen kann.
Wie hat es das Quartett bloß geschafft, auf solch eigenwilligen Pfaden zu wandeln?
Wie aus dem Nichts kommt beim Rezensenten Musik in den Player, die man vorher und in dieser Art und Zusammensetzung noch nicht gehört hat.
Dante's Dream beginnen das Album mit "Dante's Theme".
Zu Froschgequake hören wir bis fast ans Ende der zwei Minuten klassische Klänge im Gewand eines feierlichen Liedes an die Freude.
Schließlich werden Vorbereitungen für den nächsten Track gemacht... es geht nahtlos weiter mit "Supernova". Hier wird voll auf Risiko gesetzt. Top oder Flop, so könnte man das Vorhaben der Leibziger nennen. Die 'besonders lichtstarke Nova' ist ein neuer Stern mit ungemeiner Leuchtkraft. Alles beginnt recht sanft. Dann baut man mit den Gitarren einen gigantischen Rock auf. Breaks und Rhythmuswechsel bestimmen die Tagesordnung. Hymnische Vocals beten den neuen Himmelskörper an. Ein groovender Teil, der ruhiger gehalten ist, folgt und a cappella wird dem Spektakel ein Ende gesetzt.
Der Titeltrack zwingt den Hörer auf die Knie.
Was wie eine Uptemponummer beginnt fällt innerhalb von Sekunden wie ein Kartenhaus zusammen. Die akustische Gitarre und das Schlagzeug übernehmen und dann werden Töne geliefert, die völlig unerwartet die Runde machen. Schräg progressive Gitarre trifft auf Pop. Diese Nummer ist ein leise beginnender lauter Aufschrei der Emotionen. In den Hull-Gesang stimmen am Schluss alle ein. Noch einmal, noch einmal... diese Nummer ist gigantisch gut.
Da darf sich der Hörer aber warm anziehen, wenn der Folgetrack "Insane, They Say" heißt. Jetzt muss man Obacht geben, sonst fliegt hier gleich die Teetasse vom Tisch.
Wenn sich die Band schon auf einen Rasierklingenritt einlässt, dann muss dafür gesorgt werden, dass sie den Hörer mit ihren Songs an die Boxen fesselt... ist schon geschehen.
Mit letztgenannter Nummer macht das die Gruppe ebenfalls.
Die Gitarre ruft und die anderen Instrumente steigen ein. Jacobs Bass treibt den Groove voran und dieses Stück wäscht zunächst seine Klänge in melodiöser Unschuld, bis, ja bis die Band irre am Rad dreht. Die Vocals werden verfremdet und man lässt den Punk raus. Was ist hier los? Jetzt wird schon wieder ganz großer Sport geboten.
Die Vier sind echte Balladenkünstler.
"Give In" geht direkt ins Herz und trifft voll die Gefühlswelt des Hörers. Die E-Gitarre und der Schlagzeuger gönnt sich eine Pause. Dafür begleiten flächendeckende sphärische Klänge den Gesang. Auf unsichtbaren Schwingen schwebt das Lied dahin und man ist von den Socken, wie wandlungsfähig der Sänger Lucas Hull ist.
"Elegy" ist ein weiterer Slowsong, so meint man. Abermals implementiert Dante's Dream emotionale Gitarrenlautstärke und diese Modulationen sind das Salz in der Gruppensuppe. Da reichen zuweilen zwei, drei harte Riffs, um zum Erfolg zu kommen.
Die Songs stecken voller Überraschungen.
Meint man, eine gewisse Handschrift der Band auszumachen, wird man ständig Zeuge eines neuen Gesichts der Gruppe. Da passiert so viel in den Stücken. Von gekonnt dargebotenem Rock wechselt man zu sanften Phasen und da macht es richtig Spaß, sich jede Komposition mehrmals anzuhören. Der Erkennungswert ist riesengroß.
Die musikalische Nische hat Dante's Dream beeindruckend gefüllt und solche Musik muss erst einmal gespielt werden. Einfach drüberhören geht hier nicht.
Selbst das intim melancholische Schlussstück mit deutschem Text und ausschließlich von der akustischen Gitarre begleitet hat es in sich. Ein glasklarer Fall: "Episodes" macht süchtig.
Line-up:
Lucas Hull (lead vocals, guitars)
Mogul (lead guitar, vocals)
Jacob (bass, vocals)
Tom Beat (drums, vocals)

Guests:
Arpen (keyboards - #3)
Katharina Ditter (flute - #10)
Friedemann Hasse (violin - #10)
Sophia Loth (violin - #10)
Sebastian Maul (cello - #10)
Markus Estbourg (syntheziser - #4)
Carolina Eyck (theremin - #5,6)
Tracklist
01:Dante's Theme (2:02)
02:Supernova (4:14)
03:Episodes (4:06)
04:Insane, They Say (4:02)
05:Give In (4:57)
06:Satellite (5:09)
07:The Queen & The Jester (3:23)
08:Prelude (0:48)
09:Elegy (5:14)
10:In The Name Of (6:26)
11:Dante's theme (Reprise) (1:45)
12:Das edle Herz (5:40)
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