The Deep Dark Woods / Jubilee
Jubilee Spielzeit: 65:39
Medium: CD
Label: Sugar Hill Records, 2013
Stil: Americana

Review vom 05.11.2013


Wolfgang Giese
Auf einigen Fotos sehen sie noch immer wie eine Reinkarnation von The Band aus. Na ja, der Titel der neuen Platte schlägt ja auch schon fast einen Bogen dorthin, hieß deren letztes Album doch "Jubilation". Das vorige Album von The Deep Dark Woods ist im letzten Jahr erschienen.
Begeben wir uns nun abermals in den dichten schwarzen Wald und hoffen auf all die wundersamen Dinge, die uns dort begegnen mögen.
Nein, nein und nochmals nein! Das ist nicht Neil Young, der uns mit dem Eröffnungstrack entgegenschallt! Denn sowohl die fetzige Gitarre, der nölige Gesang und das schleppende Schlagzeug deuten eindeutig auf diesen kanadischen Nachbarn hin, sehr verblüffend. Doch zu einer Coverband sind The Deep Dark Woods nun nicht verkommen. Denn bereits im zweiten Titel pflegen sie genau das, was ich in meiner letztjährigen Betrachtung bereits bemerkte, nämlich die dort beschriebene eigenständige Mischung verschiedener amerikanischer Musiktraditionen - also Americana reinsten Wassers.
Hierbei wird wieder ganz tief in die Kiste gegriffen und erneut eine große Bandbreite geboten. Sei es bei einer ruhigen, vom Orgelspiel getragenen Ballade wie "Picture On My Wall", bei einer klaren Hinwendung zum Sound von The Band mit "Red, Red Rose" oder einem locker dahinschleppenden Song wie "Pacing The Room", im Walzerrhythmus gehalten. Erneut werden die Sechziger und die Siebziger bemüht mit einem leicht folkig-poppigen Anstrich bei "East St. Louis", das darüber hinaus noch Assoziationen zu einigen Songs der Beach Boys aus den frühen Siebzigern bei mir weckt. Düster und schwer reißend schleppt sich - mit akzentuiertem Schlagzeugspiel garniert - der Song "I Took To Whoring" dahin. Dieses Stück zeichnet sich durch ein hohes Maß an Intimität aus, und wenn der Gitarrist dann zum kurzen Solo ansetzt, werde ich an die Lockerheit vieler Titel von
Grateful Dead und Jerry Garcia erinnert.
Mit zwei langen Titeln (Nummer zwölf mit fast sieben Minuten) und verloren klingenden, verspielten Momenten sowie dem langen Jam-Titel, "The Same Thing", der viel an Orgel und satten Gitarren erklingen lässt und sich im Laufe der Spielzeit von etwas über zehn Minuten zu einem Blues-lastigen Stück entwickelt, zeigt die Band , dass sie auch locker improvisieren kann. Hier geht es dann am ehesten in Richtung der Dead, inklusive Teilen mit Leerlauf, der aber dennoch irgendwie ausgefüllt ist. Dabei sind jedoch keine Hochleistungen an den Instrumenten zu erwarten, vielmehr wird auch hier locker und unverkrampft musiziert, auf sehr sympathische Art und Weise. So ist erneut Musik entstanden, die für mich zeitlos und dabei alt und neu gleichermaßen ist.
Line-up:
Ryan Boldt (vocals, guitars, bass guitar)
Chris Mason (vocals, bass guitar, guitar, novachord)
Lucas Goetz (vocals, drums/percussion, pedal steel)
Geoff Hilhorst (piano, organs, Wurlitzer, novachord, celesta, mellotron, vibraphone)
Clayton Linthicum (guitars, autoharp)
Tracklist
01:Miles And Miles
02:18th Of December
03:Picture On My Wall
04:Red, Red Rose
05:Gonna Have A Jubilee
06:Pacing The Room
07:East St. Louis
08:A Voice Is Calling
09:I Took To Whoring
10:It's Been A Long Time
11:Bourbon Street
12:The Beater
13:The Same Thing
(all songs written by Ryan Boldt,
except # 1,7,12 by Chris Mason)
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