The Deep End / Cop This
Cop This Spielzeit: 38:36
Medium: CD
Label: Relentless Rock Records, 2013
Stil: Hard Rock

Review vom 17.09.2013 / 15.12.2013

    
Steve Braun              Mike Kempf
Nicht soo weit auseinander, aber immerhin:

Steves Eindruck:
Mit einem knappen halben Jahr Verspätung erreicht uns dieser Silberling - kein Wunder, er musste den halben Erdball umrunden...
Immer wenn ich eine junge Band aus Down Under höre, frage ich mich, ob Australier eine andere DNA besitzen. Eine mit einem zusätzlichen ein AC/DC-Gen, möglicherweise sogar noch mit Rose Tattoo-Mutationen. Wie gut diese leichten Änderungen der Erbinformationen kommen, wissen wir spätestens seit der ultimativen Partyband Airbourne.
Vor etwa sechs Jahren in einem Vorort von Melbourne gegründet, hat der hier vorzustellende Fünfer seitdem drei Independent-CDs eingespielt und sich in der Heimat bereits einen guten Ruf als Live-Act und zahlreiches Airplay erspielt. Mit ihrem ersten 'richtigen' Longplayer, "Cop This" betitelt, nehmen The Deep End nun den Rest der Welt ins Visier.
Ganz nach den berühmten Vorbildern spielt die Band mit zwei Gitarreros, wobei Drew Suhr die Lead- und Jazz Morrice die Rhythmusparts übernimmt. Allein dadurch wird schon deutlich, dass allen Songs eine überaus breite und fette Riff-Basis unterlegt ist. Dale Schober konzentriert sich ganz auf den Gesang und zeichnet sich dabei als energiegeladener Shouter aus - kein schöngeistiges Geträllere, sondern jede Menge Dampf steckt dahinter.
Die Spielzeit ist mit noch nicht einmal vierzig Minuten etwas schmalbrüstig, dafür sind die zehn Songs alles andere als das! Blues- und hardrockig basiertes Vollgas bei überaus sauberer Produktion ist hier angesagt. "No Time To Rest", "Knife Fight" und "Shit Talker" werden sogar mit einer deutlich wahrnehmbaren Ramones-Attitüde runtergerotzt.
Bei aller sympathischen Spielfreude liegt hier ein kleiner Schwachpunkt von "Cop This". Balladen möchte ich diesen Energiebündeln gar nicht abverlangen, aber zwei, drei Stücke mit angezogener Handbremse hätten das Album ganz sicher bereichert. "Trixxy's Jam" deutet jedenfalls an, dass die fünf Jungs in dieser Hinsicht ein ganz erhebliches Potenzial besitzen. Strophe und Refrain donnern nicht schnell, aber gewaltig, und im Mittelteil wird das Tempo erstmal rausgenommen und langsam, unter gelegentlicher Zuhilfenahme von Double Leads, wieder auf Zug gebracht. Eine saustarke Nummer, mein persönlicher Liebling von "Cop This"!! "Midnight Sun" steigert sich stetig in Lautstärke und Druck, um dann förmlich in einem 'Ballermann' zu explodieren. Beide Songs zeigen, dass
The Deep End durchaus differenziert arrangieren können.
Ich will aber überhaupt kein Wasser in den australischen Shiraz schütten - "Cop This" ist eine Partyscheibe, die richtig hemmungslose Laune verbreitet und zum heftigen Headbangen oder wenigstens zum fröhlichen Kopfnicken einlädt. Einfach mal das Hirn für ne dreiviertel Stunde ausschalten und abfeiern...
Der Rhythmus-Dreier baut eine gewaltige Wand aus animalischer Power auf, vor der sich der ambitionierte Lead-Gitarrist und der stimmgewaltige Shouter nach Herzenslust austoben können. Allein dies macht eindeutig Lust auf mehr... wie wär's bspw. mit einer Tour? So 'ne Mucke geht in Germany immer!!
Mike sieht das so:
Es ist mittlerweile nicht mehr besonders erwähnenswert, dass, wenn ich ein Promoscheibchen vom fünften Kontinent zugesandt bekomme, meist im beigefügten Infoblatt erwähnt ist, dass sich besagte Band im Style von AC/DC oder Rose Tattoo bewegt. So auch in dem mir vorliegenden Fall von The Deep End, die mich mit "Cop This" beeindrucken wollen. Moment mal, die Platte hatte doch mein Kollege Steve schon unter seinen Fittichen und der einzige Unterschied zum mir vorliegenden Produkt ist der, dass ich noch mit vier Bonus-Liedern verwöhnt werden soll.
Allein schon auf die Tatsache begründet, dass sowohl AC/DC als auch Rose Tattoo in ihrer Spielart und gemessen an ihrem bisherigen Erfolg einzigartig sind, halte ich nicht viel von Vergleichen mit den glorreichen australischen Bands. Im Prinzip sind solche Anlehnungen für mich auch nicht entscheidend, sondern eher welches Songmaterial sich letztlich aus meinen Boxen widerspiegelt.
Nun gut, ein Durchlauf reicht aus, um glasklar zu erkennen, dass der Fünfer schon versucht, sich mit den glorreichen, oben genannten Bands auf eine Stufe zu stellen. Hammerharte Gitarrenriffs, die bei voller Lautstärke am besten rüberkommen, und eine gut eingespielte Rhythmusfraktion kann ich durchaus mit einem 'gut' bewerten. Dale Schobers Gesangsvorträge, da kann er seine Stimmbänder noch so sehr strapazieren, turnen mich nicht sonderlich an. Auch die Background Vocals haben mehr den Charakter einer Boygroup. Naja, es ist eben alles reine Geschmackssache, und wenn ich für mich was Positives herausziehe, sind es zweifelsohne die wirklich guten Gitarrenläufe von Draw Suhr. Im Verbund mit Jazz Morrices Rhythmusklampfe, Matt Bergs Bassgezupfe und Nick Trajanovskis Schlagsalven ist die Combo durchaus in der Lage, guten Hard Rock zu präsentieren. Je öfter ich mir "Cop This" anhöre, umso mehr nagen die Textvorträge an meinem Nervenkostüm. Leider kann ich beim Hören der Tonkonserve nicht soviel Glückshormone produzieren, um das, was mir als Manko vorkommt, komplett auszugleichen.
Einen richtigen Kracher kann ich auch nicht so wirklich ausmachen, dafür läuft der Rundling zu sehr in eine Richtung und bietet mir letztlich zu wenig Abwechslung. Am ehesten hat mich noch "Midnight Sun" zum Beifall veranlasst. Trotzdem kann und will ich das Teil nun nicht gleich zum Song des Jahres ernennen. The Deep End haben die Rockmusik nicht neu erfunden und ihr Liedgut hat man schon lange vor ihnen von unzähligen Bands tausendfach gehört. Auch wenn die Platte bei mir nur im unbedeutenden Mittelfeld landet, was ich hauptsächlich auf mangelnde Gesangsqualität zurückführe, kann sie selbstverständlich bei dem einen oder anderen Musikfreund, so wie bei Steve, mehr Beachtung finden. Allein aus diesem Grund rate ich zumindest ein Reinhören an, um sich selbst ein Urteil zu bilden.

[Ausgabe: Dezember 2013, Label: Bad Reputation, Spielzeit: 56:19]
Line-up:
Dale Schober (lead vocals)
Drew Suhr (lead guitar)
Jazz Morrice (rhythm guitars)
Matt Berg (bass)
Nick Trojanovski (drums)
Tracklist
01:Bigger. Better. Badder. (4:01)
02:Get On It (3:11)
03:No Time To Rest (3:09)
04:Knife Fight (2:45)
05:Cheap Night Out (4:24)
06:Tattoos (4:00)
07:Midnight Sun (4:46)
08:Shit Talker (3:04)
09:Trixxy's Jam (5:25)
10:Run With It (3:51)

Bonus Tracks:
11:A Grade Woman (3:32)
12:Just Waitin' (5:44)
13:D.T.F (3:57)
14:What's Up (3:49)
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