Deep Machine / Rise Of The Machine
Rise Of The Machine Spielzeit: 45:52
Medium: CD
Label: High Roller Records, 2014
Stil: NWoBHM

Review vom 13.05.2014


Jochen v. Arnim
Fuck me dead - hätte ich diese Scheibe vor 35 Jahren gehört, wäre ich wahrscheinlich vor Begeisterung aus dem Fenster gesprungen. Heute, mit der Abgeklärtheit des Alters [sic!], lasse ich mich nicht mehr zu selbstzerstörerischen Handlungen hinreißen, kann aber eine gewisse diebische Freude nicht verhehlen. Freude darüber, dass sich diese Scheibe in meinem Player dreht und dreht und dreht…
Wüsste ich es nicht besser, würde ich lapidar sagen, es handelt sich bei den Tönen, die aus meinen Speakern kommen, um irgend so 'ne Retro-Combo, die einen auf ganz dicke Hose macht. No sir, nicht unsere Jungs hier. Deep Machine finden ihre Anfänge unter diesem Namen bereits im Jahre 1979, als sie in der Londoner Gegend der NWoBHM zugehörig waren. Eine ganze Reihe von Line-up-Wechseln (u. a. gehörten Kevin Heybourne und John Wiggins mal dazu) und lediglich ein paar Demos sind die einzigen Meriten dieser Zeit. Irgendwie ist es nie zu einem Major Deal gekommen und die Band löste sich Anfang der Achtziger wieder auf. Unberechtigt, wie die Fans finden.
Das übriggebliebene Material geisterte dreißig Jahre lang als ominöses Zeugnis der NWoBHM durch die Schwarzmarktwelt. Bis, ja, bis man sich 2009 zum gemeinschaftlichen Jammen wieder zusammenfand und feststellte, dass es immer noch klappt. Es wurden zwei EPs aufgenommen und 2012 folgten dann weitere Arbeiten im Studio und so dürfen wir uns heute, schlappe 35 Jahre nach Gründung der Band, endlich über den Debüt-Longplayer freuen - treffend "Rise Of The Machine" genannt
Die CD-Version umfasst elf Titel auf rund 45 Minuten Spielzeit, während die Viny-Edition zweier Songs verlustig geworden ist und auf "Killer" und "Iron Cross" verzichten musste. Allesamt jedoch schmiegen sich eng an die traditionelle Stampferei der New Wave of British Heavy Metal an, ganz so, wie es Maiden, Saxon und Konsorten zu tun pfleg(t)en. Und mit genau so einer Stampferei eröffnet die Band die Scheibe: "The Wizard" hämmert aus den Boxen und zeigt direkt, wo die Reise hingehen soll.
Bob Hooker und Nick East sogen für entsprechende Lautuntermalung auf ihren Äxten, flechten ab und an ein kleines Soli in das schwere Riffing, während die tiefen Töne von John Riley produziert werden. Dazu treibt Chas Towler mit seiner Trommelei unablässig nach vorne. Über all dem lagert die Stimme des Fronters Lenny Baxter, der seine Stimmlage passend zum Genre einzusetzen weiß. Das soll jetzt nicht heißen, dass er eine Bandbreite von acht Oktaven abdecken kann, aber er wechselt von seiner markant-sonoren Grundlage ab und zu eindrücklich in den High-Pitched-Bereich.
Mit einem hymnenverdächtigen Kracher legen die Briten direkt "The Gathering" nach, das sich zäh aus der Anlage zieht und auch locker aus der Saxon'schen Feder stammen könnte und unmittelbar von "The Gladiator" gefolgt wird. Auch dieser Track haut in ein und dieselbe Kerbe: leicht düsteres Riff, treibender Rhythmus und eine gefällige Gesangslinie. Ansonsten stimmen alle Ingredienzien wie aus dem Lehrbuch, wozu natürlich ganz unabdingbar der eingängige Chorus gehört.
Bei all der zähfließenden Masse wird zwischendurch auch mal kräftig am Gasgriff geschraubt und das Tempo erhöht. Da lässt sich besonders das schnelle "Warhead" als Beispiel anführen. Fast schon melancholisch dagegen präsentiert sich der Anfang von "Black Priestess", lediglich aus Gesang und Gitarre bestehend - natürlich hauen dann aber immer wieder mal fette Riffs dazwischen und sorgen für eine spannende Melodieführung.
Und auch bei den restlichen Tracks atmen den reinen, klaren NWoBHM-Duft - das muss man mögen, keine Frage. Da gibt es keine Hochgeschwindigkeitsorgien und auch kein überkandideltes Gefrickel auf der Axt. Aber für so einen Old School-Knacker wie mich ist das Metal, reiner Metal, guter Metal. Nicht, weil früher alles besser war, sondern, obwohl….
Line-up:
Lenny Baxter (vocals)
Bob Hooker (guitar)
Nick East (guitar)
John Riley (bass)
Chas Towler (drums)
Tracklist
01:The Wizard
02:The Gathering
03:The Gladiator
04:Warhead
05:Black Priestess
06:Hell Forest
07:Witchild
08:Celebrophile
09:Killer (CD Bonus)
10:Whispers In The Black
11:Iron Cross (CD Bonus)
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