Defcon One / Able Archer 83
Able Archer 83 Spielzeit: 42:58
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Death Metal

Review vom 04.02.2013


Andrea Groh
'Defcon One' (Defense readiness conditions, engl. für Verteidigungsbereitschaftszustand): der maximale Ausnahmezustand in den USA, der neben einer Mobilisierung aller Truppen auch einen möglichen Nuklearschlag vorsieht. Wurde zum Glück bisher nur in Filmen oder Spielen ausgerufen.
'Able Archer 83' (dt.: tüchtiger Bogenschütze) war eine NATO-Übung, die 1983 einen Atomkrieg simulierte. Dies so überzeugend, dass der Warschauer Pakt begann, Gegenmaßnahmen zu planen. Was dann zu einem 'Defcon One' hätte führen können…
Von daher verwundert es nicht, dass die niederländische Band Defcon One ihre zweite CD "Able Archer 83" genannt hat. Bei diesem Namen, Titel und Herkunft könnte man folgern, es mit 'Tulpentötern' zu tun zu haben - und ja, richtig, sie spielen Death Metal.
Gegründet wurde die Truppe 1998; nach zwei Demos: "Worlds Beneath" (2000) und "Artificial Respiration" (2002) war 2004 bis 2006 erst einmal Pause. Das Debüt "Fuck You, And Die!" erschien 2010 und der Nachfolger "Able Archer 83" 2012.
Dieser bietet neben der zum Genre passenden gutturalen Grunzstimme von 'Voice of death' Coen (erwartungsgemäß) vorwiegend im Midtempo (oder etwas schneller) gehaltenes Gitarrengeballer.
Wobei die beiden Klampfer auch stellenweise melodischer vorgehen (können) und es sogar atmosphärische Momente gibt, besonders beeindruckend ist dabei das Instrumental "Void". Das passt dann gut dazu, dass Defcon One ihre Musik selbst als 'Sci-Fi Death Metal' bezeichnen. Diese Auflockerungen hätten sie für meinen Geschmack noch öfters einbauen können.
Aber auch so wird das Old School Geknüppel (das an sich ja schon nichts Verkehrtes ist) aufgewertet, bekommt quasi einen kleinen abgefahrenen Touch als tolle Ergänzung. Keine Angst, es wird trotzdem ordentlich geprügelt, doch eben nicht (nur) nach der Devise 'Stumpf ist Trumpf', sondern cleverer.
Die Einstufung als (Brutal) Death Metal mit Einflüssen aus Progressive Metal und Trash (Jungs!, ihr meint doch sicher Thrash…) stimmt, die Kombination lässt sich auch durch die angenehme Produktion gut hören.
Man kann sich dazu gut irgendwelche futuristischen Szenen vorstellen, z. B. von einer von Krieg und Zerstörung gezeichneten Erde, auf der sich die letzten Menschen gegen Aliens verteidigen müssen. Eine Welt, in der jede Seite immer neue Waffen entwickelt, um den Gegner in die Weiten des Alls zu blasen mit ihren Hightech-Geräten. Ein Planet in postapokalyptischem Zustand, jedoch haben seine Bewohner noch nicht alle Hoffnung aufgegeben, sie sind bereit zu kämpfen, für ihr Überleben, für ihre Zukunft. Mit Maschinen, die in geheimen Forschungseinrichtungen entwickelt werden, außerdem mit modernen Computerprogrammen und künstlicher Intelligenz.
Natürlich kann man "Able Archer 83" auch einfach als gelungene Tulpentodscheibe ansehen und sich von Defcon One ordentlich ein knappe Dreiviertelstunde vollhämmern lassen…
Der 'tüchtige Bogenschütze' wird zwar wohl keinen 'Verteidigungsbereitschaftszustand' oder Ausnahmezustand in der Szene hervorrufen, ein amtliches Manöver stellt er dennoch dar.
Line-up:
Coen 'Voice of death' Hillekens (vocals)
Ruud Banzinger (lead guitars)
Ben Schulpen (rhythm guitars)
Maurice Brouwers (bass)
Herman Seuren (drums)
Tracklist
01:Synthetic Immortality (3:39)
02:The Programmers Chamber (4:19)
03:Control Alternate Delete (3:40)
04:Archived In Oblivion (4:20)
05:Blood Red (5:00)
06:Grown For Fornication 03:08
07:Singularity (3:05)
08:Void (2:33)
09:Demon Statues (4:02)
10:Artificial Respiration (4:00)
11:Able Archer 83 (5:12)
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