Demon's Eye feat. Doogie White / 07.04.2011,
Zaal Bret, Genk (Belgien)
Plakat Demon's Eye feat. Doogie White
Zaal Bret, Genk (Belgien)
07. April 2011
Stil: Hard Rock
Konzertbericht


Artikel vom 16.04.2011


Jochen v. Arnim
Demon's Eye feat. Doogie White Mit dem Gefühl einer gewissen Ungewissheit machte ich mich gegen 18:00 auf den Weg nach Genk, um dort im gerade-noch-Dreiländereck in einer mir völlig unbekannten Lokalität dem Tourauftakt einer deutschen, vormals als perfekten
Deep Purple-Tribute Show bekannten Band mit CD-Präsentation beizuwohnen. Zum Hintergrund der Band und zu den Inhalten der neuen CD gibt es im RockTimes-Archiv unlängst veröffentlichte Beiträge. Dass Demon's Eye sich in Deutschland über die Jahre eine solide Fangemeinde erarbeitet und auch bereits mit Jon Lord oder Ian Paice auf der Bühne gestanden haben, ist hinreichend bekannt. Wie aber würde sich der Name hier im wenn auch grenznahen, so doch Ausland machen? Würde es eher gemütlich oder konnte man der flämisch-niederländischen Hard Rock-Szene vertrauen?
Demon's Eye feat. Doogie White Oh weh, ich bekam ohne suchen zu müssen einen Parkplatz direkt vor der Tür und nur ein gutes Dutzend ebenfalls pünktlicher Besucher wartete vor eben dieser. »Doors 1900 hrs« hatte auf dem Plakat gestanden und es war bereits Zeit für 'doors'. »I am the unknown stranger« tönte
Doogie White hinter den verschlossenen Toren hervor - Soundcheck - alles wird gut. Und auch als wir dann mit einer leichten Verspätung eingelassen wurden, konnte ich immerhin schon 80 Köpfe zählen. Der lokale Veranstalter Rock-Mine Events hatte es sich nicht nehmen lassen, schöne Eintrittskarten zu produzieren - das freut das Sammlerherz, besonders in Tagen von lieblosen Computerausdrucken. Der zaal hat Turnhallengröße (und war wohl auch mal eine), Bier gibt es wie in Zeiten alter Schulfeten hinter ein paar zusammengeschobenen Tischen und die Bühne ist angenehme 50 Zentimeter hoch. Langsam wurde es voller, die Biere schmeckten (als ehemaliger Bewohner des belgischen Königsreichs freue ich mich immer über einen guten Schluck kalten Jupilers) und ich hatte noch die Gelegenheit, mich einige Minuten mit Andree Schneider, seines Zeichens Drummer, über den Anlass meines Besuchs, zu unterhalten. Ursprünglich sollte dieser Abend im Rock Temple im weitaus näheren Kerkrade stattgefunden haben, aber man hatte den Auftritt seitens der Location abgesagt. Schade für den Rock Temple, das wäre volles Haus geworden…
Demon's Eye feat. Doogie White Vor einem zahlenmäßig immer noch zunehmenden Publikum gaben sich dann Legends Of Rock als Anheizer hin und coverten die letzten 40 Jahre Rockgeschichte einmal rauf und runter. Zweck erfüllt, Stimmung war gut, de zaal vol, und nach einer kurzen Pause gingen die Lichter aus. So, und was dann kam, ich muss es leider sagen, war eine Schande. Eine Schande für so einige der sogenannten großen Namen, die uns mit einer unglaublichen Überheblichkeit viel Geld für ihre Produktionen und Shows aus der Tasche ziehen und deren musikalisches Vermögen eher unscheinbar ist. Ich möchte mich hier gar nicht in unpassenden Superlativen verlieren und auch keinen der 'Großen' mit Namen nennen, aber wir wurden von in höchstem Maße fähigen Musikern auf eine Reise in Zeiten entführt, als die wirklich Großen selbst auch noch in Turnhallen spielten (kleine Übertreibungen sind bewusst gewählt).
Demon's Eye feat. Doogie White Mit einer wohl überlegten Auswahl von Songs des neuen Albums "The Stranger Within" und Klassikern von Deep Purple und Rainbow wurde dem Publikum eine tolle Mixtur geboten. Auffallend hierbei die Tatsache, dass sich die neuen, eigenen Stücke nahtlos in das alte Material eingliederten. »Wir wollen bewusst so spielen, wie Deep Purple heute nicht mehr klingen« sagt Andree Schneider. Nicht nur das, auch das stimmliche Vermögen von Doogie White bringt Erinnerungen an Zeiten zurück, die der von mir hoch geschätzte Ian Gillan seit langem meidet - bildhaft gesprochen.
Demon's Eye feat. Doogie White Der Auftritt von Demon's Eye begann auch mit dem ersten Song der CD, "The Unknown Stranger" haute direkt mit dem tastenlastigen Intro von Florian Pritsch voll rein und zeigte dem Publikum, wo die Reise hin gehen sollte. Immer wieder wurde deutlich, dass das Zusammenspiel von Whites Sangeskunst mit der Spielfertigkeit von Mark Zyk (Gitarren), Maik Keller (Bass), Florian Pritsch (Tasten) und Andree Schneider (Drums) rundherum passte. Jedem wurde der angemessene Platz gegeben, White verschwindet des Öfteren von der Bühne, um den kleinen und größeren Duellen zwischen Zyk und Pritsch nicht im Wege zu stehen. Es war viel Zeit für tolle Instrumentalparts und Soli - immerhin gingen die Herren für gut 150 Minuten nicht von der Bühne, den kleinen Stromausfall mal nicht mitgezählt. Im Wechsel folgten ein sehr starkes "Burn", das ebenfalls neue "Sins Of The Father" und das von mir lange nicht gehörte "Ariel" mit tollem Gitarrenpart. Zwischendurch gab's immer wieder kleine Ansagen des sympathischen Schotten, dessen Akzent seine Heimat allzu deutlich verrät. Das folgende "Child In Time", für meine Begriffe höchst anspruchsvoll vorgetragen, ist eines der Stücke, die wir von den 'Originalen' wohl nie wieder zu hören bekommen werden. Umso schöner, dass wir dank Demon's Eye feat. Doogie White nicht gänzlich darauf verzichten müssen.
Demon's Eye feat. Doogie White Nach "Heaven Again" mit einer spitzenmäßigen Instrumentaleinlage ging es dann mit "Gates Of Babylon" und einem tollen "Mistreated" wieder in die Geschichtskiste. "Foolish Man" neu (mit brilliantem Wechselspiel zwischen Gitarre und Tasten), "Lazy" alt und dann mein Favorit von der neuen Scheibe "Far Over The Rainbow", schön lange ausgespielt und direkt gefolgt von einem meiner Purple-Lieblinge "Perfect Strangers". Ohne ein "Smoke On The Water" geht natürlich nicht viel und das Volk liebte es. Wie hierbei, so bewegten sich auch bereits bei den brandneuen Songs viele Lippen im Einklang mit den Textzeilen. Die Fangemeinde hat nicht nur mit der Irish Tour von Demon's Eye vor einigen Jahren Deutschland längst verlassen. Mit einem ausgedehnten Tribut an den Meister himself, Ronnie James Dio, in Form des eingängigen und überaus passenden "Catch The Rainbow" ging dann der reguläre Teil der Show dem Ende zu.
Demon's Eye feat. Doogie White Kurzer Abgang von der Bühne, um begleitet von fremdsprachigen Zugabe-Rufen einmal etwas Atem zu holen. Danach schloss sich der Kreis in einem fulminanten Ende, bestehend aus "Highway Star" und "Black Night", worein sich noch ein wenig "Long Live Rock'n'Roll" medleyte. Zweieinhalb Stunden Spitzenunterhaltung gingen zu Ende und es hat sich jede einzelne Minute voll gelohnt. Beim anschließenden Meet and Greet konnte sich die Menge noch alles signieren lassen, was der Merch-Stand hergab.
Zum Glück ist die kurze Tour noch nicht zu Ende, denn so habe ich die Chance, den einen oder anderen Termin noch mitnehmen zu können - eines ist sicher, Demon's Eye feat. Doogie White haben einen neuen Fan bekommen.
Setlist:
The Unknown Stranger
Burn
Sins Of The Father
Ariel
Child In Time
Heaven Again
Gates Of Babylon
Mistreated
Foolish Man
Lazy
Far Over The Rainbow
Perfect Strangers
Smoke On The Water
Catch The Rainbow (tribute to R.J.D.)

Encore:
Highway Star (+ Long Live Rock'n'Roll)
Black Night
Externe Links: