Depot / Diamond Joe
Diamond Joe Spielzeit: 22:49
Medium: EP
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Blues, Roots

Review vom 13.05.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Depot ist ein Trio, das den Blues spielt. Der Frontmann Mat Walklate kann seine Kreativität nicht in nur einer Band unterbringen. So sind die House Devils und The Mootchers zwei weitere Bands, in denen Walklate aktiv ist und unter eigenem Namen veröffentlicht er auch noch Musik. Der Mann ist nicht nur im 12-Takter verwurzelt, sondern widmet sich auch sehr gerne dem Irish Folk, von dem es auf der Depot-EP "Diamond Joe" ebenfalls Kostproben gibt. Allerdings überwiegt deutlich der Blues. Dieser wiederum bekommt durch den aus dem Senegal stammenden Gastmusiker Koulaty Kabo (percussion) ein afrikanisches Flair.
Mit den sieben Songs auf "Diamond Joe" kann Depot beeindrucken. In der Mischung liegt die Würze. Durch den gelungenen Blick über den Tellerrand des 12-Takters hinaus hinterlässt das Trio plus Gast einen sehr guten Eindruck. Neben Walklate/Bradley-Kompositionen hat Depot auch einen Coversong von Muddy Waters beziehungsweise Mississippi John Hurt auf Lager. Auch Walklates eingesetztes Instrumentarium macht ihn zu einem Tausendsassa, denn er ist fit auf der Gitarre, Flöte, Querflöte, Harp und den Uilleann Pipes.
In "Cold In Hand" halten sich Gitarrist Faul Bradley und Bassist Anthony Haller aus dem Spiel raus und Walklates tolles Harpspiel wird dezent von Kabo begleitet. Außer Frage steht, dass der Engländer singen kann. Wie sehr man den Blues mit Anderem kombiniert, zeigt der Opener "So Long", denn zu dem englischen Text serviert Kabo Gesang aus seiner Heimat Senegal. Das geht hervorragend zusammen und in diesem Track sollte man erst einmal die Gitarren gehört haben. Herrlich!
Man schaltet höher und "Diamond Joe" nimmt mit "No Lovin' Now" geschmeidig Fahrt auf. Zwei Gitarren sorgen für Laune und dann ist da ja auch noch Walklates Harp, auf der er alle Kanzellen benutzt. Den Song, den es in einigen unterschiedlichen Versionen von diversen Künstlern gibt, haben Walklate sowie Bradley um die Ausgabe von Blind Boy Fuller herum arrangiert. Das Line-up wurde aufgestockt: Warren Roberts spielt Schlagzeug und Rioghnach Connolly singt Backing Vocals.
Bisher haben wir zwei klasse Songs gehört, aber Depot kann sich noch locker steigern, denn "In My Sight" setzt so ziemlich alle Extremitäten in Bewegung. Kabo scheint mit mehr als nur zwei Händen zu trommeln und neben klasse Slide-Gitarre dominiert hier Walklate auf der Flöte. Super! Depot ist vielfältig und perfekt im Wandeln des musikalischen Outfits. Die versierten Künstler haben es drauf und bringen richtig Schwung sowie Laune in die Bude. Instrumental bestens aufgestellt, kann man auch von dieser Seite aus gar nicht meckern.
Am Ende der knapp dreiundzwanzig Minuten ist man enttäuscht, nicht noch mehr von der Band hören zu können. Das Trio hat seinen Sitz zwar in England, aber mit ihrer Art, den Blues zu servieren, reicht die Duftmarke über den Ärmelkanal hinweg bis auf das europäische Festland.
Kunst kommt von Können und Können kann Depot was. Klasse Eigenkompositionen ergeben mit sehr gut interpretierten Coversongs eine gelungene EP. Da darf man nur hoffen, dass Depot bereits über ein Album nachdenkt oder noch besser, schon soweit ist, eines aufzunehmen. Verschärftes Interesse ist beim Schreiber dieser Zeilen jedenfalls geweckt worden.
Line-up:
Mat Walklate (vocals, guitar, flute, uilleann pipes, harp)
Faul Bradley (vocals, guitar)
Anthony Haller (double bass)
Koulaty Kabo (percussion, vocals)
Warren Roberts (drums - #2)
Rioghnach Connolly (backing vocals - #2)
Tracklist
01:So Long (3:53)
02:No Lovin' Now (3:10)
03:In My Sight (3:12)
04:Diamond Joe (2:53)
05:Candy Man [Mississippi John Hurt] (3:07)
06:Trouble No More [McKinley Morganfield] (3:43)
07:Cold In Hand (2:50)
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