Deryl Dodd / Full Circle
Full Circle Spielzeit: 35:51
Medium: CD
Label: Dualtone Nashville, 2006
Stil: Country

Review vom 15.09.2006


János Wolfart
»This old barroom suits me fine« - verkündet Deryl Dodd in "Wearin' A Hole" so authentisch, dass es einem gar nicht so schwer fällt, sich vorzustellen, wie er durch die alten Honky-Tonks, verrauchten Bars und renovierungsbedürftigen Dance Halls seiner texanischen Heimat zieht. Apropos Dance Hall, der Opener eignet sich absolut zum Tanzen, denn hier geht es tempomäßig ab. Die elektrische Gitarre rockt (verhältnismäßig), die Steel jault dezent, die Fiddle verbreitet wohlige Atmosphäre, Schlagzeug und Bass generieren einen steady Groove und Dodd singt wie einer der ganz großen Country-Helden. Als Vergleich kommt mir sofort der legendäre Dwight Yoakam in den Sinn.
In die gleiche rockigere Schiene passen "Into Outlaw" (eine Liebeserklärung an die Outlaw-Bewegung der 70er Jahre) und "That's The Stuff" (eine Hommage an Western-Swing-Ikone Bob Wills). Aber liebe Leser, der absolute Knaller ist der Southern- Country-Rocker "I Won't Run", mit wunderschönen Twin-Gitarren, die aus den glorreichen Tagen des Südstaaten-Rocks stammen könnten und mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Der Studio-Veteran JT Corenflos, der auf allen Tracks die Telecaster - wenn ich mich nicht täusche - pickt, zieht alle Register seines Könnens.
Illusionen möchte ich aber nicht wecken, denn diese Platte ist durch und durch Country, bei einem Independent-Label in Nashville erschienen. Keiner der Studio-Musiker - der Basser ist nicht der berühmte Erdnussfarmer aus Georgia - gehört zu seiner Live-Band, was in Music City auch so üblich ist. Die poppigen Balladen sind somit auch vertreten (müssen vertreten sein, um genauer zu sein), die die Veröffentlichungen aus der Hit-Fabrik Cashville auszeichnen. Aber keine Angst, das sind nur zwei von elf Tracks, nämlich "I'm Not Home Right Now" und "Feels Like Home To Me".
Ansonsten gibt's traditionellen Country mit reichlich Steel-Gitarre, Fiddle und sowohl akustischer als auch E-Gitarre, in angenehm moderner Produktion. Eins sollte man auch nicht außer Acht lassen: Diese Songs machen beim Hören einfach Spaß und künden zugleich von der Reife eines 42-jährigen Künstlers (man beachte den Titel der CD), der sich seit über zehn Jahren im Haifischbecken Nashville behaupten kann und eine schwere Krankheit hinter sich hat. Vielleicht werden für den Geschmack eines Europäers etwas zu oft die konservativen Werte des ruralen Amerika angerissen, was schließlich im Text von "Songs Of The Family" - hier werden sogar Banjo und Dobro eingesetzt - gipfelt. Merke: Die Beherrschung der Lingua franca der Country-Musik ist nicht immer unbedingt von Vorteil.
Das hält mich nicht davon ab, diese kurz(weilig)e Scheibe allen Country-Fans zu empfehlen, die auch ohne den New Country-Schmalz auskommen können. Southern-Rock-Fans sollten auch ein Ohr riskieren. Vielleicht würde sich auch mal ein Besuch in einem der texanischen Honky Tonks lohnen, wenn Dodd mit seiner Band zum Tanz aufspielt. Wer kommt mit?
Line-up:
Wayne Killius (Drums)
Jimmy Carter (Bass)
JT Corenflos (Electric Guitar, Acoustic Guitar)
Joe Spivey (Acoustic Guitar, Fiddle, Mandolin, Banjo)
Mike Johnson (Steel Guitar # 3, 4, 5, 7, 9)
Dan Dugmore (Steel Guitar # 1, 2, 6, 8,10, Dobro # 11)
Russell Terrell (Background Vocals)
Jack Ingram (Guest Vocals # 5)
Tracklist
01:Wearin' A Hole (2:55)
02:Thanks To The Man (2:58)
03:I'm Not Home Right Now (3:19)
04:Into Outlaw (3:15)
05:That's The Stuff (3:14)
06:Feels Like Home to Me (3:19)
07:I Won't Run (3:44)
08:Solid Ground (3:26)
09:It's Only 'Cause You're Lonely (2:42)
10:Someone Is Waiting for Me (3:02)
11:Songs Of The Family (3:52)
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