Devillac / Three Hours To Coma
Three Hours To Coma Spielzeit: 42:42
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2008
Stil: Stoner Rock


Review vom 01.05.2008


Jürgen B. Volkmar
Finnland ist nicht gerade das Land, bei dem man unter flirrender Hitze auf grenzenlose staubtrockene Wüsten trifft.
=> Daher ist es auch nicht täglich zu sehen, wie sich eine Finnentruppe langsam über Sanddünen bewegt und dabei tonnenschwere Riffs wuchtet. Und doch ist es so, Devillac haben sich mit ihrem Erstling eben dieser Musikgattung verschrieben und sie machen es gut. So gut, als ob sie gerade aus der Mojave-Wüste kommen und sich noch den Sand aus den Westernstiefel schütten. Trocken und zäh, eben Stoner Rock mit Anklängen von Clutch und Glow, wenn die rockig sind, vermischt mit Kyuss als Trockenheitsgarant.
Der Titeltrack "Three Hours To Coma" als Opener für ihren Dreistundentrip nach Coma, beginnt mit verhaltener Härte und bahnt sich unaufhörlich und zähflüssig seinen Weg. Mit leicht orientalisch angehauchten und verzerrten Gitarrenpassagen, slidet sich die Melodie in psychedelischen Wellenlinien durch die Einöde.
Bei "Man Without A Spine" breitet sich auch Gesang über die rotzigen Fuzzorgien, die rockig und beinahe im End-60er Stil pur und abgedreht in Richtung Psychedelia rollen, wobei die Licks im besten Garagen Rock durch die Amps gejagt werden. Frontgröhler Micki rockt mit roher Stimme bis zur Belastungsgrenze, wobei die Fellgerberei im Hintergrund die Sticks zum Glimmen bringt.
Unaufhaltsam schreitet der Tross voran und die Wanderdünen singen ihr Klagelied, bis die Gitarren scheppern. "P6" ist keine bloße Nummer in der Tracklistung, sondern ein auf dezenten Hall getrimmter Riff-Caterpillar, der alles in den sandigen Boden rammt, das nicht seiner rohen Energie standhält.
Schlagkraft trifft Riffmonster, ein Track der die Absätze von den Boots schleift. Soundgarden trifft auf Alice In Chains mit Clash-Energie, das knallt und fetzt. Wenn dann noch "Winchester" die Melodiebögen derartig repetiert, dass die Saiten im Vintage-Taumel vibrieren und die Seele »Let's Rock« schreit, dann ist es Zeit für eine Zwischenbewertung, die schon jetzt die Maximalpunktzahl erreicht.
Der erste Zwischenstopp erfolgt mit "Mental", das wie ein instrumentaler Mahlstrom durch die Botanik fließt. Raum für Improvisationen werden mit Gitarrenrock homogen verarbeitet. Bei "Kamikaze" kommen tatsächlich Erinnerungen an Blue Cheer hoch. Heavy Psychedelic Stoner Rock, den die Urväter eigentlich erfunden haben und der hier, wie ein Mantra immer wiederkehrend, organisch verarbeitet wird. Die Musik lebt vom Zusammenspiel der verschiedenen Tonorgien, die mit hoher Taktzahl geschmiedet werden. Auch bei "Rough Mountain" wird der 70er Stil sorgfältig konserviert und die Soli elastisch herausgearbeitet. Der Gesang legt sich schwerflüssig über diesen wuchtigen Psycho Stoner Rock, ohne die Balance zu verlieren.
Ganz im Gegensatz dazu "White Knuckle Drive", ein von Hooks dominierter Shortrocker mit hypnotischer Melodienführung, der rockt und schreddert und genau die Portion Dreck verschleudert, die man von Songs dieser Klasse erwartet. Mit dem Longsong "Gainer" kommen die Wüstensöhne endlich ins Ziel. Fast acht Minuten ausgedehnte Audioattacken, riffig, höllisch heiße Lava, bei dem die Band dem Hörer keine Verschnaufpause gönnt. Fesselnd und zerstörerisch zermalmt die Gitarre jedes Sandkorn zu Mehl, das von den Vocals in alle Winde geblasen wird.
Devillac haben ohne jeden Zweifel nach drei Stunden Coma erreicht, und zwar mit einer Authentizität, die jeden Zweifel an der Kompetenz finnischer Wüstenrocker im Sand ersticken lässt. Ein Album, dessen Spuren im Sand auch von den US-Monsterriffern nicht ohne weiteres platt gewalzt werden können.
Daher mein Aufruf an alle Fans: Gönnt euch diesen Frühjahrsputz mit dem Sandstrahlgebläse, damit auch alle Gehörgänge garantiert wieder frei werden, ihr werdet es nicht bereuen.
9 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Micki (vocals)
Aki (bass)
Mikko (drums)
Ismo (guitar)
Janne (guitar)
Tracklist
01:Three Hours To Coma
02:Man Without A Spine
03:Pb
04:Winchester
05:Mental
06:Kamikaze
07:Rough Mountain
08:Next Level
09:White Knuckle Drive
10:Gainer
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