Diamond Lil / Same
Diamond Lil Spielzeit: 54:10
Medium: CD
Label: High Roller Records, 2013 (1976-78)
Stil: Rock


Review vom 29.07.2013


Andrea Groh
"Diamond Lil" - ein Bühnenstück mit Mae West von 1928. Die dazu gehörige Verfilmung (deutscher Titel: "Sie tat ihm Unrecht") von 1933, ebenfalls mit Mae West.
Diamond Lil (Lillian Crawley-Jeffries) - eine Comicfigur aus dem Marveluniversum.
Diamond Lil - eine britische Band mit Sängerin, die von 1975 bis 1978 existierte.
Da wir bei RockTimes sind, ist es logisch, dass es hier um die dritte Variante geht, auch wenn diese die wohl Unbekannteste der drei ist. Was sich aus der kurzen Existenzzeit erklärt. Zunächst war Diamond Lil eine Coverband, schrieb dann etwa 40 eigene Songs, von denen elf für eine geplante LP aufgenommen wurden, die jedoch nicht erschien.
1978 gründete Harry Spooner die Band Berlin Ritz, die es auf eine Single brachte. Dann war lange Stille…
Der Name beider Kapellen kursierte in Insiderkreisen, manche sahen darin frühe NWoBHM oder (im Falle von Diamond Lil) Proto-Doom, worüber sich Harry wundert - und ich, ehrlich gesagt, auch. Damals nannte man solche Musik einfach Rock, was überhaupt nicht abwertend gemeint ist.
2013, also 35 Jahre später. Das kleine, aber feine deutsche Label High Roller Records bringt endlich das Debüt heraus, als LP und CD. Ob man das nun unbedingt gebraucht hätte, darüber lässt sich wohl streiten…
Wenn im Rahmen des aktuellen Retro-Trends junge Bands und Fans die Musik der 70er entdecken, sind natürlich auch Originale von damals von Interesse. Somit scheint der Zeitpunkt für Diamond Lil günstig und wir hätten schon mal eine potenzielle Zielgruppe für diese Veröffentlichung ausgemacht.
Durch die Tatsache, dass mit Lorna Oakley eine Frau am Mikro ist, könnten auch Anhänger von The Devil's Blood hier einen Füller für die durch die Auflösung der Truppe um Selim und Farida Lemouchi gerissene Lücke finden. Zumindest musikalisch (vielleicht… probiert es einfach mal…) - inhaltlich nicht, denn Anti-Kosmisches gibt es hier nicht.
Trotz Titeln wie "Patron Of Hell" sollte man nicht auf Okkult-Rock schließen, auch wenn stellenweise - neben den leicht schraddeligen Riffs - schon ein gewisses angedüstertes Flair vorhanden ist. Dies dürfte jedoch eher dem damaligen Zeitgeist zuzusprechen sein und weniger einer Neigung zur dunklen Seite.
Wenn die Musik von Diamond Lil altmodisch klingt, dann liegt das daran, dass sie eben alt und damit authentisch ist. Hier wurde nicht versucht, das Ganze zu modernisieren.
Wer genau darauf steht, kann auf der Bandhomepage in zwei Songs reinhören. Dort ist es außerdem möglich, die 2004 veröffentlichte Single zu "Patron Of Hell" zu bestellen.
Schon etwas obskur, was so alles ans Tageslicht gekrochen kommt. Manche werden sich sicher darüber freuen bzw. Gefallen an Songs wie "Tonight's The Night" finden, Freunde von modernem Sound jedoch sicher nicht, viel Wirbel darum wird es insgesamt gesehen eher nicht geben.
Ach ja: Bitte nicht verwechseln mit der gleichnamigen, erst 2011 gegründeten, Truppe aus Wolverhampton, sondern nach denen aus Braintree Essex suchen…
Line-up:
Lorna Oakley (vocals)
Harry Spooner (lead guitar)
Alan Letch (bass)
Marcus Foakes (drums)
Tracklist
01:Black Rat
02:Patron Of Hell
03:Red Man
04:The Loser
05:I Don't Care
06:Tonight's The Night
07:Discontinued Line
08:Wild Fire Lover
09:It's Down To Me
10:Spring Fever
11:Yobbos And Tarts
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