Dirty Trainload / Rising Rust
Rising Rust Spielzeit: 36:42
Medium: CD
Label: Side Records, 2007
Stil: Altern. Blues

Review vom 21.11.2007


Joachim 'Joe' Brookes
Zwei Italiener spielen seit 20 Jahren den Blues und sie mögen John Lee Hooker,
Hound Dog Taylor, Lightnin' Hopkins, Howlin' Wolf, R.L. Burnside oder Hubert Sumlin. Der Rezensent auch.
Aufgenommen wurde "Rising Rust" beim Fabio Magistrali zuhause und wenn man sich die Dia-Show auf der Dirty Trainload MySpace-Seite anschaut, war da nicht so viel Platz, denn ein Verstärker fand seine Heimat auf der Toilette.
»While the roaring mufflers are asleep and the night is running out, the rust silently rises on the cars abandoned in the parking of our memory«
Was man vom Blues der Marke Dirty Trainload nun nicht behaupten kann, denn mit dem Album gibt es ordentlich etwas auf die Ohren.
Allerdings auf eine sehr geschmackvolle, auf selten gehörte Art und Weise.
Da liegen Marco Del Noce und Bob Cillo schon ganz richtig, wenn sie ihren Stil als 'Alternative Blues' bezeichnen.
Mit "I Asked For Water, She Brought Me Gasoline" greift das Duo direkt in die Trickkiste. Hier lassen die Beiden schon einmal mächtig Dampf ab. Lediglich eine Bassdrum und ein Becken bilden den simpel stampfenden Rhythmus und dazu werden höllenscharfe Gitarren geliefert. Marco spielt nicht nur Harmonika, sondern singt auch durch das Harp-Mikrofon und gegen Ende wird die Basstrommel so etwas von in den Vordergrund gemischt, das man meint, die Membrane geht gleich fliegen.
Nach dem Opener, geschrieben von Tommy Johnson, gibt es mit "Police Car" das erste Brett aus der Feder von Bob Cillo.
Nach dem ersten Track bekommt man schon so eine Vorahnung von dem, was noch folgen mag.
Bum, bum aus der Bass-Trommel und das Scheppern des Beckens hatten wir schon, ist aber saugut, weil es zum Dirty Trainload-Blues passt. Verzerrte Gitarre und eine verfremdete Harp legen los und die Italiener verpassen dem Song einen klasse Refrain. Gitarren überall, rhythmisch groovend oder solierend… wunderbar. So wird man garantiert zu einem Freund von Polizeiautos.
Wie durch einen Schleier von Nebel beginnt der Titeltrack mit etwas gedämpftem Sound, um dann die Stimmung zu wechseln und Del Noce harpt einen weg. Abermals toll arrangiert, wenn es zum kurzen Refrain kommt.
Leichte Rückkopplungen hört man, wenn es mit "Waiting All The Time" weiter geht. Es fällt dem Hörer schon schwer, sich diesem unkomplizierten Groove zu entziehen, auch wenn sie aus einer analogen Rhythmusbox kommen. Bob Cillo entzündet ein feuriges Gitarrensolo und man bekommt so richtig Spaß an "Rising Rust".
Jetzt ist wird der Bass zum Taktgeber, Del Noces Stimme kommt aus dem Off und das Duo lässt uns etwas durchatmen, denn "TV Screen Watcher" ist ruhiger ausgelegt. Nichtsdestotrotz sägt die Gitarre im Solo durch die Luft und es ist schon erstaunlich, wie das Paar mittels Einsatz unterschiedlicher Rhythmusinstrumente diesen immer wieder anders gestalten.
So auch in "Luna-Tic", denn hier mixen sie das Waschbrett mit der Rhythmusbox. Klasse, wie das abgeht, wenn Cillo dazu das Bottleneck über die Saiten gleiten lässt. Wie zufällig werden einige Breaks eingeworfen und man freut sich, wenn die Nummer nach jedem Break weitergeht.
Dann ist doch Schluss und wir wandern ein Stück mit dem Duo: "These Boots Are Made For Walking" wird zu einer Nummer mit großem Gaudi-Faktor. Marco Del Noce singt toll und musikalisch wird dieser wohlbekannte Song zu einer echten Rock'n'Roll-Nummer à la Ditry Trainload.
Schon verrückt, was aus "Mad Man Blues" gemacht wird.
Aufgewühltes Meer mit schäumenden Wellen, so könnte man ihre Version des John Lee Hooker-Titels beschreiben.
Einzig und alleine im letzten Track des Albums, "Bad Thoughts About Irene", gewähren uns die Jungs eine richtige Pause. Psychedelisch angehaucht kommt der Titel daher. Cillo spielt ein letztes lautes Solo auf der Gitarre und dann folgen obskure Sounds, die von irgendetwas erzeugt werden. Vielleicht ist eine geloopte Gitarre am Werk?
Was am Ende bleibt ist leider eine zu kurze Spielzeit. Schade, denn man könnte durchaus mehr von dem italienischen Duo vertragen. Dennoch verdient "Rising Rust" 7 von 10 RockTimes-Uhren, weil Dirty Trainload den Überraschungsfakor gebucht haben.
Line-up:
Marco Del Noce (vocals, harmonica, washboard, bass drum, kazoo)
Bob Cillo (guitar, live guitar loops, analog rhythm boxes, bass loops, percussion)
Tracklist
01:I Asked For Water, She Brought Me Gasoline (3:37)
02:Police Car (4:22)
03:Rising Rust (3:21)
04:Waiting All The Time (4:01)
05:TV Screen Watcher (4:41)
06:Luna-Tic (4:01)
07:These Boots Are Made For Walking (4:12)
08:Mad Man Blues (3:09)
09:Bad Thoughts About Irene (5:14)
Externe Links: