The Divine Baze Orchestra / Dead But Dreaming
Dead But Dreaming Spielzeit: 51:19
Medium: CD
Label: Transubstans Records, 2007
Stil: Progressive Art Rock

Review vom 12.01.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Oh Mann, bei den Schweden muss doch etwas im Trinkwasser sein. So viele gute Bands haben die aufzuweisen. Mit The Divine Baze Orchestra (TDBO) kommen echte Sound-Trickser aus den Startblöcken. Prog? Rock? Indie? Art Rock? Psychedelic? Ja, ja! Kaum zu glauben, aber man hat alles unter einem Dach zusammengebracht. Wie in einem gut sortierten Warenhaus und nicht im Discounter. Geht man von den Credits aus, ist Oliver Eek der Kopf von The Divine Baze Orchestra. Er hat sich vier der acht Tracks ausgedacht und Joel Löf, der Mann an den Tasten, verteilt auf diverse Instrumente, war mit ihm bei anderen Nummer zusätzlicher Ideengeber.
Nach "Once We Were Born…" ist "Dead But Dreaming" die zweite Platte von TDBO. Die oben genannten Stile sind nun nicht in gleichen Portionen auf die Spielzeit von einundfünfzig Minuten verteilt. Das Stück Indie Rock ist schnell erzählt. Er versteckt sich im vierten Track namens "Flow/Unity" und ist gegen Ende des ansonsten Fusion-orientierten Liedes zu hören. Aber immerhin, die Gruppe geht mit ihrer spannenden und faszinierenden Musik auch so weit. Noch intensiver kann man an der Spirale drehen, denn Eek singt hier auch noch mit so sanft-zarter Stimme, dass man glauben könnte, Frank Sinatra und Dean Martin hätten zu tief in Glas geschaut. Es passt bei TDBO aber schon.
In der seit 2003 bestehenden Gruppe hatte es so einige Umbesetzungen gegeben. So ungewöhnlich, wie die Sounds ist auch Eeks textliche Orientierung am Grusel-Autor H.P. Lovecraft. Aber keine Angst, die Musik ist nur ab und an von drohendem Unheil oder Weltuntergangs-Melodramatik gekennzeichnet. Da sind wir dann auch gleich im Untergeschoss der Platte angekommen: "The Cellar". Wie viele andere Songs ist diese Nummer ebenfalls unkalkulierbarer Stoff. Soft wird der Hörer durch Synthesizer und Orgel eingelullt. Ah, Eek singt abermals lammfromm zu süßen Gitarrentönen. Das geht, mit einem Wechsel von Saiteninstrument hin zu Tastenklängen fast genau vier Minuten so weiter. Dann kommen Drama und Groove gleichzeitig auf den Hörer zu. Die Sounds werden sphärisch und bedrohlich zugleich. Die Musik tritt für Momente in den Hintergrund, weil mit zum Teil beängstigend gesprochenen Worten, gepaart mit Schreien, Furcht eingeflößt wird. Die E-Gitarre setzt akzentuierte Riffs und soliert wie Robert Fripp … in den restlichen Sekunden herrscht erlösende Stille.
Im Zusammenhang mit der Band darf King Crimson ruhig erwähnt werden. Die Dramatik beginnt schon im Opener "It Came From The Skies". Dieses kurze Stück kann man als eine Art Türöffner ins musikalische Gebäude der Schweden ansehen. Es geht richtig rockig los und nach einer Minute tauschen die Musiker ihre instrumentalen Krallen gegen eine Kuscheldecke. Verträumt-verklärt schweben sie dahin. "They Rise" beginnt psychedelisch und mit Gesang werden wir Zeuge einer Retro-Nummer, die sich gewaschen hat. Einige wenige Sekunden bildet der Synthesizer eine Brücke, an deren Ende ein verspieltes Stück Ballade mit Kinderlied-Melodie aufleuchtet. Abermals ändert sich das Ambiente und für die letzte Minute wird mit einem fetten Gitarrensolo der psychedelische Blues Rock ausgepackt. So zaubert The Divine Baze Orchestra mit der Musik.
War es vorhin noch King Crimson, kommt in "Origins" das theatralische Element der frühen Genesis zum Tragen. Mit toll integrierten, ruhigeren Phasen ist "What Mustn't Be Spoken" eine kochende Lavalandschaft aus brodelndem Bass und die Band bildet ein immer bedrohlicher werdendes Crescendo. Das ist keine Musik für die stillen Feierabendstunden. Dafür ist hier zu viel Spannung in den Songs.
Von Track zu Track steigen die Spielzeiten und "Lastly Lament" ist dann ein opulentes Opus von dreizehn Minuten. Hier packt das Quintett auf andere Art alle vorher schon liebgewonnenen Feinköstlichkeiten hinein. Das abschießend kurz gehaltene "1927 - A Homage" ist wohl ein tonales Augenzwinkern des Songwriters Oliver Eek. Ein wenig klassisch angehaucht kommt das Stück rüber, wie eine luftfeuchte Romanze aus einem Mantel-und-Degen-Film.
The Divine Baze Orchestras "Dead But Dreaming" hat richtig Spaß gemacht. Mit den vielen Drehungen und Wendungen ist der Silberling vielleicht nicht jedermanns Sache, aber wer mit Aufgeschlossenheit ran geht, wird nicht enttäuscht werden.
Line-up:
Oliver Eek (lead vocals, guitar, noise)
Joel Löf (lead vocals - #6, organs, pianos)
Matthias Johansson (synthesizers, mellotrons)
Joel Berntson (bass)
Christian Eklöf (drums, percussion)
Tracklist
01:It Came From The Skies (2:34)
02:They Rise (5:01)
03:Origins (5:58)
04:Flow/Unity (6:01)
05:What Mustn't Be Spoken (7:46)
06:The Cellar (8:41)
07:Lastly Lament (13:05)
08:1927 - A Homage (2:15)
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