Doobie Brothers / Let The Music Play
The Story Of The Doobie Brothers
Let The Music Play - The Story Of The Doobie Brothers Spielzeit: 2:17:40
Medium: DVD
DVD-Technik:
Bildformat: 16:9
Sound-Formate: DTS Surround Sound, Dolby Digital 5.1, Dolby Digital Stereo
Untertitel: Englisch, Französisch, Spanisch
FSK: 0
Label: Eagle Vision, 2012
Stil: Westcoast Rock

Review vom 19.12.2012


Steve Braun
Das war überfällig: Eine autorisierte Biografie über die wohl wichtigste Westcoast-Band: die Doobie Brothers. Doch die Vorfreude löst sich schlagartig auf, wenn das Untertitelmenü angewählt wird: Englisch, Französisch, Spanisch - an den deutschsprachigen Raum mit immerhin rund 140 Millionen potenzieller Käufer hat keiner gedacht! So muss sich ein 'normal' Sprachbegabter die DVD "Let The Music Play - The Story Of The Doobie Brothers" (die natürlich auch als Blu-ray erhältlich ist) im wahren Wortsinn erarbeiten.
Nichtsdestotrotz ist den Machern von "Let The Music Play..." ein kompetenter Spiegel der Karriere der Doobie Brothers gelungen, in dem wirklich jede Phase der Band reflektiert wird. Unterlegt mit reichlich Live-Bildern und -Musik kommen nicht nur die (überlebenden) Bandmitglieder, sondern auch Produzenten, Management, Musikkritiker und Verantwortliche der Plattenfirmen zu Wort.
Doobie Brothers Einen sehr breiten Raum nimmt dabei der heftige stilistische Bruch ein, der durch den Wechsel von Tom Johnston zu Michael McDonald zustande kam. Es zeigt sich, dass dieses Thema damals wie heute noch reichlich Gesprächs- und Zündstoff beinhaltet - nicht nur bandintern, sondern auch und gerade in Fankreisen! Je größer der Erfolg der Doobies wurde, umso mehr manifestierte sich der Stress bei Tom Johnson in psychosomatischen Reaktionen. Pausenloses Touren, lediglich unterbrochen von Studioaufenthalten, forderte gnadenlos seinen Tribut. Als er die 1975er Tour krankheitsbedingt absagen musste, kam der Soul-Sänger/Keyboarder Michael McDonald ins Spiel. Die musikalische Entwicklung hin zu chartsorientierter Musik, zu R&B und Soul, missfiel Johnston und setzte heftige gruppendynamische Prozesse in Gang, in deren Folge Johnston entnervt das Handtuch warf.
Die 'alten' Fans, die die Doobies wegen ihres lässigen Biker-Rocks verehrt hatten, liefen ihnen scharenweise davon. Dass die Band daran nicht zerbrach, lag in erster Linie daran, dass ihnen daraufhin Heerscharen neuer Liebhaber zuliefen, allerdings aus den Disco- und Pop-Lagern. Die Spannung in der Band nahm trotz des ersten (und einzigen) Number-One-Albums "Minute By Minute" kontinuierlich zu. Jeff 'Skunk' Baxter und John Hartman verließen 1979 die Band - der extrem wichtige Bassist Tiran Porter schmiss ein Jahr später völlig ausgebrannt hin. Das gewachsene Bandgefüge brach in Folge des kräfteraubenden Stresses [Studio-Tour-Studio-Tour...] langsam aber sicher auseinander.
Kreativ konnten die Doobies kaum noch etwas reißen - der Split nach der Farewell-Tour 1982 war unvermeidlich, logisch, konsequent und seeehr emotional.
Ansonsten gehen die Filmemacher chronologisch vor. Von den Anfängen als 'Hausband' der Hells Angels, dem entscheidenden Schub durch das Aufstocken der Rhythm-Section und einem dritten Gitarristen, dem Durchbruch mit den Erfolgsalben "Toulouse Street" und vor allem "The Captain And Me" - es zieht sich ein roter Faden durch diese Erfolgsgeschichte, an der Starproduzent Ted Templeman, der immer wieder interessante Beiträge in die vorliegende Dokumentation einwirft, entscheidenden Anteil hatte. Mit "What Were Once Vices Are Now Habits" und "Stampede" konnte man sich in den Top-Ten der Billboards 'festbeißen'. Für "Takin' It To The Streets" kam McDonald dazu - danach war Johnston weg. Wir hatten das Thema schon...
Album für Album - Hit für Hit werden in "Let The Music Play..." analysiert. Die Vielfalt der Hintergrundinformationen ist beeindruckend und überwältigend!
Doobie Brothers Der Rest ist relativ zügig erzählt: Nach einer sechsjährigen kreativen Pause, unterbrochen nur von einigen wenigen Benefizkonzerten, meldeten sich die Doobie Brothers 1989 mit dem tollen "Cycles" zurück. Nicht nur mit Tom Johnson, sondern auch und gerade mit den 'alten' Mitgliedern, kam der alte Spirit zurück. Das war mit Sicherheit das beste Line-up der Doobies seit 1975! Mit "The Doctor" konnte man zudem letztmals einen Number-One-Hit (in den Billboard Mainstream Rock Charts) landen. "Brotherhood", zwei Jahre später veröffentlicht, stand dem kaum nach, auch wenn das ausgekoppelte "Dangerous" (unverdienterweise) nicht zünden wollte. Aber ständige Besetzungswechsel, ganz sicher ausgelöst durch Bobby LaKinds Tod, sorgten für reichlich Unruhe und führten in ein kreatives Loch. Tiran Porter bringt es auf den Punkt: »Tour - Record - Tour - Record... the same shit, different decade!!«
Erst neun Jahre später sollte mit dem durchwachsenen "Sibling Rivaltry" ein neues Album herauskommen, das aber gewaltig und zu Recht floppte. Trotzdem tourte man fleißig weiter, aber erst mit dem 2010er "World Gone Crazy" sollte sich der dritte Frühling der Doobie Brothers einstellen. Endlich konnte die Band wieder halbwegs an Großtaten wie "The Captain And Me" oder "Cycles" anschließen. Live-Shows haben nach wie vor eine unglaubliche Magie, auch wenn der Sensenmann bei den Doobies ebenso erbarmungslos zugeschlagen hat, wie bei einer allseits bekannten Southern Rock-Band.
Wenn sich zum Schluss die Filmemacher mit den Musikern in ihrer Rolle als Familienväter beschäftigen, erkennt man, warum in den letzten zwanzig Jahren so wenig 'Zählbares' von den Doobie Brothers vorgelegt wurde. Es gibt nämlich noch ein Leben abseits der Musik. Der Erfolg kommt und geht - wenn man smart ist, merkt man, was die wirklich wichtigen Werte im Leben sind. Auch deshalb kommt der karitativen Arbeit der überlebenden Musiker ein immer höherer Stellenwert zu. Vielleicht wird die Wein-Linie "Doobie Red", deren Erlös ausschließlich gemeinnützigen Zwecken zukommt, in nächster Zeit mal der Gourmet-Fraktion von RockTimes zur Besprechung vorgelegt.
Das Bonusmaterial birgt Live-Versionen von "Rainy Day Crossroad Blues", "Without You", "Listen To The Music", "Black Water", "Takin' It To The Streets", "Rockin' Down The Highway", "Neal's Fandango", "Long Train Runnin'" und "China Grove" in teilweise uralten Filmaufnahmen. Das ist zwar manchmal 'grisselig', tut aber der Freude beim Zuschauen keinen Abbruch!
Abgerundet wird diese feine Veröffentlichung durch ein achtseitiges Booklet mit den Liner Notes des kalifornischen Musikjournalisten Joel Selvin.
Fazit: Eine sehr informative DVD/Blu-ray, die allerdings unbedingt Englischkenntnisse voraussetzt. Andernfalls macht ein Kauf wenig Sinn.
Tracklist
01:Dokumentation (1:39:40)
02:Bonus Live Tracks (48:00)
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