James Henke / Jim Morrison Memorabilia
Jim Morrison Memorabilia James Henke: Jim Morrison Memorabilia
ca. 64 Seiten, ca. 80 farbige Abbildungen
ca. 35 Reprints, gebunden im Schuber
Medium: Buch
Verlag: Heel Verlag GmbH, 2007
ISBN: 978-3-89880-862-0, EUR: 49,90

Review vom 22.12.2007


Ilka Heiser
Nur noch wenige Tage sind es, bis es endlich weihnachtet und da mag es doch tatsächlich noch Zeitgenossen geben, die immer noch nicht wissen, was sie ihren Lieben unter den Christbaum legen sollen.
Wohl dem, der da einen Doors-Fan in der Familie hat, denn da braucht es keine lange Überlegungen: Hin zum Buchhändler seines Vertrauens, mal locker 50 Euronen auf den Tisch gelegt und die "Jim Morrison Memorabilia" geschnappt.
Ich versichere: Schenker und Beschenkter bleiben Freunde auf Lebenszeit, denn mit diesem Werk hat James Henke wirklich keine Kosten und Mühen gescheut, um ein wahres Kleinod zu schaffen.
Wer das Buch vorsichtig aus dem Schuber nimmt und öffnet, wird vermutlich genau so überrascht sein, wie ich. Das da eine CD mit beigelegt wurde, ist keine Neuerfindung, das gab es schon öfters. Diese hier beinhaltet Interviews und unveröffentlichten Lyrik-Aufnahmen des 'Lizard King'.
Blättert man jedoch langsam Seite für Seite durch, so eröffnet sich einem eine regelrechte Wundertüte: In den Seiten sind Klapp-Cover eingearbeitet, in denen sich herausnehmbaren Reprints von Original-Tourplakaten, handgeschriebenen Notizen, Briefen, Gedichten, Songtexten und Zeichnungen von Jim Morrison befinden. Eine wirklich einzigartige, liebevoll zusammengestellte Sammlung und eine echte Fundgrube für Fans!
James Henke, lange Zeit Journalist beim Rolling Stone und Direktor der Rock'n'Roll Hall of Fame, erschuf mit der "Jim Morrison Memorabilia" (lat. memorabilis = denkwürdig) keine Biografie im eigentlichen Sinne, also mit chronologischer Abfolge. Das Werk ist eher eine Art Sammlung oder auch Zusammenfassung eines kurzen und selbstzerstörerischen Rockerlebens, in dem der 'Lizard King' die Hauptrolle spielte. Hier wird - beginnend mit den Anfängen seiner musikalischen Karriere - auf die Person Jim Morrison unter den verschiedensten Aspekten (als Bandmitglied, Poet, Songschreiber, Liebhaber und Performer) eingegangen.
Kompetent und unterhaltsam erzählt der Autor die Geschichte eines außergewöhnlichen Menschen, der in seiner eigenen Welt lebte. Morrison behauptete nämlich, den Geist eines verstorbenen Indianers in sich zu tragen, und sah sich deshalb als Schamane.
Seine ehemaligen Kollegen Densmore, Krieger und Manzarek, aber auch Freunde, Kollegen, Familienmitglieder und der ehemalige Doors-Manager Bill Siddons kommen dabei zu Wort und beschönigen nichts. Der Leser erfährt u.a., wie sich damals die beiden Kunststudenten Morrison und Manzarek (letzterer hatte bereits Erfahrungen als Musiker bei Rick And The Ravens sammeln können) trafen und beschlossen, eine Band zu gründen. Fehlten nur noch ein Drummer und ein Gitarrist. Diese fanden sie in Robby Krieger und John Densmore. Der Name The Doors stammte aus Aldous Huxleys Buch "The Doors Of Perception" (1954). Der Autor berichtet darin von seinen Erfahrungen mit dem Rauschgift Meskalin. Er vertritt die Ansicht, das psychedelische Drogen die Filter ausschalten, die den Verstand umgeben, so dass man das Leben so erleben kann, wie es in Wahrheit ist. Das gefiel ihnen und The Doors waren endlich bereit für große Taten.
Jim Morrison war der Songwriter der Doors, er lieferte die Texte für solche Klassiker wie "Moonlight Drive", "Summer's Almost Gone", "Break On Through" oder "The End". Aber das war auch kein Wunder, war der Sänger und Texter im Grunde seines Herzens eher Schriftsteller als Vokalist und Performer. Bereits als zehnjähriger verfasste Morrison seine ersten Gedichte. Unablässig war er am Schreiben und Dichten, sobald sich ihm eine Gelegenheit dazu bot. So füllten sich unzählige Notizbücher mit Poesie und Prosa.
Seine Gedichtsammlungen wurden 1969 als zwei Einzelbände ("The Lords" und "The New Creatures") verlegt. Später erschienen beide Bände in einem Buch zusammengefasst unter dem Titel "The Lords And The New Creatures" (1970). Diese sind auch heute noch gefragte Werke.
Er war intelligent - man bescheinigte ihm einen IQ von 149 - und sehr belesen. Kerouac, Nietzsche und Rimbaud waren seine bevorzugten Autoren.
Jim Morrison Memorabilia Nicht nur als Dichter und Songschreiber war der Frontman der Doors außergewöhnlich, sondern auch als Performer auf der Bühne. Er hatte den Ruf, unglaublich spontan zu sein. Dabei bewegte er sich wie im Trancezustand zu lasziven Worten und Gesten und ließ das Publikum in seiner Seele lesen, wie in einem offenen Buch, er faszinierte - aber er schockierte auch. Sowohl seine Fans als auch seine Bandkollegen mussten sich stets auf Unerwartetes gefasst machen. Bill Siddons: »Was er machte, waren Dinge, die normale, klar denkende Menschen als völlig verrückt bezeichneten. Aber er sorgte dafür, dass man seine Denkweise veränderte.«
Mit dazu bei trugen natürlich die Unmengen an Drogen und Alkohol, die Jim tagaus, tagein konsumierte. Der Grund dafür schien zu sein, dass er mit sich selbst uneins war, ständig auf der Flucht vor sich selbst, ständig auf der Suche nach - ja nach was eigentlich?
Henry Rollins bringt diese Zwiespältigkeit des Menschen Morrison in diesem Buch hervorragend auf den Punkt: »Es gab da ein Verlangen nach Chaos und intellektueller Gefahr, mit der er sich selbst ausgesprochen wohlzufühlen schien, auch wenn es seine Bandkollegen von Zeit zu Zeit ängstigte. Das ist eine beachtliche Gratwanderung, und ich glaube, als es mit ihm zu Ende ging, wurde ihm das zum Verhängnis. Wenn man die Texte von "Morrison Hotel" und "L.A. Woman" ansieht, dann stößt man da zum Teil auf eine Traurigkeit, und eine Schönheit, dass ich mich frage, ob er wohl dort auf eine Sackgasse gestoßen ist, wo er sich erhofft hatte, etwas anderes zu finden. [...]«.
Seine große Liebe war aber nicht nur die Musik, die Dichtkunst, der Alkohol und die Drogen, es gab auch eine Frau in seinem Leben, von der Jim einfach nicht los kam, die in fesselte und faszinierte, die offensichtlich eine Seelenverwandte von ihm war. Er und Pamela Courson führten eine sehr turbulente Beziehung. Sie stritten sich und sie vertrugen sich.
Sie war es auch, die ihn überredete, nach Paris zu gehen, um dem Rummel um seine Person nach dem angeblichen Entblößer-Skandal, der ihm einen Haftbefehl und eine Gerichtsverhandlung einbrachte, zu entkommen. Diese Geschichte lastete sehr schwer auf ihm, so schwer, dass er Manzarek gestand: »Ich kann das nicht mehr, ich sage dir Ray, ich kann einfach nicht mehr ...«.
Nach seiner Verurteilung am 30. Oktober 1970 (60 Tage Zwangsarbeit wegen öffentlichen Fluchens, dazu sechs Monate wegen öffentlichen Entblößens, 500 Dollar Geldstrafe und nach Verbüßung seiner Strafe in Höhe von zwei Jahren und vier Monaten zur Bewährung) war er am Ende und völlig ausgepowert, was auch seiner Alkohol- und Drogensucht zugeschrieben werden muss.
Endlich in Paris, wollte er sich dem widmen, wonach ihm schon lange dürstete: ein Leben als Schriftsteller führen.
Am 3. Juli 1971 findet ihn seine Freundin Pamela tot in der Badewanne seines Hotelzimmers. Jim Morrison wurde 27 Jahre alt.
Am 25. April 1974 starb Pamela Courson, die den Tod ihres Freundes nicht verkraftet hatte, an einer Überdosis Heroin in Los Angeles.
Abgerundet wird das tolle Werk mit Zitaten von Henry Rollins, Serj Tankian (System Of A Down), Nuno Bettencourt (The Satellite Party), Ian McCulloch, Alice Cooper, Pete Yorn und Iggy Pop.
Für dieses Buch gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung, bekommt man doch, allein schon durch die netten 'Beigaben', einen winzigen Einblick in die Seele des J. Morrison. Das Lesen macht Spaß, da das Werk sehr flüssig geschrieben ist. Erwähnenswert sind auch die vielen exklusiven Fotos mit denen die Memorabilia verziert wurde.
Und denkt daran - Weihnachten ist nicht mehr weit.
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