The Double Vision / Top Secret
Top Secret Spielzeit: 40:03
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Blues Rock

Review vom 25.04.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Blues 'N Roll hat einen Nachfolger. Die deutsche Blues Rock-Band The Double Vision hat "Top Secret" mit insgesamt zehn Songs versehen, die alle vom Gitarristen und Sänger Stephan Graf geschrieben wurden. Das Trio verfügt über eine spezielle Spannweite an Blues-Feeling und lässt es ordentlich krachen.
Bezüglich der einerseits heftigen und andererseits einfühlsamen Sechssaiter-Sounds gibt es kein Meckern. Hier ist ein Musiker auf seinem Instrument kompetent unterwegs und Stephan Grafs raue Stimme weckt immer noch Erinnerungen an Rory Gallagher. Allerdings greift der Frontmann zeitweise auch zur Mandoline oder lässt nicht selten auf furiose Weise das Bottleneck über die Saiten gleiten.
Bassist Tobias Sieboldt und Silvio Remus (Schlagzeug) servieren klasse Rhythmen zu denen die Fußwippe im Dauereinsatz bleibt. Stephan Grafs Soli sind bezaubernd und versetzen den Hörer in eine ganz eigene Welt des Zwölftakters. Klar, hier wird gerockt. Bei den Arrangements der Nummern hat man gepflegten Wert auf Abwechslung gelegt. Hier ein Break, dort ein Rhythmuswechsel sind nicht von der Hand zu weisende Merkmale des Trios.
Auf fruchtbaren Boden fallen auch die im Midtempo angesiedelten Stücke oder die Abstecher in den balladesken Bereich. The Double Vision haben viele verschiedene Seiten und nicht nur zwei einer Medaille.
Von vielen Tracks holt sich der Hörer einen zweiten, dritten oder auch vierten Nachschlag. Alle Lieder bestehen einen Dauertest. Die im Ground Control Studio eingespielten Songs haben langen Bestand.
Da gibt es kein Vertun – The Double Vision verfügt über eine riesige Portion Eigenständigkeit und verpassen dem vom Country getränkten Blues eine individuelle Note. Die Mischung aus ständig riffender Gitarre und Mandoline ist bemerkenswert. Die Bottleneck-Färbung ist klasse. So werden ordentlich viele Punkte auf der Habenseite verbucht.
Es wäre schon schade, wenn The Double Vision den Funk ausgelassen hätten. Aber der blüht in einer ganz persönlichen Variante im Verlauf der Songs ebenfalls auf. Unglaublich, wie toll in der Ideenschmiede eines Stephan Graf produziert wird. Da ist kein Solo wie das andere. Herrlich, wie er seine Alleingänge in einen direkten Zusammenhang mit einem Track stellt. Da wirkt nichts aufgesetzt. Im Gegenteil, Authentizität ist angesagt.
Handgemachte Blues-Musik aus der Produktion von The Double Vision ist bedenkenlos zum Verzehr geeignet. Keine künstlichen Aromastoffen verwässern den Blick auf einen 12-Takter, der den direkten Weg ins Herz des Fans geht.
Zeitweise finden sich in der Gitarrenarbeit von Stephan Graf hypnotische Wendungen und bei den Refrains ist der Hörer ziemlich schnell mit von der Partie. Die Variabilität bezüglich der Riffs ist großformatig und bei den temporeichen Phasen kommt immer wieder das Metallröhrchen zum Einsatz. Perfekt!
Ein Hammer ist das letzte Stück der Platte. Der "High-Treated Motor Blues" ist eine Solovorstellung des Gitarristen und Sängers Stephan Graf so ganz im Stil des Acoustic Blues eines
Robert Johnson.
Macht nicht gerade das Geheimnisvolle neugierig? The Double Vision hat mit "Top Secret" ein Album auf dem Markt mit dem sich die drei Musiker abermals in die Herzen der Blues-Fans gespielt haben. Auf der Wanderschaft durch die vierzig Minuten Gesamtspielzeit macht man an gerne an vielen Stellen eine Pause. Hinhörer gibt es reichlich. Die Chance, die Band aus Thüringen live zu erleben gibt es quasi das gesamte Jahr über. Die sich ergebenden Gelegenheiten sollte man nutzen.
Line-up:
Stephan Graf (vocals, guitars)
Stefan Kerth (bass)
Silvio Remus (drums)
Tracklist
01:Toxified (4:48)
02:There's Someone Who Cares About You (5:24)
03:Black Drop Pourin' Rain (4:12)
04:Gotta Movin' (3:40)
05:(I Would) Burn Down Hell (3:48)
06:Corona Kid (3:53)
07:Tomorrow 'll Be Better (3:20)
08:Can't Cool Me Down (2:53)
09:Top Secret (4:24)
10:High-Treated Motor Blues (3:42)
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