Dr. Feelgood / Live At Rockpalast
Live At Rockpalast Spielzeit: 58:12 (CD), 60:00 (DVD)
Medium: CD/DVD
Technische Daten:
Sound: Dolby Digital 5.1 Surround, PCM Stereo
Bildformat: 4:3
Sprache: Englisch
Untertitel: Keine
Region Code: 0 (weltweit abspielbar)
FSK: Ohne Altersbeschränkung
Label: Repertoire Records, 2013 (1980)
Stil: (Pub) Rock


Review vom 13.02.2014


Markus Kerren
Als die im Jahr 1971 auf der Themse-Insel Canvey Island gegründete Band Dr. Feelgood am 31. Oktober 1980 im Berliner Metropol aufschlug, befand sich die Combo gerade auf dem Höhepunkt ihrer Popularität. Und das, obwohl die vier Alben mit dem Original-Gitarristen Wilko Johnson (zumindest in England) deutlich höhere Chartpositionen ergattern konnten. Johnson wurde 1977 von 'Gypie' Mayo abgelöst, der dann immerhin für fünf Alben (und bis zum Frühling 1981) in der Band blieb. In Deutschland konnte die Gruppe damals mit "Milk And Alcohol" auch einen mittleren Hit platzieren.
Davon, dass Mayo seine drei Bandkollegen etwa ein halbes Jahr nach diesem Auftritt verlassen sollte, ist hier allerdings noch überhaupt nichts zu spüren. Okay, ein bisschen 'kaputt' sieht der Gitarrist - O-Ton: »Wir hatten uns damals einfach dreieinhalb Jahre lang keine Auszeit gegönnt, vier Studioalben eingespielt und pausenlos getourt. Ich glaube, dass heute jeder in der Band zugeben würde, dass wir einfach vollkommen ausgebrannt waren!« - schon aus, aber gespielt hat er dennoch wie ein Teufel. Und da war er auch nicht alleine, denn das Quartett legte an diesem Abend (im Vorprogramm zum Auftritt von Joe Cocker) eine schweißtreibende und mitreißende Show hin.
Witzigerweise fiel mir beim Betrachten dieser DVD wieder auf, warum ich den Sänger Lee Brilleaux in meinen jungen Jahren in den Achtzigern nie besonders mochte. Der sah nämlich immer so furchtbar 'zugeknöpft' und 'trocken' (haaah, also davon war er nun wirklich so weit entfernt, wie der Süd- vom Nordpol) aus, so wie an diesem letzten Oktobertag im Jahr 1980 mit seinem fast bis zum Hals zugeknöpften karierten Sakko auch. Aber das sind natürlich Befindlichkeiten, die heutzutage bei diesem geilen Gig keine Rolle mehr spielen. Und hammerstark war der tatsächlich. Der Vierer machte nämlich bereits von den ersten Songs "Best In The World" und "Who's Winning" unmissverständlich klar, dass er durchaus vorhatte, das Metropol in Schutt und Asche zu rocken.
Und die Briten zogen ihren Stiefel dann auch gnadenlos durch, ob mit dem von Rick Danko (Ex-The Band) geschriebenen "Java Blue", dem starken "Riding On The L & N" (mit Lee Brilleaux an der Slide-Gitarre) oder der damals aktuellen "No Mo Do Yakomo"-Single bis hin zu den Killern "Case Of The Shakes", "Milk And Alcohol", "Down At The Doctors", "Roxette" oder dem Abräumer "Riot In Cell Block No. 9". 'Gypie' Mayo und 'Sparko' tänzeln immer wieder leichtfüßig (wenn auch mit schweren Augenlidern) von den Boxen zum Rand der Bühne und wieder zurück, während 'The Big Figure' seinen Drums den Garaus zu machen droht.
Der eigentliche Star der Band war natürlich der Frontmann Lee Brilleaux, der sich zwar nicht allzu viel bewegte, mit deutlich aggressiver Körpersprache und im Verlauf immer weiter herausquellenden Augäpfeln aber deutlich werden ließ, dass er nicht vorhatte, an diesem Abend irgendwelche Gefangenen zu machen. Das Getränk der Wahl war Weißwein (Brilleaux' Arzt hatte ihm geraten, mal für 'ne Weile auf Bier und Spirituosen zu verzichten), von dem der Sänger dann auch reichlich während der Show naschte. Denn was schließlich unbedingt verhindert werden musste, war ein "Case Of The Shakes".
Aber Spaß beiseite, auch Dr. Feelgood konnten und können mit ihrem Rockpalast-Auftritt auf ganzer Linie überzeugen. Hochoktanige Rockmusik von einer Band, die zu diesem Zeitpunkt zwar (nach eigener Aussage) etwas müde war, aber dennoch alles in Grund und Boden rockte.
Das Bild leidet zwar auch wieder an den (altbekannten) Rockpalast-Kleinigkeiten, was aber sicher schon lange bekannt ist und keinen Liebhaber dieser älteren Aufnahmen mehr stört. Der Sound ist dagegen auf beiden Formaten vollkommen in Ordnung.
Auch Dr. Feelgoods Beitrag zum Rockpalast ist einer von so vielen Höhepunkten dieser Serie, der jedem nur allerwärmstens empfohlen werden kann, der auf kräftige, handgemachte und hemdsärmelige Rockmusik steht.
Line-up:
Lee Brilleaux (lead vocals, harmonica - #11,17, slide guitar - #6,7)
John 'Gypie' Mayo (guitar, background vocals)
John B. 'Sparko' Sparks (bass, background vocals)
John 'The Big Figure' Martin (drums, background vocals)
Tracklist
CD und DVD:
01:Best In The World
02:Who's Winning
03:Java Blue
04:Jumping From Love To Love
05:Stupidity
06:Riding On The L & N
07:Back In The Night
08:No Mo Do Yakomo
09:Love Hound
10:Case Of The Shakes
11:Shotgun Blues
12:You Upset Me Baby
13:Drives Me Wild
14:Milk And Alcohol
15:Down At The Doctors
16:She's A Windup
17:Riot In Cell Block No. 9
18:Roxette
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