Dragon / Scream Of Death
Scream Of Death Spielzeit: 75:02
Medium: CD
Label: Metal Mind Productions, 2008 (1991)
Stil: Death/Thrash Metal


Review vom 15.06.2008


Andrea Groh
Dragon, diese Band aus Polen hatte ich ja bereits in meiner Besprechung zur Veröffentlichung von Fallen Angel ausgiebig vorgestellt. Wenden wir uns deshalb nun der 1991 erschienenen Platte, nämlich "Screams Of Death" zu.
Die musikalische Ausrichtung hatte sich leicht verändert, weniger Death Metal, man orientierte sich mehr am Thrash. Im Zuge des letzten Aufbäumens der grossen 80er Jahre-Thrasher probierten Dragon, im letzten Moment auch noch ein Stückchen vom Stahlkuchen abzubekommen. Dabei übersahen sie, dass dieses Schiff am Untergehen war und ganz andere neue Trends aufkamen. Grunge war nun angesagt und selbst Metallica suchten neue Wege. Die Anhänger extremerer Musik stürzten sich auf den skandinavischen Black Metal. Sich in diese Richtung zu orientieren, wäre wahrscheinlich sinnvoller gewesen als zum Thrash Metal.
Mit dieser stilistischen Wandlung änderten sich auch die Texte. Im Gegensatz zum Konzept des Vorgängers, der sich eher mit dem geistigen Bösen befasst, ging es hier um das reale Schreckgespenst der achtziger Jahre: der Atomkrieg und seine Folgen, das Thema schlechthin für den Thrash Metal damals. Obwohl dies gerade zu einer polnischen Band sehr gut passte, da sie ja geographisch deutlich näher am nuklearen Fallout von Tschnernobyl waren als US-amerikanische oder kanadische Bands.
Die Musik ist vielseitiger und vielschichtiger, die Band wollte sich zu komplexeren Strukturen weiterentwickeln. So sind manche Parts sehr gelungen, andere dagegen nicht - das Ganze hätte mit einer besseren Produktion viel eindrucksvoller sein können, denn so klingt es leider doch immer noch etwas schepperig. Dennoch gibt es viele interessante Breaks und Ideen, nur bleibt mir oft zu wenig hängen.
Daher muss ich zugeben, dass ich von dieser Veröffentlichung - im Gegensatz zu vielen Kritikern, die darin den Höhepunkt im musikalischen Schaffen von Dragon sahen - damals doch etwas enttäuscht war und lieber die dunklere, rohere Vorgängerplatte mochte, weil diese mich gefühlsmäßig einfach viel mehr angesprochen hatte.
Die Band selbst war mit ihrem erreichten Status nicht ganz zufrieden, träumte davon, erfolgreich zu sein, auf große Touren gehen zu können und damit ihre Bekanntheit zu steigern. Sie glaubten, sie kämen ihrem Ziel näher, wenn sie sich von Metal Mind trennten. Doch das Gegenteil war der Fall. Zwei Jahre war es ihnen wegen des nicht erfüllten Vertrages unmöglich, etwas zu veröffentlichen, zusätzlich ging die Zahl der Live-Auftritte zurück. Die weiteren CDs wurden entweder nicht viel beachtet oder gar nicht erst vertrieben, viele Hörer waren der Meinung Dragon hätten sich längst aufgelöst, was sie dann irgendwann auch taten. Rückblickend lässt sich damit tatsächlich "Screams Of Death" als der Höhepunkt ihrer Karriere bezeichnen.
Nun, über 15 Jahre später stelle ich nach wie vor den gleichen Effekt fest. Mir fehlt immer noch etwas der Zugang, obwohl manche Stellen toll gemacht sind, wobei Dragon nicht die einzige Band sind, bei der es mir so geht und andere Hörer durchaus anderer Meinung sein können/werden.
Obwohl einzelne Mitglieder immer wieder in anderen Bands musikalisch in Erscheinung traten, verschwanden Dragon mehr oder minder in der Versenkung, aus der sie nun erst mit dieser Wiederveröffentlichung auftauchen.
Metal Mind hat auch hier wieder ganze Arbeit geleistet und serviert uns ein schönes Digipack, welches mit fünf Bonustracks (Live-Songs) aufgewertet wurde und dadurch eine Gesamtspielzeit von 75 Minuten erreicht. dazu gibt es ein feines Booklet mit History, sämtlichen Texten und vielen Fotos. Natürlich erhält der Käufer wie üblich, eine goldene CD, remastert und limitiert auf 2000 nummerierte Exemplare.
Line-up:
Jaroslaw 'Gronoss' Gronowski (guitar)
Adrian 'Fred' Freilich (vocals)
Gregorz 'Demon' Mroczek (bass guitar)
Krystian 'Bomber' Bytom (drums)
Tracklist
01:Mutant (5:03)
02:Memory (5:01)
03:Altars Of Doom (3:36)
04:Gallery Of Void (4:22)
05:Alley Of... (1:04)
06:Forgotten By Death (6:28)
07:Screams Of Death (4:41)
08:Prisoner (4:52)
09:Song Of Darkness (5:00)
10:Final Introduction (1:52)
11:Ashes Of Generations (3:40)
12:Demon Of War (4:45)

Bonus Tracks (alle live)
13:Memory (5:04)
14:Looking For Death (3:22)
15:Scream Of Death (4:31)
16:Tears Of Satan (7:12)
17:Return (4:49)
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