Aufmerksamen Lesern wird es nicht entgangen sein, dass ich hin und wieder durchblicken lasse, wie sehr ich mich gegen die starre Genrefizierung einzelner Bands ausspreche. Diese manchmal schon an Kleingeistigkeit erinnernden Sub-Sub-Sub-Genres von Untergenres der Hauptgenres gehen mir mächtig auf die Eier. Andererseits dient die grobe Klassifizierung natürlich dazu, dem unbeleckten Leser eine kleine Hilfestellung zu bieten, wenn es um den möglichen Kauf eines Werks geht.
So war auch mir die Zuordnung der vorliegenden Scheibe, "Bullets In My Head", in die Schublade des Melodic Speed Metal - laut Aussage des Waschzettels - angenehm ins Auge gestochen. Da denkt der ewig Gestrige sofort an Hansen, Kürsch und Konsorten, freut sich auf Gitarrenorgien und ein Sangesorgan, das eben für dieses Genre so typisch ist. Weit gefehlt, Monsieur. Die Bonner (Bad Honnefer) Jungs sind bei der stilistischen Festlegung etwas von der Spur abgekommen.
Der Fünfer aus der 'Bundesstadt' am Rhein ist seit 2009 gemeinsam unter dem Namen Dying For Fun unterwegs und hat vor einigen Monaten sein in Eigenregie produziertes Debütalbum auf den Markt gebracht. Liest man ein wenig in den bandeigenen Traktaten über die Biographie nach, dann wird man gewahr, dass die Jungs ihren Songs auch andere Stile untermischen, aber irgendwie hängt der Begriff Melodic Speed Metal doch über allem.
Meine Sozialisation in Sachen Melodic Speed Metal geht in Zeiten zurück, da waren die Mitglieder dieser Band allesamt noch flüssig. Spricht man in anderen Zusammenhängen zwar gern mal von der Gnade der späten Geburt, so darf das aber nicht dazu verleiten, den Altvorderen ein X für ein U vormachen zu wollen. Augenzwinkermodus aus.
Befreit sich der geneigte Hörer dann allerdings von diesen Genre-Konventionen, bekommt er auf den rund fünfundvierzig Minuten Spielzeit handwerklich ordentliche Tracks geliefert, die allerdings größtenteils der Fraktion der Metalcore-Liebhaber gefallen dürften. Was aber schon beim ersten schnellen Durchlauf auffällt, sind ein paar Punkte, die es mehr wert sind, hier etwas allgemeiner diskutiert zu werden, als Song für Song aufzudröseln.
Da haben wir einerseits den Gesang, der stark mit den beim Metalcore durchaus üblichen Lautäußerungen versetzt ist, sich ansonsten jedoch in einem variationsfreien Raume bewegt. Etwas mehr Modulation der Stimme wäre hier angezeigt, besonders, wenn man sich im Haifischbecken der melodischen Speed-Metaller eine Überlebenschance ausrechnen will.
Des Weiteren bergen die Songstrukturen noch einiges an Luft nach oben in sich. Vieles klingt recht austauschbar und nur wenig vermag den Hörer in richtiges Entzücken zu versetzen. Besonders auffällig allerdings sind so manche eingeflochtenen Soli, die Breaks, Rhythmus- und Tempowechsel, deren Sinn sich nicht immer erschließt.
Keine Frage, Kunst ist Kunst, über Geschmack darf man (nicht) streiten UND, auf "Bullets In My Head" ist natürlich längst nicht alles nur schlecht. Subjektiv empfunden bleiben jedoch genau diese Punkte irgendwie mehr haften als das kernige Riffing und die durchaus solide Rhythmusarbeit.
Jungs, holt Euch beim nächsten Mal einen Produzenten, der an entscheidender Stelle mal den einen oder anderen sachdienlichen Hinweis gibt, denn spielen könnt Ihr, das ist keine Frage.
Line-up:
Fabian Vogel (vocals)
Sebastian Mirgeler (guitar)
Matheus Kuska (guitar)
Marcus Hüfken (bass)
Christian Becker (drums)
Tracklist |
01:Divided
02:13.3 Bullets Per Second
03:A Hole In My Dream
04:Blood Is In Your Eyes
05:Like A Chainsaw
06:Prototype Of Death
07:Unborn Forever
08:Angel Annihilation
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