Spielzeit: 37:31 Medium: CD Label: Il Popolo Di Blues, 2009 Stil: Singer/Songwriter / Rock Review vom 14.10.2007 Wolfgang Giese

Ernesto De Pascale wurde am 13.2.1958 in Florenz geboren. Seit 1980 war er als DJ im italienischen Radio beschäftigt. Mit der Gruppe Lightshine veröffentlichte er im Jahre 1982 erstmalig eine Platte. Nachfolgend war er musikalisch tätig bei Hypnodance mit einem Album-Output von vier Platten, zwischen 1984 und 1989.
Nebenbei betätigte er sich auch als Buchautor, schrieb Filmmusik, trat in Kurzrollen als Schauspieler auf und kümmerte sich intensiv um die Entwicklung der italienischen Bluesszene. Als Musikproduzent kann er auf die stattliche Anzahl von gut 40 Alben seit 1981 zurückblicken. Als Musiker war er auf vielen Sessions der letzten 25 Jahre tätig.

Für Allaboutjazz schreibt er Plattenrezensionen und im Jahre 2004 legte er dann erneut selbst eine Platte mit dem britischen Folk Rock-Musiker Ashley Hutchings vor. Und nun, endlich, erschien im Jahre 2007 das hier vorliegende erste Soloalbum, "Morning Manic Music".
Erstaunlich, dass er dazu noch Zeit gefunden hat.

In der Basis hat er die Platte zusammen mit den Mitgliedern der italienischen Independent Band "Undefloor", aufgenommen, mitgeholfen hat unter anderem ein aktuelles Bandmitglied von Steeleye Span und der Albion Band: Ken Nicol.
Es ist gar nicht so einfach diese Musik so zu beschreiben, dass jemand, der diese Rezension liest, sich vorstellen kann, was De Pascale hier vorstellt. So habe ich hin- und her überlegt, um zunächst einmal eine passende 'Schublade' zu finden. Entschieden habe ich mich für die Sparte Singer/Songwriter, etwa jene Art, wie man sie Randy Newman zuordnen kann.
Ich denke, das passt einigermaßen.

Vom Ausdruck, der Intonation und der Betonung her, assoziiere ich bei einigen Stücken Marla Glen - man vergleiche die Art des Gesanges gleich beim ersten Titel, "Alive". Gleichzeitig fallen mir alte Stücke des Rockpoeten Pete Brown (Piblokto!) ein, De Pascale klingt hier auch bisweilen wie dessen Gesang. Heraus ragt noch der Einsatz der Gitarre… mit einem vom Klang her satten Solo.
Die Arrangements kommen bisweilen recht verschachtelt und leicht 'schräg' und sind dadurch sehr interessant im Aufbau. Als gutes Beispiel kann "Blackpool Babylon" herhalten, wo sich die Musik ständig aufzubauen und neu zu gestalten scheint und dann z. B. durch den Einsatz der Orgel ein prägendes Element erhält.

Dieses prägende Element ist auf "About A Girl" die fein im Arrangement von Giulia Nuti eingestreute Viola, und dazu die passende Pedal Steel - zunächst einmal mein Lieblingsstück, mit dieser angenehmen und verzaubernden Atmosphäre.
"Lost Hollywood": Da klingt es wieder nach Randy Newman, aber irgendwie in Verbindung mit Musik, wie sie auch von Procol Harum hätte gespielt werden können, und in der Tat, Ernesto hört sich an wie Gary Brooker.

"I'm Only Playing The Game" - ein weiterer Lieblingstrack mit dieser großartigen Harmonie, die die Komposition beinhaltet und die die Musiker so trefflich umzusetzen vermögen. Ein sehr abwechslungsreiches Stück. Auch hier ist die Viola wieder ein äußerst angenehm ausschmückendes Element. Es war eine gute Wahl Giulia Nuti zu beteiligen, versteht sie es doch, zurückhaltend, aber dennoch sehr prägend zu wirken!
Im "Endless Flight" verstärkt das feine Streichinstrument eine ungewöhnliche Ballade, eine sehr gute Komposition mit wohldurchdachtem Arrangement, aufbauend auf der Basis des Pianos von De Pascale.

Insgesamt gesehen eine wirklich gute 'Neuentdeckung' für mich. Das ist Musik, die man einfach öfter hören muss, denn sie erschließt erst nach mehrmaligem Hören ihre Schönheit. Das ist absolut anspruchsvolle Musik mit Tiefgang, von den Musikern gefühlvoll umgesetzt - sehr interessante Musik abseits dessen, was man alltäglich hören kann.
Das hat schon ein Prädikat verdient, darum von mir 9 von 10 RockTimes-Uhren.

Line-up:
Ernesto De Pascale (lead vocals, electric pianos, keyboards, Hammond B-3, mellotron, Roland syntheziser, mini moog)
Guido Melis (electric bass, electric guitar - #5)
Lorenzo Desiati (drums, percussion)
Giulia Nuti (viola, electric violin - #2, string section - #5)
Antonio Gramentieri (electric guitars - #1)
Ken Nicol (guitar - #2, 9, electric guitar solo - #1, slide guitar solo - #9)
Francesco Gazzara (Hammond organ - #2)
Giulia Nuti, Guido Melis, Lorenzo Desiati (choir - #2)
Paolo Giorgi (acoustic guitar, background vocals - #3, 5, 6, 9)
Gianni Rosati (pedal steel guitars - #3)
Francesco Bottai (acoustic & electric guitars - #4)
Matteo Urro (electric guitars - #4, 8)
Joe Broughton (piano, string section - #5)
Fabrizio Berti (harp - #5)
Stefano Pugelli (irish bouzouki - #6)
Kevin Trainor (acoustic guitar - #7 ,electric guitars - #7, 8)
Lucio Morelli (noises #- 7, 9)