Lisa Doby / Who We Are
Who We Are Spielzeit: 34:21
Medium: CD
Label: jazzhaus records, 2009
Stil: Soul/R&B/Rock

Review vom 05.05.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Lisa Doby, die quirlige, in South Carolina geborene Musikerin, bringt, nach drei Jahren Album-Pause, ihre dritte Platte auf den Markt.
Recht sparsam hat es die in frühen Jahren Violine sowie Trompete spielende Protagonistin auf "Who Are We" angehen lassen. Ganze vierunddreißig Minuten stemmt sie. Recht kurz, allerdings mit ungemein hörenswerter Musik gefüllt.
Warum die vom Gospel als auch Soul inspirierte Sängerin/Gitarristin allerdings den Titelsong in zwei Teile splittet, bleibt ihr Geheimnis.
Nachdem sie sich in Europa niedergelassen hatte, wurde sie in Paris von Patricia Kaas entdeckt und sang in ihrem Backing Vocals-Chor.
Wahrscheinlich mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen ausgestattet, stellte sie sich auf ihre eigenen Beine und veröffentlichte 2004 ihr erstes Album mit dem Titel "Hold On". 2006 folgte das jazzhaus records-Debüt "Free 2 Be".
Sie tourte mit Seeed, Solomon Burke, Lucky Peterson und Joe Cocker.
Verständlich und nachvollziehbar überwältigt war Doby, als sie Ray Charles auf seiner letzten Europa-Tournee begleitete.
In der Gegenwart angekommen, haben wir es jetzt mit ihrer Feststellung "Who We Are" zu tun.
Die CD erweist sich als sehr vielseitig. In die 34 Minuten hat Lisa Doby alle ihre Qualitäten gepackt und diese in elf tollen Songs verwirklicht. Es rockt, sie hat hinreißende Balladen geschrieben und weder den Rhythm & Blues noch den Soul links liegen gelassen. Nicht nur das, gibt sie sich am Ende doch glatt auch noch als Chansonnette in französischer Sprache. Für "Plus Fort Que Moi" hat sie gänzlich auf Begleitmusiker verzichtet. Ein beachtlicher Alleingang, in dem sie sich am Piano und Bass begleitet. Eine Violine vernimmt man auch.
Ach, weil wir gerade bei dem Stichwort Sprache sind... Etwas stutzig wird man bei dem Lied davor, denn Doby singt "Sankt Amarin" in Englisch sowie 'Alsatian'. Sorry, da musste erst das Lexikon her. Elsässisch ist das und klingt... gut.
Der Text stammt von Germain Muller, einem 1994 verstorbenen Dichter und Kabarettisten. Die Musik schrieb Mario Hirlé, mit dem Muller 1946 das Straßburger Theater Le Barabli gründete.
Rundum eine sehr gelungene Bearbeitung der Doby, die mit dem Dialekt null Probleme hat. Den Track darf man sich allerdings auch mehrmals zur Gemüte führen, so toll ist der und wenn man sich das herrlich gestaltete Booklet zur Hand nimmt, kann der Text selbst für einen Niederrheiner nachvollzogen werden.
Doby allerdings nur auf diese beiden, wie gerade beschriebenen besonderen Nummern zu reduzieren, wäre falsch.
In überschwängliche Freude kann der Hörer verfallen, wenn es um ihren Gesang geht. Ihre Stimmbänder sind mit dem notwendigen Soul beschichtet. Es gibt keinen Song, in dem man ihr nicht gerne zuhört.
Das geht schon mit dem rockig Gitarren-orientierten Opener "Unconditionally" los und setzt sich im vom feinsten groovenden Titeltrack fort. Eingangs bereits erwähnt, ist nur nicht verständlich, warum die 45 Sekunden "Who We Are Outro" als etwas psychedelischer Appendix fungiert. Live mag das Stück gerne ausgebaut werden.
Feine Balladen hat die Doby drauf, ob im rockigen E-Gitarren Mid-Tempo-Ambiente oder auch auf Schritt-Tempo reduziert. "That Kind Of Day" legt eine luftige Lockerheit an den Tag. Wer pfeift denn da so schön im Hintergrund?
Der Gospel darf auf keinen Fall fehlen... und mit dem kommt man in "Be With You" voll auf seine Kosten.
Ohhh, "Just Because", ebenfalls eine Ballade, zieht einem den Boden unter den Füßen weg. Klasse!
So ist es auch mit "Who We Are" in toto.
Eine Platte mit viel Emotionen und Abwechslung satt. Nicht nur das Album ist zu empfehlen, sondern auch mehrmaliges Hören, denn es gibt so viele herrliche Details zu entdecken. Kein Detail, aber brillant arrangiert ist die Accordina in "Hold On". Und das mitgelieferte Video "Feeling Good" aus der Dokumentation "Nina Simone: Love Sorceress Forever" schließt den Kreis des sehr guten Eindrucks.
Lisa Doby muss man sich merken!
Line-up:
Lisa Doby (vocals, backing vocals, guitar, claps, stomps, tambourine)
Basile Leroux (guitar)
Yannick Eichert (guitar, backing vocals)
Jim Grandcamp (guitar, drums - #9)
Franck Bedez (bass, upright bass, backing vocals)
Jerome Spieldenner (drums, backing vocals)
Marcel Loeffler (accordina - #9)
Jaki Koehler (backing vocals)
Tracklist
01:Unconditionally (2:55)
02:Who We Are (3:47)
03:Who We Are Outro (0:45)
04:That's Love (2:47)
05:That Kind Of Day (3:28)
06:Everytime It Rains (3:24)
07:Be With Me (2:50)
08:Just Because (3:07)
09:Hold On (3:17)
10:sankt Amarin (3:00)
11:Plus Fort Que Mai (5:03)
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