Peter Driessen / Sixtified
Sixtified Spielzeit: 60:29
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2011
Stil: Blues, Rock

Review vom 16.01.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Da ziehen sich die Streifen des Union Jacks durch die Schrift auf dem Coverbild und das neue Album von Peter Driessen heißt "Sixtified". Alleine schon durch die Flagge und den Albumtitel werden Begehrlichkeiten geweckt, denn schließlich gehören die Sechziger mit zu den besten zehn Jahren, die die Musik zu bieten hat. Wer nun aber meint, Peter Driessen gräbt Nummern aus dieser Ära aus und covert sie, hat quasi die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Protagonist serviert uns vierzehn lupenreine Eigenkompositionen, die er zusammen mit dem Keyboarder Uli Imsiepen, Ecke Volk (Bass) und dem Schlagzeuger Klaus Esser aufgenommen hat.
Peter Driessen setzt, selbst wenn er sich nicht durchgängig dem 12-Takter hingibt, deutliche Ausrufezeichen, die ihn wieder einmal als einen der versiertesten Künstler aus deutschen Landen ausweist. Der Komponist, Texter, Sänger und Gitarrist hat es geschafft, dem Hörer einen ganz persönlichen Einblick in die angesprochene Epoche zu liefern und bei den Songs darf es ruhig Querverweise zu Musikern oder Bands aus dieser Zeit geben.
Bei "Forget Me, Baby" zum Beispiel ist fetziger Rock'n'Roll angesagt, der zwischen Chuck Berry und den Rolling Stones pendelt. Trotzdem, wie auch bei allen anderen Tracks hören wir einhundert Prozent Peter Driessen. Seine Begleitmusiker spielen auf Augenhöhe mit ihm. Im soeben erwähnten Titel serviert uns Imsiepen zum Beispiel ein fantastisches Honky-Piano und ihm gehört auch ein kraftvolles Solo in diesem Lied.
Der E-Gitarre hat der Frontmann die Hauptrolle auf "Sixtified" zugeteilt. Dennoch wird der rote Faden dieses Sechssaiters auf dem Album zweimal unterbrochen. Für "Slow Walker" sowie "Anna" schultert Driessen die akustische Gitarre. Der fast solo eingespielte 'langsame Spaziergänger' verfügt über einen herrlichen Boogie-Groove und bezüglich der tollen, bekannt-rauen Stimme des Mannes braucht man keine weiteren Worte zu verlieren. Phasenweise hat "Anna" hypnotische Züge und diese Nummer ist auch durch einen ergreifenden Chorgesang geprägt. So muss eine akustische Ballade klingen. Langsam schleicht sie sich unter die Haut des Hörers und Driessen hat verdammt viele Klangvarianten für uns parat. Einfach herrlich!
Da wir gerade bei den langsameren Nummern sind... selbstredend wird auch der Slow Blues zelebriert. In "Old Boys/Young Boys" fließen die Emotionen wie am Fließband aus den Boxen und genauso ist es auch bei den wunderschön gespielten Tönen aus der Gitarre. Bei einem solchen 12-Takter hört man quasi die Stecknadel fallen.
Für den Opener "She Took Her Golden Whiskey Neat" lässt man sich besonders viel Zeit und gleich am Anfang stehen beeindruckende Sound-Spielereien. Diese Nummer gehört ebenfalls in die Kategorie Entschleunigung, auch wenn hier herrlich mit der Dynamik jongliert wird. Die sich überlagernden Bass- sowie Gitarrenklänge haben abermals hypnotische Effekte und der Sechssaiter erinnert einen an Peter Green. Welch ein Platten-Start!
Pausenlos verzückt man mit neuen Spiel-Varianten und Rhythmen. Natürlich lässt die Band es auch ordentlich rocken. Erstaunlich ist es schon, dass die Songs gefühlt viel länger sind, als es die Spielzeiten ausdrücken. Ohne die Nummern zu überfrachten, steckt eine große Vielfalt in ihnen. So kommt der Hörer in den Genuss von rauen Rockern und sanften Balladen. Man hat sehr viel Wert auf klasse Grooves und natürlichen CD-Klang gelegt.
Füllstoff ist ein Fremdwort für Peter Driessen. Die vierzehn Tracks reihen sich aneinander wie bunte Perlen einer langen Umhängekette und Imsiepen kann seine Hammond so wunderbar klingen lassen. Bei "Sixtified" setzt Peter Driessen nicht ausschließlich auf den Blues. Gerade der Scheiben-Schluss mit "Rush Hour" bietet einen ganz besonderen Winkelzug, denn zum einen kommt diese Nummer ohne Text aus und zum anderen ist sie so psychedelisch wie Pink Floyd in ihren Kinderschuhen.
"Sixtified" erfüllt vom ersten bis zum letzten Ton die gestellten Erwartungen an ein Album von Peter Driessen. Die Platte ist eine fantastische Hommage an die Sechzigerjahre und mit einer Gesamtspielzeit von etwas über einer Stunde bekommt man auch noch Üppiges geboten. Retro klingt anders. Hier handelt es sich eher um eine Reinkarnation. Die Begleitmusiker sind erste Kajüte und in diesem Sinn... hoch lebe diese Dekade in Driessens Händen.
Line-up:
Peter Driessen (vocals, guitar)
Uli Imsiepen (Hammond, piano)
Ecke Volk (bass)
Klaus Esser (drums)
Tracklist
01:She Took Her Golden Whiskey Neat (7:10)
02:Peppermill (4:44)
03:Slow Walker (3:05)
04:Sure She Gonna Do It Again (3:12)
05:Forget Me, Baby (3:08)
06:I Know My Baby (3:16)
07:I Truly Ain't A Bad Boy (3:05)
08:Old Boys/Young Boys (5:42)
09:Anna (3:53)
10:Ain't Changing My Ways (4:30)
11:I Live A Life Of Freedom (4:10)
12:The Weight Of Pain (5:29)
13:The Perfect Absentee (5:30)
14:Rush Hour (4:09)
(all songs written by Peter Driessen)
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