Dave Edmunds / Live At Rockpalast - Loreley 1983
Live At Rockpalast Spielzeiten: CD: 56:32, DVD: ~58:00
Medium: CD/DVD
Label: Repertoire Records, 2014
Stil: Rock


Review vom 02.06.2014


Jochen v. Arnim
Rockpalast Loreley 1983Es ist manchmal erstaunlich, wie wenig notwendig ist, um einen in Zeiten zurückzukatapultieren, die lange als vage Erinnerung in einer dunklen Ecke des Hirns vor sich hin gammelten. So etwas geschah gerade eben, als ich die DVD des vorliegenden Digipaks in den Player schob und auf die Abspieltaste drückte. Booom, ich stand wieder ganz vorne und rockte zu dem heißen Rock’n’Roll ab, den dieser walisische Musiker mit seiner Band zum Besten gab.
Wir schreiben das Jahr 1983, es ist Sonnabend und es ist heiß auf der Loreley. Wer es sich leisten kann, der entledigt sich seines Shirts (und ein paar von der anderen Fraktion auch…) und versucht, mit dem Trinkbecher so gut wie möglich zu haushalten. Bist du einmal weg zum Bierholen, wird es schwer, den alten Platz wieder zu ergattern. Aber das Wichtigste ist eh die Musik an jenem frühen Nachmittag. Wohlgemerkt, wir reden noch von der frühesten Band des Tages und das Publikum ist schon mit den ersten Takten voll auf Betriebstemperatur. Also nix mit gemütlich ein Plätzchen suchen, während sich die Vorgruppe einen abquält – so war das nie bei den Rockpalast-Veranstaltungen, zumindest nicht bei denen, die ich besucht habe.
Edmunds und Band hauen mit "From Small Things" direkt einen Kracher von Springsteen ins Amphitheater, der auf der ein Jahr zuvor erschienenen D.E.7TH enthalten ist und für Platte wie Show einen geilen Opener bietet, was das Publikum dann auch begeistert annimmt. Gefolgt wird der erste Song von einer Chuck Berry-Nummer, die auf den Titel "Dear Dad" lauscht und quasi nahtlos in "Sweet Little Lisa" übergeht. Rock’n’Roll, Rockabilly, Boogie, wir kriegen alles geboten und das geht mächtig in die Beine.
Zwischendurch werden die Gitarrenläufe immer wieder von kleinen Slide-Einlagen aufgefrischt und wir hören kurze Ausflüge in Cajun-Gefilde durch die Quetschkommode des Keyboarders Watkins. "Loud Music In Cars" geht ebenso gut in die Gliedmaßen wie der Costello-Song "Girls Talk", den Edmunds vollkommen unprätentiös vorträgt. Überhaupt macht er nicht ansatzweise auf dicke Hose, wirkt eher schüchtern beim Singen und Spielen. Der Kamera bleibt ja nicht viel verborgen und manchmal sieht man ihn unsichere Blicke in die Runde werfen. Es heißt zudem, er soll nach der Show angekündigt haben, nie wieder auftreten zu wollen.
Hits wie "Queen Of Hearts", "I Hear You Knocking” oder auch das echt coole "I Knew The Bride (When She Used To Rock And Roll)” hauen richtig in die Vollen und Edmunds wechselt ab und zu die Aktivenrolle am Mikro mit seinem Spannmann an der Gitarre Bremner. Aber auch Keyboarder Watkins darf singen und sich selber dazu auf der Zieharmonika begleiten.
Mit dem Hammer "Crawling From The Wreckage", das von Graham Parker stammt, wird das Ende der knapp einstündigen Show eingeläutet. Selbstverständlich kann sich die Band den lautstarken Forderungen des Publikums nach einer Zugabe nicht entziehen und so gibt es noch den flotten "Ju Ju Man" und mit dem kurzen Rausschmeißer "Let’s Talk About Us" noch ein finales Stückchen Rock’n’Boogie von Jerry Lee Lewis.
Das Bildmaterial der DVD, die eine identische Trackliste (ist ja auch dasselbe Konzert) wie die CD aufweist, ist ebenso wie der Sound überarbeitet worden und beides geht als ordentlich durch. Sicherlich mag ab und an ein gewisses ’Bootleg-Feeling’ beim Ton durchkommen, aber letztendlich haben wir es mit einem tollen Dokument eines wirklich klasse Auftritts bei einem der legendärsten Festivals auf der Loreley zu tun. Die Statistiken sagen, es habe dort kein anderes Event unter dem Rockpalast-Banner gegeben, das mit mehr Besuchern aufwarten konnte. Nach Edmunds spielten noch die Stray Cats, U2, Joe Cocker und als Headliner des Abends machte die Steve Miller Band mit ihrer "Abracadabra”-Show mächtig viel Bühnenzauber.
Ich hoffe inständig, dass Repertoire weitere der ganz alten Rockpalast-Festivals in vergleichbarer Aufmachung mit CD und DVD unter ihre Fittiche nehmen. Das gibt eine feine Sammlung von musikalischen Dokumenten, die mit der Geschichte der Live-Rockmusik in diesem unserem Lande untrennbar verbunden sind. Darf man gerne kaufen, sehr gerne sogar!
Line-up:
Dave Edmunds (vocals, guitar)
Billy Bremner (guitar, vocals)
John David (bass, vocals)
Geraint Watkins (keyboards, accordion, vocals)
Dave Charles (drums)
Tracklist
CD/DVD:
01:From Small Things Big Things Come
02:Dear Dad
03:Sweet Little Lisa
04:Loud Music In Cars
05:Girls Talk
06:Don't You Double
07:Queen Of Hearts
08:I Don't Wanna Be In Love
09:I Hear You Knocking
10:Trouble Boys
11:I Knew The Bride (When She Used To Rock And Roll)
12:You Ain't Nothing But Fine
13:Information
14:Slipping Away
15:Crawling From The Wreckage
16:Ju Ju Man
17:Let's Talk About Us
Externe Links: