The Eagles / Long Road Out Of Eden
Long Road Out Of Eden Spielzeit: 90:53
Medium: Do-CD
Label: Lost Highway Records, 2007
Stil: Pop & Rock

Review vom 07.11.2007


Manni Hüther
Zu den Eagles muss man wohl keine großen Worte mehr verlieren. Seit über 35 Jahren im Business und das äußerst erfolgreich, sind sie trotz gelegentlichem Besetzungswechsel die amerikanische Musik-Ikone geblieben. Don Henley und Glenn Frey als die verbliebenen Gründungsmitglieder haben nach dem Split der Band ihre Probleme miteinander schon seit Anfang der 90er unter den Teppich gekehrt, da jeglicher Ego-Trip der beiden trotz dem einen oder anderen Hit irgendwie ins Abseits führte. Selbst Joe Walsh und Timothy B. Schmit sind schon so lange dabei, dass man meinen könnte, sie hätten sich schon immer im Inneren des Adlerhorstes aufgehalten ... .
Zur Reunion 1994 gab es auf dem Live-Album "Hell Freezes Over" auch ein paar neue Studiotracks, und nun erschien das siebte komplette Studioalbum (das erste seit 1979!) - und das gleich als Doppel-CD. Dem Superstar-Status entsprechend mit aufwendigen Bookletinformationen, erstklassigem Klang (wofür die ausgebufften Profis Bill Szymczyk als jahrzehntelanger Producer der Band und der Mastering-Guru Bob Ludwig ihre Namen zu recht hergeben) und ... und? 20 Songs, alles unverkennbar Eagles-Songs. Das war's.
Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Zuerst mal ist festzustellen, dass die Herren um die 60 ihre Texte nicht mehr für Teenagerträume formulieren, sonst wär es auch etwas peinlich. Statt dessen gibt es ein Umweltthema ("No More Walks In The Wood"), was Politisches (?) - bei dem ihnen wohl kein Text eingefallen ist ("I Dreamed There Was No War"). Der Track hätte als Instrumental durchaus auch sonstwie heißen können - ansonsten sind die Lyrics jedoch annehmbar, soll heißen: Sie nerven nicht über Gebühr.
Wie früher schon, haben die Eagles auch hier Fremdkompositionen verarbeitet, darunter natürlich (?) von J.D. Souther, der ja schon in der Vergangenheit einige ihrer Hits verfasste. Sie bedienen sich auch bei Paul Carrack und Frankie Miller.
An ihren Instrumenten und dem Aufbau der Songs zeigen sie ihre lässige Klasse - das ist unbestreitbar. Aber, aber: Jeder dieser Tracks könnte auch von einem fiktiven Album aus 1981 als Nachfolger von "The Long Run" stammen. Es wäre damals ok gewesen und es ist natürlich auch heute ok, wenn auch einfach langweilig. Eine Weiterentwicklung ist beim besten Willen nicht auszumachen. Wenn es die Platte nicht gäbe, keiner würde sie vermissen. Zumindest keiner, der mit den Eagles aufgewachsen ist.
Bei den ersten Tönen von "You Are Not Alone" kam mir sogar spontan die Schnulze "Streets Of London" von Ralph McTell in den Sinn ... einzig der 10-minütige Titelsong sticht etwas heraus, ohne neue Einsichten zu vermitteln. Trotz der schönen Slide-Parts von Joe Walsh vermisst man bei den schnelleren Sachen doch die 'Schweine-Slide' eines Don Felder, die so unnachahmlich war.
Ganz zu schweigen von Bernie Leadon mit seinen Banjo-Künsten, der zusammen mit Randy Meisner für den ursprünglichen Eagles-Sound stand, obwohl beide eher im Hintergrund agierten. Dies aber umso beeindruckender und das wird beim intensiven Anhören von "Long Road Out Of Eden" schmerzhaft bewusst.
Don Henley sagt in einem neueren Interview, dass die neue Scheibe selbstverständlich mit den besten Werken aus dem Höhenflug der Adler zwischen 1972 und 1980 standhalten kann. Was soll er auch sonst sagen? Er hat recht und zugleich unrecht.
Recht hat er, wenn er damit "The Long Run" und selbst "Hotel California" mit seinem All-Time-Hammer-Titelsong und seinen vielen durchschnittlichen Tracks meint. Unrecht hat er, wenn er damit die ersten drei Alben der Band meinen würde, wobei "Desperado" als (leider unverschämt kurze) Konzeptplatte den gesamten Eagles-Output als Country Rock-Sternstunde par excellence fast in den Schatten stellt.
Die Welt ist ungerecht und wir wissen es alle. "Long Road Out Of Eden" wird sich wie geschnittenes Brot verkaufen. Fans wären aber bei vielen anderen, zu unrecht teilweise unbekannten Interpreten viel besser aufgehoben. Auch als Mitglieder der ehrwürdigen 'Rock'n'Roll Hall Of Fame' müssen sich die Adler eben der Konkurrenz stellen und die hat nun mal wesentlich mehr Asse in der Hand und damit viel weniger überproduzierte Langeweile.
Gegen einen Chris Knight, Robert Earl Keen, Steve Earle, Kevin Gordon oder auch
Buddy & Julie Miller sind sie auf der großen Wiese dieses Genres eher die ungeliebte zweite Wahl geworden. Klingt hart, ist aber so. Wer also noch Geld für CDs ausgibt, sollte sich bei den nur als Beispiel genannten Primusse inter Pares bedienen. Die Eagles gehören (leider) nicht mehr dazu!
Tracklist
CD 1:
01:No More Walks In The Wood
02:How Long
03:Busy Being Fabulous
04:What Do I Do With My Heart
05:Guilty Of The Crime
06:I Don't Want To Hear Anymore
07:Waiting In The Weeds
08:No More Cloudy Days
09:Fast Company
10:Do Something
11:You Are Not Alone
CD 2:
01:Long Road Out Of Eden
02:I Dreamed There Was No War
03:Somebody
04:Frail Grasp On The Big Picture
05:Last Good Time In Town
06:I Love To Watch A Woman Dance
07:Business As Usual
08:Center Of The Universe
09:It's Your World Now
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