Efendi's Garden / Same
Efendi's Garden Spielzeit: 72:27
Medium: CD
Label: Sireena Records, 2010 (1979)
Stil: Rock


Review vom 02.09.2010


Markus Kerren
Sireena Records sei Dank wurde ein weiterer schon verloren geglaubter Schatz gehoben! Efendi's Garden war eine Band, die von Wolfgang Krantz (Jane, Ex-Harlis) und Klaus Hess (Ex-Jane, Mother Jane) ins Leben gerufen wurde. Nachdem Krantz 1974 zusammen mit Charly Maucher die Hannoveraner Band Jane verlassen hatte und im Anschluss mit Harlis zwei starke Alben veröffentlicht hatte, nahm er sich erstmal eine ca. einjährige Auszeit, um anschließend wieder durchzustarten. Die Band nannte sich zunächst Antares, danach schließlich Efendi's Garden und legte im Jahr 1979 ein Album vor, das bezüglich seiner Ausrichtung und Originalität zur damaligen Zeit sicher einzigartig war.
Der Hauptgrund dafür war, dass der Sänger Thomas Stender (alias Curtis Efendi) arabische Einflüsse mit einbrachte, was dann zu einer musikalischen Verschmelzung der Kulturen führte. Und als wenn das alleine nicht schon jede Menge interessanten Stoff abwerfen würde, wurde zusätzlich sehr gelungen von Rock über Balladen bis hin zur Verwendung von Disco-Einflüssen noch weiter in die Variationskiste gegriffen.
Sehr prägnant und der Punkt, an dem sich die Geister am ehesten scheiden werden, ist ganz sicher der Gesang von Thomas Stender, der die Nummern in einer sehr eigenen Art, mal mit gepresster, mal mit 'normaler' Stimme, mal mit Megaphon zum Besten gibt. Davon abgesehen hatte er allerdings richtig gute und eingängige Gesangsmelodien am Start. Geht es beim Opener "Lazy Man Crazy" noch rockend mit einem satten Groove zu, kommt das Intro zu "The Garden" mit einer vom Keyboard unterstützten arabischen Gesangseinlage von Stender um die Ecke, bevor sich der Track in psychedelische Gefilde begibt. Traumlandschaften tauchen vor dem geistigen Auge auf, während man von einer starken, eingängigen Gesangsmelodie und einem sehr schönen Solo von Klaus Hess durch die Gegend 'geschwebt' wird. Und hier greift auch das Saxophon von Heinz Alberding zum ersten Mal hervorragend ins Geschehen ein.
"Doom's Day", "Oh Boy", "Whip Of Roses" ... je länger die Scheibe läuft, desto mehr verliert man sich in ihr. Spacige, sphärige Gitarrensounds, die jedoch jeweils nur die Akzente in dem ansonsten von den Keyboards geprägten Sound setzen und das immer wieder mal majestätisch auftauchende Saxophon veredeln die Tracks und ziehen einen immer tiefer in ihren Bann.
Ausfälle gibt es keine, besonders erwähnt werden muss aber noch der - nach "The Garden" - zweite absolute Höhepunkt mit dem Namen "The King". Hier fühlt man sich aufgrund der kreierten Atmosphäre wieder in einen Film (wahlweise Traum) bzw. andere Welt versetzt und verfolgt gespannt die Geschichte des einsamen Königs, der sich scheinbar nur noch in Bars etwas aufheitern kann. Hier ist Hess einmal mehr mit einem seiner einzigartigen Gitarren-Licks zu Gast. Frank Meier am Bass und Wolfgang Schreiner an den Drums liefern dazu nicht nur die coolen Grooves, sondern stellen mit ihrem Spiel einen grundsoliden Unterbau dar.
Da es ohne den prägnanten Gesang von Thomas Stender natürlich nicht ging und dieser damals in Berlin wohnte (der Rest der Truppe war in Hannover ansässig), verlief die Geschichte nach der Veröffentlichung des Albums leider im Sand. Zehn Jahre später fand sich die Band allerdings wieder zusammen, spielte ein Konzert in Hannover und nahm ein weiteres Album auf, das seinerzeit allerdings nicht erschien. Diese zehn Tracks sind auf der vorliegenden CD ebenfalls enthalten. Und von ein paar kleinen Veränderungen abgesehen macht die Band genau dort weiter, wo sie eine Dekade davor aufgehört hatte.
Auch bei "Do It" (so der Titel des geplanten Albums) bestimmen starkes Songwriting, sehr eingängige Gesangsmelodien und Abwechslungsreichtum das Geschehen. Die arabischen Einflüsse sind hier nicht so stark vertreten (Ausnahme "Al-Hubb") und es geht auch nicht mehr so psychedelisch zu wie auf Teilen der ersten Scheibe. Was mein Hörvergnügen etwas trübt, ist die Tatsache, dass hier kein Schlagzeuger mehr dabei war, sondern die Drums auf dem Computer programmiert wurden. Ein großes Plus ist jedoch, dass dieses zweite Werk ansonsten keineswegs an dem fürchterlichen Achtziger-Plastik-Sound krankt, sondern immer noch sehr eigenständig und homogen klingt.
Ein Fazit ist schließlich schnell gezogen: Efendi's Garden, bzw. diese CD ist ein absolutes Muss für jeden Jane-Fan, vollkommen egal welcher Fraktion man sich auch zugehörig fühlen mag. Ebenfalls eine dicke Empfehlung geht an alle, die ihre Musik gerne etwas ungewöhnlicher und mit vielen unterschiedlichen Einflüssen versehen mögen.
Line-up Efendi's Garden:
Curtis Efendi (vocals, megaphone)
Wolfgang 'Wild Man' Krantz (guitars, keyboards, vibrator)
Frank Meier (bass)
Wolfgang Schreiner (drums & percussion)

With guests:
Klaus Hess (guitars, fishtank)
Heinz Alberding (saxophone)
Line-up Do It:
Bernd Stender (vocals)
Wolfgang Krantz (guitars)
Klaus Hess (guitars, keyboards)
Erwin Giebelhausen (bass)
Heinz Alberding (saxophone, computer drums)
Tracklist
01:Lazy Man Crazy
02:The Garden
03:Doom's Day
04:Oh Boy
05:Whip Of Roses
06:The King
07:Mary
08:The Sirens
09:Lemmie Go Hanging
10:Fisherman
11:Do It
12:Struck By Love
13:U Gimme Lights
14:One Wrong Step
15:Easy To Forget You
16:Al-Hubb
17:Late In The Night
18:And The Wind Was Blowing
19:Sailor
20:Rich Girls
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